zu machen, ist es, biblische Historien darein einzu- kleiden. Vieleicht ist doch wo eine alte Vettel, die sie lieber, als den Rübezahl, liest, wo sie die latei- nischen Buchstaben nur nicht abschrecken.
Cither klingende lippen,
sind wohlklingende Lip- pen. Schalt also Xantippe: so hatte sie dudel- sackklingende Lippen. Aber man lese nur:
-- -- So oft ich im geiste Seine stets lachenden augen, seine cither- klingende lippen Unter den griffen (nicht Klauen) des thiers vor todesaengsten entstellt fah. Jac. u. Jos. 9 S.
So wollte wohl das Thier die Cither schlagen? Da wird es sehr übel geklungen haben. Der Esel schläget schon schlecht die Laute: geschweige ein Pardel.
Citadelle.
Der Herr Hof, oder Oberlandbau- meister Nahor, lächerliches Andenkens, hat in der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr. 5 Buch: eine Burg, ein Schloß, wäre nicht kriegsbaukunstmäßig gesprochen; denn wie mein Antilongin sagt: so ist es zuweilen sehr nützlich, Kunstwörter anzubringen, als welche unsere Schreibart von den großen Begriffen, den gemeinen natürlichen Begriffen, so zu sagen, entwöhnen und entfernen. 123 S. Aus eben dieser Quelle fliesset des Herrn Magisters vor- treffliche Kriegsbaukunst. Jch stelle mir es im Geiste vor, mit was für einer Wuth der Dichter den Vegez und Lipsende re militari wird ge-
plündert
F 5
Ci
zu machen, iſt es, bibliſche Hiſtorien darein einzu- kleiden. Vieleicht iſt doch wo eine alte Vettel, die ſie lieber, als den Ruͤbezahl, lieſt, wo ſie die latei- niſchen Buchſtaben nur nicht abſchrecken.
Cither klingende lippen,
ſind wohlklingende Lip- pen. Schalt alſo Xantippe: ſo hatte ſie dudel- ſackklingende Lippen. Aber man leſe nur:
— — So oft ich im geiſte Seine ſtets lachenden augen, ſeine cither- klingende lippen Unter den griffen (nicht Klauen) des thiers vor todesængſten entſtellt fah. Jac. u. Joſ. 9 S.
So wollte wohl das Thier die Cither ſchlagen? Da wird es ſehr uͤbel geklungen haben. Der Eſel ſchlaͤget ſchon ſchlecht die Laute: geſchweige ein Pardel.
Citadelle.
Der Herr Hof, oder Oberlandbau- meiſter Nahor, laͤcherliches Andenkens, hat in der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr. 5 Buch: eine Burg, ein Schloß, waͤre nicht kriegsbaukunſtmaͤßig geſprochen; denn wie mein Antilongin ſagt: ſo iſt es zuweilen ſehr nuͤtzlich, Kunſtwoͤrter anzubringen, als welche unſere Schreibart von den großen Begriffen, den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, ſo zu ſagen, entwoͤhnen und entfernen. 123 S. Aus eben dieſer Quelle flieſſet des Herrn Magiſters vor- treffliche Kriegsbaukunſt. Jch ſtelle mir es im Geiſte vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter den Vegez und Lipſende re militari wird ge-
pluͤndert
F 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbn="89"facs="#f0115"/><fwtype="header"place="top">Ci</fw><lb/>
zu machen, iſt es, bibliſche Hiſtorien darein einzu-<lb/>
kleiden. Vieleicht iſt doch wo eine alte Vettel, die<lb/>ſie lieber, als den <hirendition="#fr">Ruͤbezahl,</hi> lieſt, wo ſie die latei-<lb/>
niſchen Buchſtaben nur nicht abſchrecken.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Cither klingende lippen</hi>,</hi></head><p>ſind <hirendition="#fr">wohlklingende Lip-<lb/>
pen.</hi> Schalt alſo <hirendition="#fr">Xantippe:</hi>ſo hatte ſie <hirendition="#fr">dudel-<lb/>ſackklingende Lippen.</hi> Aber man leſe nur:</p><lb/><cit><quote>——<hirendition="#aq">So oft ich im geiſte<lb/>
Seine ſtets lachenden augen, ſeine <hirendition="#i">cither-<lb/><hirendition="#et">klingende lippen</hi></hi><lb/>
Unter den <hirendition="#i">griffen</hi></hi> (nicht <hirendition="#fr">Klauen</hi>) <hirendition="#aq">des thiers<lb/><hirendition="#et">vor todesængſten entſtellt fah.</hi></hi><lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Jac. u. Joſ. 9 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>So wollte wohl das Thier die <hirendition="#fr">Cither ſchlagen?</hi><lb/>
Da wird es ſehr uͤbel geklungen haben. Der Eſel<lb/>ſchlaͤget ſchon ſchlecht die Laute: geſchweige ein<lb/>
Pardel.</p></div><lb/><divn="3"><head>Citadelle.</head><p>Der Herr <hirendition="#fr">Hof,</hi> oder <hirendition="#fr">Oberlandbau-<lb/>
meiſter Nahor,</hi> laͤcherliches Andenkens, hat in<lb/>
der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. <hirendition="#fr">Nimr.<lb/>
5 Buch:</hi> eine <hirendition="#fr">Burg,</hi> ein <hirendition="#fr">Schloß,</hi> waͤre nicht<lb/><hirendition="#fr">kriegsbaukunſtmaͤßig</hi> geſprochen; denn wie<lb/>
mein <hirendition="#fr">Antilongin</hi>ſagt: ſo iſt es zuweilen ſehr<lb/>
nuͤtzlich, <hirendition="#fr">Kunſtwoͤrter</hi> anzubringen, als welche<lb/>
unſere Schreibart von den großen Begriffen,<lb/>
den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, ſo zu ſagen,<lb/>
entwoͤhnen und entfernen. 123 <hirendition="#fr">S.</hi> Aus eben<lb/>
dieſer Quelle flieſſet des Herrn <hirendition="#fr">Magiſters</hi> vor-<lb/>
treffliche Kriegsbaukunſt. Jch ſtelle mir es im<lb/>
Geiſte vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter<lb/>
den <hirendition="#fr">Vegez</hi> und <hirendition="#fr">Lipſen</hi><hirendition="#aq">de re militari</hi> wird ge-<lb/><fwtype="sig"place="bottom">F 5</fw><fwtype="catch"place="bottom">pluͤndert</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[89/0115]
Ci
zu machen, iſt es, bibliſche Hiſtorien darein einzu-
kleiden. Vieleicht iſt doch wo eine alte Vettel, die
ſie lieber, als den Ruͤbezahl, lieſt, wo ſie die latei-
niſchen Buchſtaben nur nicht abſchrecken.
Cither klingende lippen, ſind wohlklingende Lip-
pen. Schalt alſo Xantippe: ſo hatte ſie dudel-
ſackklingende Lippen. Aber man leſe nur:
— — So oft ich im geiſte
Seine ſtets lachenden augen, ſeine cither-
klingende lippen
Unter den griffen (nicht Klauen) des thiers
vor todesængſten entſtellt fah.
Jac. u. Joſ. 9 S.
So wollte wohl das Thier die Cither ſchlagen?
Da wird es ſehr uͤbel geklungen haben. Der Eſel
ſchlaͤget ſchon ſchlecht die Laute: geſchweige ein
Pardel.
Citadelle. Der Herr Hof, oder Oberlandbau-
meiſter Nahor, laͤcherliches Andenkens, hat in
der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr.
5 Buch: eine Burg, ein Schloß, waͤre nicht
kriegsbaukunſtmaͤßig geſprochen; denn wie
mein Antilongin ſagt: ſo iſt es zuweilen ſehr
nuͤtzlich, Kunſtwoͤrter anzubringen, als welche
unſere Schreibart von den großen Begriffen,
den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, ſo zu ſagen,
entwoͤhnen und entfernen. 123 S. Aus eben
dieſer Quelle flieſſet des Herrn Magiſters vor-
treffliche Kriegsbaukunſt. Jch ſtelle mir es im
Geiſte vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter
den Vegez und Lipſen de re militari wird ge-
pluͤndert
F 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/115>, abgerufen am 04.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.