Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Du

Jst das nicht ein wilder Absatz? Der Maler ist
der Mond.

Dunkel.

Das ist ein sehr gewichtiges, denn wer
wird sagen wichtiges, Wort; man machet damit
einen ganzen Vers hell. So wird, z. E. ein
dunkler Schäfer und ein heller Bauer ein
Ding seyn.

"Noch mehr! mein dunkler Schäfer wuß-
te etc. Zernitz, 32 S.
"Wo sich niemals der Geiz verzehrt von dun-
keln Sorgen. Zernitz, 2 S.

"Seht! Hüllenddunkel schwebt schon in
den Lüften;
"Das Weltmeer schäumt aus tiefen Grüf-
ten. Poet. Ausarb. 33 S.

Jm ersten Verse ist das Hüllenddunkel eine Wet-
terwolke; in dem zweyten ist zu bewundern, wie
dieser viel versprechende Dichter, ein großer Geist
von 18 Jahren,
das Weltmeer in Grüfte ein-
schliessen
können. Daß ers gethan, das sehen
wir; ob es aber angehet, ist eine andere Frage.

"Vom Dunkel eines begeisterten Hayns.
Jac u. Jos. 6 S.

D. i. ein Wald voll Geister. Noch etwas Dunkeles!
Unterdessen erhob sich wallend auf Flügeln der
Weste,
Auswendig dunkel, inwendig hell zum
Durchschaun eröffnet,
Nebel und Dunkel, die uns mit düftenden
Wolken umdeckten.
Samml. Nicol. 164 S.

Da
Du

Jſt das nicht ein wilder Abſatz? Der Maler iſt
der Mond.

Dunkel.

Das iſt ein ſehr gewichtiges, denn wer
wird ſagen wichtiges, Wort; man machet damit
einen ganzen Vers hell. So wird, z. E. ein
dunkler Schaͤfer und ein heller Bauer ein
Ding ſeyn.

“Noch mehr! mein dunkler Schaͤfer wuß-
te ꝛc. Zernitz, 32 S.
“Wo ſich niemals der Geiz verzehrt von dun-
keln Sorgen. Zernitz, 2 S.

“Seht! Huͤllenddunkel ſchwebt ſchon in
den Luͤften;
“Das Weltmeer ſchaͤumt aus tiefen Gruͤf-
ten. Poet. Ausarb. 33 S.

Jm erſten Verſe iſt das Huͤllenddunkel eine Wet-
terwolke; in dem zweyten iſt zu bewundern, wie
dieſer viel verſprechende Dichter, ein großer Geiſt
von 18 Jahren,
das Weltmeer in Gruͤfte ein-
ſchlieſſen
koͤnnen. Daß ers gethan, das ſehen
wir; ob es aber angehet, iſt eine andere Frage.

Vom Dunkel eines begeiſterten Hayns.
Jac u. Joſ. 6 S.

D. i. ein Wald voll Geiſter. Noch etwas Dunkeles!
Unterdeſſen erhob ſich wallend auf Fluͤgeln der
Weſte,
Auswendig dunkel, inwendig hell zum
Durchſchaun eroͤffnet,
Nebel und Dunkel, die uns mit duͤftenden
Wolken umdeckten.
Samml. Nicol. 164 S.

Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0130" n="104"/>
            <fw place="top" type="header">Du</fw><lb/>
            <p>J&#x017F;t das nicht ein <hi rendition="#fr">wilder Ab&#x017F;atz?</hi> Der Maler i&#x017F;t<lb/>
der <hi rendition="#fr">Mond.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Dunkel.</head>
            <p>Das i&#x017F;t ein &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">gewichtiges,</hi> denn wer<lb/>
wird &#x017F;agen <hi rendition="#fr">wichtiges,</hi> Wort; man machet damit<lb/>
einen ganzen Vers <hi rendition="#fr">hell.</hi> So wird, z. E. ein<lb/><hi rendition="#fr">dunkler Scha&#x0364;fer</hi> und ein <hi rendition="#fr">heller Bauer</hi> ein<lb/>
Ding &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Noch mehr! mein <hi rendition="#fr">dunkler Scha&#x0364;fer</hi> wuß-<lb/><hi rendition="#et">te &#xA75B;c. <hi rendition="#fr">Zernitz, 32 S.</hi></hi><lb/>
&#x201C;Wo &#x017F;ich niemals der Geiz verzehrt von <hi rendition="#fr">dun-<lb/><hi rendition="#et">keln Sorgen. Zernitz, 2 S.</hi></hi><lb/>
&#x201C;Seht! <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;llenddunkel</hi> &#x017F;chwebt &#x017F;chon in<lb/><hi rendition="#et">den Lu&#x0364;ften;</hi><lb/>
&#x201C;Das <hi rendition="#fr">Weltmeer</hi> &#x017F;cha&#x0364;umt aus tiefen <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;f-<lb/><hi rendition="#et">ten. Poet. Ausarb. 33 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Jm er&#x017F;ten Ver&#x017F;e i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;llenddunkel</hi> eine Wet-<lb/>
terwolke; in dem zweyten i&#x017F;t zu bewundern, wie<lb/>
die&#x017F;er viel ver&#x017F;prechende Dichter, ein <hi rendition="#fr">großer Gei&#x017F;t<lb/>
von 18 Jahren,</hi> das <hi rendition="#fr">Weltmeer in Gru&#x0364;fte ein-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en</hi> ko&#x0364;nnen. Daß ers gethan, das &#x017F;ehen<lb/>
wir; ob es aber angehet, i&#x017F;t eine andere Frage.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#aq">Vom <hi rendition="#i">Dunkel</hi> eines <hi rendition="#i">begei&#x017F;terten Hayns.<lb/><hi rendition="#et">Jac u. Jo&#x017F;. 6 S.</hi></hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <cit>
              <quote>D. i. ein Wald voll Gei&#x017F;ter. Noch etwas <hi rendition="#fr">Dunkeles!</hi><lb/>
Unterde&#x017F;&#x017F;en erhob &#x017F;ich wallend auf Flu&#x0364;geln der<lb/><hi rendition="#et">We&#x017F;te,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Auswendig dunkel, inwendig hell</hi> zum<lb/><hi rendition="#et">Durch&#x017F;chaun ero&#x0364;ffnet,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Nebel</hi> und <hi rendition="#fr">Dunkel,</hi> die uns mit du&#x0364;ftenden<lb/><hi rendition="#et">Wolken umdeckten.<lb/><hi rendition="#fr">Samml. Nicol. 164 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0130] Du Jſt das nicht ein wilder Abſatz? Der Maler iſt der Mond. Dunkel. Das iſt ein ſehr gewichtiges, denn wer wird ſagen wichtiges, Wort; man machet damit einen ganzen Vers hell. So wird, z. E. ein dunkler Schaͤfer und ein heller Bauer ein Ding ſeyn. “Noch mehr! mein dunkler Schaͤfer wuß- te ꝛc. Zernitz, 32 S. “Wo ſich niemals der Geiz verzehrt von dun- keln Sorgen. Zernitz, 2 S. “Seht! Huͤllenddunkel ſchwebt ſchon in den Luͤften; “Das Weltmeer ſchaͤumt aus tiefen Gruͤf- ten. Poet. Ausarb. 33 S. Jm erſten Verſe iſt das Huͤllenddunkel eine Wet- terwolke; in dem zweyten iſt zu bewundern, wie dieſer viel verſprechende Dichter, ein großer Geiſt von 18 Jahren, das Weltmeer in Gruͤfte ein- ſchlieſſen koͤnnen. Daß ers gethan, das ſehen wir; ob es aber angehet, iſt eine andere Frage. “Vom Dunkel eines begeiſterten Hayns. Jac u. Joſ. 6 S. D. i. ein Wald voll Geiſter. Noch etwas Dunkeles! Unterdeſſen erhob ſich wallend auf Fluͤgeln der Weſte, Auswendig dunkel, inwendig hell zum Durchſchaun eroͤffnet, Nebel und Dunkel, die uns mit duͤftenden Wolken umdeckten. Samml. Nicol. 164 S. Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/130
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/130>, abgerufen am 03.12.2024.