Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Dr Du
"Für den Hausgott der Hexen, der sie reich
machet, erkennet;
"Weil sein Schweif zu dem Rauche der Feuer-
essen hinzufährt." Nimr. 254 S.
Drehen.

Wir haben schon oben bewundert und ge-
sehen, daß es ein Kunststück in der erhabenen Poe-
sie ist, Gott zum Handwerker zu machen. Jn
folgenden Versen ist er wieder ein Drechsler:

Denkt ihr, euch könne der nicht rächen,
Der durch sein Winken Welten dreht.
Samml. Nicol. 110 S.

Denn es ist nichts niedriger, als wenn sich ein
Dichter unter den Gesetzen der gesunden Vernunft
unterjochen läßt. Alles ändert sich: sollte sich
denn nur die gesunde Vernunft nicht ändern? Ein
Swift lobet diese Macht, die wir an der Sp. L.
ausüben, an seinen Engelländern; wir unter-
stehen uns, solche an unsern miltonisirenden
Deutschen
zu bewundern.

"Denn die Dunkel-
"heit und Niedrigkeit giebt der Rede ein wunder-
"sames Anfehen, und bringet einem Gedichte,
"worinnen weder Sinn noch Verstand ist, die
"Hochachtung eines Orakels zuwege."

So
Swift im Antil. 27 S.

Dunstbehangen.

Man muß neu in Beywörtern
seyn.

Denn er malte die dunstbehangne Luft mit
Gestalten,
Die durch den wilden Absatz des Schwarzen
und Hellen schon schreckten.
Noah, 249 S.

Jst
G 4
Dr Du
“Fuͤr den Hausgott der Hexen, der ſie reich
machet, erkennet;
“Weil ſein Schweif zu dem Rauche der Feuer-
eſſen hinzufaͤhrt.” Nimr. 254 S.
Drehen.

Wir haben ſchon oben bewundert und ge-
ſehen, daß es ein Kunſtſtuͤck in der erhabenen Poe-
ſie iſt, Gott zum Handwerker zu machen. Jn
folgenden Verſen iſt er wieder ein Drechsler:

Denkt ihr, euch koͤnne der nicht raͤchen,
Der durch ſein Winken Welten dreht.
Samml. Nicol. 110 S.

Denn es iſt nichts niedriger, als wenn ſich ein
Dichter unter den Geſetzen der geſunden Vernunft
unterjochen laͤßt. Alles aͤndert ſich: ſollte ſich
denn nur die geſunde Vernunft nicht aͤndern? Ein
Swift lobet dieſe Macht, die wir an der Sp. L.
ausuͤben, an ſeinen Engellaͤndern; wir unter-
ſtehen uns, ſolche an unſern miltoniſirenden
Deutſchen
zu bewundern.

“Denn die Dunkel-
“heit und Niedrigkeit giebt der Rede ein wunder-
“ſames Anfehen, und bringet einem Gedichte,
“worinnen weder Sinn noch Verſtand iſt, die
“Hochachtung eines Orakels zuwege.”

So
Swift im Antil. 27 S.

Dunſtbehangen.

Man muß neu in Beywoͤrtern
ſeyn.

Denn er malte die dunſtbehangne Luft mit
Geſtalten,
Die durch den wilden Abſatz des Schwarzen
und Hellen ſchon ſchreckten.
Noah, 249 S.

Jſt
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0129" n="103"/><fw place="top" type="header">Dr Du</fw><lb/>
&#x201C;Fu&#x0364;r den Hausgott der <hi rendition="#fr">Hexen,</hi> der &#x017F;ie reich<lb/><hi rendition="#et">machet, erkennet;</hi><lb/>
&#x201C;Weil &#x017F;ein Schweif zu dem Rauche der Feuer-<lb/><hi rendition="#et">e&#x017F;&#x017F;en hinzufa&#x0364;hrt.&#x201D; <hi rendition="#fr">Nimr. 254 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Drehen.</head>
            <p>Wir haben &#x017F;chon oben bewundert und ge-<lb/>
&#x017F;ehen, daß es ein Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ck in der <hi rendition="#fr">erhabenen</hi> Poe-<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Gott</hi> zum <hi rendition="#fr">Handwerker</hi> zu machen. Jn<lb/>
folgenden Ver&#x017F;en i&#x017F;t er wieder ein <hi rendition="#fr">Drechsler:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Denkt ihr, euch ko&#x0364;nne der nicht ra&#x0364;chen,<lb/>
Der durch &#x017F;ein Winken Welten <hi rendition="#fr">dreht.</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Samml. Nicol. 110 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Denn es i&#x017F;t nichts niedriger, als wenn &#x017F;ich ein<lb/>
Dichter unter den Ge&#x017F;etzen der ge&#x017F;unden Vernunft<lb/><hi rendition="#fr">unterjochen</hi> la&#x0364;ßt. Alles a&#x0364;ndert &#x017F;ich: &#x017F;ollte &#x017F;ich<lb/>
denn nur die ge&#x017F;unde Vernunft nicht a&#x0364;ndern? Ein<lb/><hi rendition="#fr">Swift</hi> lobet die&#x017F;e Macht, die wir an der <hi rendition="#fr">Sp. L.</hi><lb/>
ausu&#x0364;ben, an &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Engella&#x0364;ndern;</hi> wir unter-<lb/>
&#x017F;tehen uns, &#x017F;olche an un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">miltoni&#x017F;irenden<lb/>
Deut&#x017F;chen</hi> zu bewundern.</p>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Denn die Dunkel-<lb/>
&#x201C;heit und Niedrigkeit giebt der Rede ein wunder-<lb/>
&#x201C;&#x017F;ames Anfehen, und bringet einem Gedichte,<lb/>
&#x201C;worinnen weder Sinn noch Ver&#x017F;tand i&#x017F;t, die<lb/>
&#x201C;Hochachtung eines Orakels zuwege.&#x201D;</quote>
              <bibl/>
            </cit>
            <p> <hi rendition="#fr">So<lb/>
Swift im Antil. 27 S.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Dun&#x017F;tbehangen.</head>
            <p>Man muß neu in Beywo&#x0364;rtern<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Denn er <hi rendition="#fr">malte</hi> die <hi rendition="#fr">dun&#x017F;tbehangne</hi> Luft mit<lb/><hi rendition="#et">Ge&#x017F;talten,</hi><lb/>
Die durch den <hi rendition="#fr">wilden Ab&#x017F;atz</hi> des <hi rendition="#fr">Schwarzen</hi><lb/><hi rendition="#et">und <hi rendition="#fr">Hellen</hi> &#x017F;chon &#x017F;chreckten.<lb/><hi rendition="#fr">Noah, 249 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">J&#x017F;t</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0129] Dr Du “Fuͤr den Hausgott der Hexen, der ſie reich machet, erkennet; “Weil ſein Schweif zu dem Rauche der Feuer- eſſen hinzufaͤhrt.” Nimr. 254 S. Drehen. Wir haben ſchon oben bewundert und ge- ſehen, daß es ein Kunſtſtuͤck in der erhabenen Poe- ſie iſt, Gott zum Handwerker zu machen. Jn folgenden Verſen iſt er wieder ein Drechsler: Denkt ihr, euch koͤnne der nicht raͤchen, Der durch ſein Winken Welten dreht. Samml. Nicol. 110 S. Denn es iſt nichts niedriger, als wenn ſich ein Dichter unter den Geſetzen der geſunden Vernunft unterjochen laͤßt. Alles aͤndert ſich: ſollte ſich denn nur die geſunde Vernunft nicht aͤndern? Ein Swift lobet dieſe Macht, die wir an der Sp. L. ausuͤben, an ſeinen Engellaͤndern; wir unter- ſtehen uns, ſolche an unſern miltoniſirenden Deutſchen zu bewundern. “Denn die Dunkel- “heit und Niedrigkeit giebt der Rede ein wunder- “ſames Anfehen, und bringet einem Gedichte, “worinnen weder Sinn noch Verſtand iſt, die “Hochachtung eines Orakels zuwege.” So Swift im Antil. 27 S. Dunſtbehangen. Man muß neu in Beywoͤrtern ſeyn. Denn er malte die dunſtbehangne Luft mit Geſtalten, Die durch den wilden Abſatz des Schwarzen und Hellen ſchon ſchreckten. Noah, 249 S. Jſt G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/129
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/129>, abgerufen am 21.11.2024.