Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite
Untersuchung derer von super-klugen
Das 34. Capitel.

Wenn in einem Hause das Feuer auff
dem Heerde brennet/ so schlägt das Wet-
ter nicht in das Hauß.

ICh möchte gern wissen/ wie man dieses be-
weisen wolte? Denn wenn einer irgend
eine solche observation hiervon will ge-
macht haben/ so muß er offt seyn in solchen Häu-
sern gewesen/ da das Wetter hinein geschlagen
hat; und dennoch kan er noch keinen richtigen
Beweiß hiervon auffbringen/ obgleich niemahls
kein Feuer zu der Zeit/ da das Wetter eingeschla-
gen/ auff dem Heerde gewesen. Es ist bekandt/
daß das Wetter nicht so offt in ein Wohnhauß
schlägt/ als wie in Kirchen und solche Häuser/ in
welchen keine Heerde sind/ daher der närrische
Wahn auch mag entstanden seyn/ als ob das Feu-
er auff dem Heerde ein Schutz wieder den Wet-
ter-Strahl sey. Will aber einer sagen/ er hät-
te/ aus vieler Erfahrung/ daß das Wetter offt in
Wohn-Häuser geschlagen/ allwo niemahls Feu-
er auff dem Heerde gewesen; so antworte ich ih-
me/ daß/ weil er der Exempel so unterschiedliche
in acht genommen hat/ so muß er iedesmahl nicht
weit seyn davon gewesen. Wolte ich demnach
eher vermuthen/ das Gewitter sey ihm nachge-
zogen/ und habe nach ihm geschlagen/ hätte ihn

auch
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Das 34. Capitel.

Wenn in einem Hauſe das Feuer auff
dem Heerde brennet/ ſo ſchlaͤgt das Wet-
ter nicht in das Hauß.

ICh moͤchte gern wiſſen/ wie man dieſes be-
weiſen wolte? Denn wenn einer irgend
eine ſolche obſervation hiervon will ge-
macht haben/ ſo muß er offt ſeyn in ſolchen Haͤu-
ſern geweſen/ da das Wetter hinein geſchlagen
hat; und dennoch kan er noch keinen richtigen
Beweiß hiervon auffbringen/ obgleich niemahls
kein Feuer zu der Zeit/ da das Wetter eingeſchla-
gen/ auff dem Heerde geweſen. Es iſt bekandt/
daß das Wetter nicht ſo offt in ein Wohnhauß
ſchlaͤgt/ als wie in Kirchen und ſolche Haͤuſer/ in
welchen keine Heerde ſind/ daher der naͤrriſche
Wahn auch mag entſtanden ſeyn/ als ob das Feu-
er auff dem Heerde ein Schutz wieder den Wet-
ter-Strahl ſey. Will aber einer ſagen/ er haͤt-
te/ aus vieler Erfahrung/ daß das Wetter offt in
Wohn-Haͤuſer geſchlagen/ allwo niemahls Feu-
er auff dem Heerde geweſen; ſo antworte ich ih-
me/ daß/ weil er der Exempel ſo unterſchiedliche
in acht genommen hat/ ſo muß er iedesmahl nicht
weit ſeyn davon geweſen. Wolte ich demnach
eher vermuthen/ das Gewitter ſey ihm nachge-
zogen/ und habe nach ihm geſchlagen/ haͤtte ihn

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0088" n="264"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">klugen</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 34. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn in einem Hau&#x017F;e das Feuer auff<lb/><hi rendition="#c">dem Heerde brennet/ &#x017F;o &#x017F;chla&#x0364;gt das Wet-<lb/>
ter nicht in das Hauß.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch mo&#x0364;chte gern wi&#x017F;&#x017F;en/ wie man die&#x017F;es be-<lb/>
wei&#x017F;en wolte? Denn wenn einer irgend<lb/>
eine &#x017F;olche <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervation</hi> hiervon will ge-<lb/>
macht haben/ &#x017F;o muß er offt &#x017F;eyn in &#x017F;olchen Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern gewe&#x017F;en/ da das Wetter hinein ge&#x017F;chlagen<lb/>
hat; und dennoch kan er noch keinen richtigen<lb/>
Beweiß hiervon auffbringen/ obgleich niemahls<lb/>
kein Feuer zu der Zeit/ da das Wetter einge&#x017F;chla-<lb/>
gen/ auff dem Heerde gewe&#x017F;en. Es i&#x017F;t bekandt/<lb/>
daß das Wetter nicht &#x017F;o offt in ein Wohnhauß<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt/ als wie in Kirchen und &#x017F;olche Ha&#x0364;u&#x017F;er/ in<lb/>
welchen keine Heerde &#x017F;ind/ daher der na&#x0364;rri&#x017F;che<lb/>
Wahn auch mag ent&#x017F;tanden &#x017F;eyn/ als ob das Feu-<lb/>
er auff dem Heerde ein Schutz wieder den Wet-<lb/>
ter-Strahl &#x017F;ey. Will aber einer &#x017F;agen/ er ha&#x0364;t-<lb/>
te/ aus vieler Erfahrung/ daß das Wetter offt in<lb/>
Wohn-Ha&#x0364;u&#x017F;er ge&#x017F;chlagen/ allwo niemahls Feu-<lb/>
er auff dem Heerde gewe&#x017F;en; &#x017F;o antworte ich ih-<lb/>
me/ daß/ weil er der Exempel &#x017F;o unter&#x017F;chiedliche<lb/>
in acht genommen hat/ &#x017F;o muß er iedesmahl nicht<lb/>
weit &#x017F;eyn davon gewe&#x017F;en. Wolte ich demnach<lb/>
eher vermuthen/ das Gewitter &#x017F;ey ihm nachge-<lb/>
zogen/ und habe nach ihm ge&#x017F;chlagen/ ha&#x0364;tte ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0088] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Das 34. Capitel. Wenn in einem Hauſe das Feuer auff dem Heerde brennet/ ſo ſchlaͤgt das Wet- ter nicht in das Hauß. ICh moͤchte gern wiſſen/ wie man dieſes be- weiſen wolte? Denn wenn einer irgend eine ſolche obſervation hiervon will ge- macht haben/ ſo muß er offt ſeyn in ſolchen Haͤu- ſern geweſen/ da das Wetter hinein geſchlagen hat; und dennoch kan er noch keinen richtigen Beweiß hiervon auffbringen/ obgleich niemahls kein Feuer zu der Zeit/ da das Wetter eingeſchla- gen/ auff dem Heerde geweſen. Es iſt bekandt/ daß das Wetter nicht ſo offt in ein Wohnhauß ſchlaͤgt/ als wie in Kirchen und ſolche Haͤuſer/ in welchen keine Heerde ſind/ daher der naͤrriſche Wahn auch mag entſtanden ſeyn/ als ob das Feu- er auff dem Heerde ein Schutz wieder den Wet- ter-Strahl ſey. Will aber einer ſagen/ er haͤt- te/ aus vieler Erfahrung/ daß das Wetter offt in Wohn-Haͤuſer geſchlagen/ allwo niemahls Feu- er auff dem Heerde geweſen; ſo antworte ich ih- me/ daß/ weil er der Exempel ſo unterſchiedliche in acht genommen hat/ ſo muß er iedesmahl nicht weit ſeyn davon geweſen. Wolte ich demnach eher vermuthen/ das Gewitter ſey ihm nachge- zogen/ und habe nach ihm geſchlagen/ haͤtte ihn auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/88
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/88>, abgerufen am 21.12.2024.