schrieben. Rechnete jener die Größe des Herku- les aus seiner Zehe aus; und errieth jener Maler aus einem Striche die Meisterhand, von der er kam: so können auch wir von dieser Ode ganz si- cher auf das Gehirne schliessen, in dem sie jung ge- worden. Es war falsch, daß unsere Dichter glaubten, mit jeder Strophe müsse der Sinn sich auch schliessen. Nein! es sind Oden möglich, de- ren Strophen so künstlich in einander geflochten werden, daß kaum die letzte Strophe einen Punct bekömmt. Denn wer kann das Meer aufhalten, wenn es aus seinen Ufern tritt? so wallet auch Klopstocks Gehirn, und tritt über die Küsten.
Wir finden auch ein eisernes Feld, indem wir uns ein Feld vermuthen, welches mit zerknirsche- ten Harnischen und zerbrochenen Speeren bedecket ist. Wir wollen demnach in der ersten Ode, die wir machen werden, uns eines gebeinten Feldes, oder beinernen Ackers, bedienen.
Eloa, ein Engel, den Klopstock geschaffen.
Nun wissen wirs; die Bibel würde noch einmal so viel gewinnen, wenn sie uns hübsch erzählte, wor- aus Gott die Engel erschaffen. Der schweizeri- sche Schöpfer sah diesen Mangel ein, und er- setzte ihn.
Gott schuf ihn erst. (a. St. zuerst) Aus einer hell- leuchtenden Morgenröthe Schuf er ihm einen ätherischen Leib. Ein Him- mel von Wolken Floß um ihn, da er wurde. Offenb. St. Klopst. 15 S.
Es
El
ſchrieben. Rechnete jener die Groͤße des Herku- les aus ſeiner Zehe aus; und errieth jener Maler aus einem Striche die Meiſterhand, von der er kam: ſo koͤnnen auch wir von dieſer Ode ganz ſi- cher auf das Gehirne ſchlieſſen, in dem ſie jung ge- worden. Es war falſch, daß unſere Dichter glaubten, mit jeder Strophe muͤſſe der Sinn ſich auch ſchlieſſen. Nein! es ſind Oden moͤglich, de- ren Strophen ſo kuͤnſtlich in einander geflochten werden, daß kaum die letzte Strophe einen Punct bekoͤmmt. Denn wer kann das Meer aufhalten, wenn es aus ſeinen Ufern tritt? ſo wallet auch Klopſtocks Gehirn, und tritt uͤber die Kuͤſten.
Wir finden auch ein eiſernes Feld, indem wir uns ein Feld vermuthen, welches mit zerknirſche- ten Harniſchen und zerbrochenen Speeren bedecket iſt. Wir wollen demnach in der erſten Ode, die wir machen werden, uns eines gebeinten Feldes, oder beinernen Ackers, bedienen.
Eloa, ein Engel, den Klopſtock geſchaffen.
Nun wiſſen wirs; die Bibel wuͤrde noch einmal ſo viel gewinnen, wenn ſie uns huͤbſch erzaͤhlte, wor- aus Gott die Engel erſchaffen. Der ſchweizeri- ſche Schoͤpfer ſah dieſen Mangel ein, und er- ſetzte ihn.
Gott ſchuf ihn erſt. (a. St. zuerſt) Aus einer hell- leuchtenden Morgenroͤthe Schuf er ihm einen aͤtheriſchen Leib. Ein Him- mel von Wolken Floß um ihn, da er wurde. Offenb. St. Klopſt. 15 S.
Es
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El
ſchrieben. Rechnete jener die Groͤße des Herku-
les aus ſeiner Zehe aus; und errieth jener Maler
aus einem Striche die Meiſterhand, von der er
kam: ſo koͤnnen auch wir von dieſer Ode ganz ſi-
cher auf das Gehirne ſchlieſſen, in dem ſie jung ge-
worden. Es war falſch, daß unſere Dichter
glaubten, mit jeder Strophe muͤſſe der Sinn ſich
auch ſchlieſſen. Nein! es ſind Oden moͤglich, de-
ren Strophen ſo kuͤnſtlich in einander geflochten
werden, daß kaum die letzte Strophe einen Punct
bekoͤmmt. Denn wer kann das Meer aufhalten,
wenn es aus ſeinen Ufern tritt? ſo wallet auch
Klopſtocks Gehirn, und tritt uͤber die Kuͤſten.
Wir finden auch ein eiſernes Feld, indem wir
uns ein Feld vermuthen, welches mit zerknirſche-
ten Harniſchen und zerbrochenen Speeren bedecket
iſt. Wir wollen demnach in der erſten Ode, die
wir machen werden, uns eines gebeinten Feldes,
oder beinernen Ackers, bedienen.
Eloa, ein Engel, den Klopſtock geſchaffen.
Nun wiſſen wirs; die Bibel wuͤrde noch einmal ſo
viel gewinnen, wenn ſie uns huͤbſch erzaͤhlte, wor-
aus Gott die Engel erſchaffen. Der ſchweizeri-
ſche Schoͤpfer ſah dieſen Mangel ein, und er-
ſetzte ihn.
Gott ſchuf ihn erſt. (a. St. zuerſt) Aus einer hell-
leuchtenden Morgenroͤthe
Schuf er ihm einen aͤtheriſchen Leib. Ein Him-
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Offenb. St. Klopſt. 15 S.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/138>, abgerufen am 04.03.2025.
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