Allemal, wenn der Vater der Menschen beliebet den Einfluß Auf das Hochzeitbett, u. den Tag der Empfäng- niß zu schütten: Fleußt der göttliche Seegen vom Vater zum Sohne hernieder. Noah, 19 S.
Jst das nicht einmal deutlich von der Ehe geredet, zumal von Fräulein Debora? Diese Schreib- art der juckenden Begierde, wie sie Antilon- gin nennet, ist der vornehmste Theil der Mode- schreibart; eine Schreibart, die seit einiger Zeit sehr in Ansehen gekommen ist, weil sich Dichter vom ersten Range derselben bedienet haben. Die Mu- sen haben ja auch Fleisch und Blut: sollen sie denn nicht manchmal den Bademüttern ins Handwerk fallen? Diese Schreibart bestehet ganz und gar nicht aus Metaphoren, sondern wirklichen Schilde- reyen, die von den beyden fruchtbarsten Quellen hergenommen werden, welche das wahrhafte Tie- fe des menschlichen Leibes sind, nämlich von - und von - Hiatus magnus lacrimabilis - aus saftigen Anspielungen, säuischen Bildern, Fratzen Bodmers, Klopstocks,Wielands, Nau- manns, welches alles aus besagten Quellen herge- leitet ist. Diese Brunnen des Witzes sind uner- schöpflich; und so lange das menschliche Geschlecht witzig gewesen, hat es die beliebtesten Züge des Wi- tzes daher geholet. Jch hoffe auch, daß sie so bald nicht versiegen werden.
Einschnitt.
Dieses Ragout, oder dieser Ein- schnitt ist ein gelenker Einschnitt, nicht von Käl-
berfüßen,
Ei
Allemal, wenn der Vater der Menſchen beliebet den Einfluß Auf das Hochzeitbett, u. den Tag der Empfaͤng- niß zu ſchuͤtten: Fleußt der goͤttliche Seegen vom Vater zum Sohne hernieder. Noah, 19 S.
Jſt das nicht einmal deutlich von der Ehe geredet, zumal von Fraͤulein Debora? Dieſe Schreib- art der juckenden Begierde, wie ſie Antilon- gin nennet, iſt der vornehmſte Theil der Mode- ſchreibart; eine Schreibart, die ſeit einiger Zeit ſehr in Anſehen gekommen iſt, weil ſich Dichter vom erſten Range derſelben bedienet haben. Die Mu- ſen haben ja auch Fleiſch und Blut: ſollen ſie denn nicht manchmal den Bademuͤttern ins Handwerk fallen? Dieſe Schreibart beſtehet ganz und gar nicht aus Metaphoren, ſondern wirklichen Schilde- reyen, die von den beyden fruchtbarſten Quellen hergenommen werden, welche das wahrhafte Tie- fe des menſchlichen Leibes ſind, naͤmlich von - und von - Hiatus magnus lacrimabilis - aus ſaftigen Anſpielungen, ſaͤuiſchen Bildern, Fratzen Bodmers, Klopſtocks,Wielands, Nau- manns, welches alles aus beſagten Quellen herge- leitet iſt. Dieſe Brunnen des Witzes ſind uner- ſchoͤpflich; und ſo lange das menſchliche Geſchlecht witzig geweſen, hat es die beliebteſten Zuͤge des Wi- tzes daher geholet. Jch hoffe auch, daß ſie ſo bald nicht verſiegen werden.
Einſchnitt.
Dieſes Ragout, oder dieſer Ein- ſchnitt iſt ein gelenker Einſchnitt, nicht von Kaͤl-
berfuͤßen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0135"n="109"/><fwplace="top"type="header">Ei</fw><lb/><cit><quote>Allemal, wenn der Vater der Menſchen beliebet<lb/><hirendition="#et">den <hirendition="#fr">Einfluß</hi></hi><lb/>
Auf das Hochzeitbett, u. den Tag der Empfaͤng-<lb/><hirendition="#et">niß zu <hirendition="#fr">ſchuͤtten:</hi></hi><lb/><hirendition="#fr">Fleußt der goͤttliche Seegen vom Vater zum<lb/><hirendition="#et">Sohne hernieder. Noah, 19 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Jſt das nicht einmal deutlich von der Ehe geredet,<lb/>
zumal von <hirendition="#fr">Fraͤulein Debora?</hi> Dieſe <hirendition="#fr">Schreib-<lb/>
art der juckenden Begierde,</hi> wie ſie <hirendition="#fr">Antilon-<lb/>
gin</hi> nennet, iſt der vornehmſte Theil der <hirendition="#fr">Mode-<lb/>ſchreibart;</hi> eine Schreibart, die ſeit einiger Zeit<lb/>ſehr in Anſehen gekommen iſt, weil ſich Dichter vom<lb/>
erſten Range derſelben bedienet haben. Die Mu-<lb/>ſen haben ja auch Fleiſch und Blut: ſollen ſie denn<lb/>
nicht manchmal den Bademuͤttern ins Handwerk<lb/>
fallen? Dieſe Schreibart beſtehet ganz und gar<lb/>
nicht aus Metaphoren, ſondern wirklichen Schilde-<lb/>
reyen, die von den beyden fruchtbarſten Quellen<lb/>
hergenommen werden, welche das wahrhafte <hirendition="#fr">Tie-<lb/>
fe</hi> des menſchlichen Leibes ſind, naͤmlich von -<lb/>
und von - <hirendition="#aq">Hiatus magnus lacrimabilis</hi> - aus<lb/>ſaftigen Anſpielungen, ſaͤuiſchen Bildern, Fratzen<lb/><hirendition="#fr">Bodmers, Klopſtocks,</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Wielands, Nau-<lb/>
manns,</hi></hi> welches alles aus beſagten Quellen herge-<lb/>
leitet iſt. Dieſe Brunnen des Witzes ſind uner-<lb/>ſchoͤpflich; und ſo lange das menſchliche Geſchlecht<lb/>
witzig geweſen, hat es die beliebteſten Zuͤge des Wi-<lb/>
tzes daher geholet. Jch hoffe auch, daß ſie ſo<lb/>
bald nicht verſiegen werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>Einſchnitt.</head><p>Dieſes <hirendition="#fr">Ragout,</hi> oder dieſer <hirendition="#fr">Ein-<lb/>ſchnitt</hi> iſt ein <hirendition="#fr">gelenker Einſchnitt,</hi> nicht von Kaͤl-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">berfuͤßen,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0135]
Ei
Allemal, wenn der Vater der Menſchen beliebet
den Einfluß
Auf das Hochzeitbett, u. den Tag der Empfaͤng-
niß zu ſchuͤtten:
Fleußt der goͤttliche Seegen vom Vater zum
Sohne hernieder. Noah, 19 S.
Jſt das nicht einmal deutlich von der Ehe geredet,
zumal von Fraͤulein Debora? Dieſe Schreib-
art der juckenden Begierde, wie ſie Antilon-
gin nennet, iſt der vornehmſte Theil der Mode-
ſchreibart; eine Schreibart, die ſeit einiger Zeit
ſehr in Anſehen gekommen iſt, weil ſich Dichter vom
erſten Range derſelben bedienet haben. Die Mu-
ſen haben ja auch Fleiſch und Blut: ſollen ſie denn
nicht manchmal den Bademuͤttern ins Handwerk
fallen? Dieſe Schreibart beſtehet ganz und gar
nicht aus Metaphoren, ſondern wirklichen Schilde-
reyen, die von den beyden fruchtbarſten Quellen
hergenommen werden, welche das wahrhafte Tie-
fe des menſchlichen Leibes ſind, naͤmlich von -
und von - Hiatus magnus lacrimabilis - aus
ſaftigen Anſpielungen, ſaͤuiſchen Bildern, Fratzen
Bodmers, Klopſtocks, Wielands, Nau-
manns, welches alles aus beſagten Quellen herge-
leitet iſt. Dieſe Brunnen des Witzes ſind uner-
ſchoͤpflich; und ſo lange das menſchliche Geſchlecht
witzig geweſen, hat es die beliebteſten Zuͤge des Wi-
tzes daher geholet. Jch hoffe auch, daß ſie ſo
bald nicht verſiegen werden.
Einſchnitt. Dieſes Ragout, oder dieſer Ein-
ſchnitt iſt ein gelenker Einſchnitt, nicht von Kaͤl-
berfuͤßen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/135>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.