Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen Das 21. Capitel. Wenn ein Weib zu Marckte gehet/ SOlte die Ursach daher kommen/ daß die zum
Unterſuchung derer von ſuper-klugen Das 21. Capitel. Wenn ein Weib zu Marckte gehet/ SOlte die Urſach daher kommen/ daß die zum
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0052" n="228"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Unterſuchung derer von</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">ſuper-</hi> </hi> <hi rendition="#fr">klugen</hi> </fw><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das 21. Capitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Wenn ein Weib zu Marckte gehet/<lb/> und hat fruͤh/ als ſie die Schuhe angezogen/<lb/><hi rendition="#c">den rechten Schuch erſt angezogen/ ſo<lb/> wird ſie ihre Wahre theuerer<lb/> loß werden.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>Olte die Urſach daher kommen/ daß die<lb/> Bauer-Weiber ihre Butter und Kaͤſe ſo<lb/> theuer geben/ ſo waͤre nicht unbillich/ wenn<lb/> die Obrigkeit anbefoͤhle/ daß die Weiber alle muͤ-<lb/> ſten den lincken Schuch erſt anziehen. Daß a-<lb/> ber dieſer Aberglaube falſch ſey/ erhellet daraus/<lb/> weil viel hundert Bauer-Weiber barfuß zu<lb/> Marckte kommen/ und weder Schuch noch<lb/> Strumpff anhaben/ dennoch aber hartnaͤckig<lb/> auff ihre Wahre halten/ und theuer genug ver-<lb/> kauffen. Und kan ich mich nicht erinnern/ daß<lb/> ich in zehen Jahren einem Bauer-Weibe etwas<lb/> haͤtte abgekaufft/ daß ſie um einen billigen Preiß<lb/> gegeben haͤtte; denn ſie wiſſen/ daß des Volcks<lb/> in denen Staͤdten viel iſt/ die eſſen wollen/ dahe-<lb/> ro wiſſen ſie nicht/ wie ſie ihre ſtinckenden Kaͤſe<lb/> und andere <hi rendition="#aq">Victuali</hi>en theuer genung ausſchin-<lb/> den ſollen. Und ob ſie gleich alles uͤber die Bil-<lb/> ligkeit verkauffen/ ſo laſſen ſie ſich doch noch nicht<lb/> damit vergnuͤgen/ ſondern ſinnen noch auff Mit-<lb/> tel und ſchwartz kuͤnſtliche Handgriffe/ die ihnen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [228/0052]
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Das 21. Capitel.
Wenn ein Weib zu Marckte gehet/
und hat fruͤh/ als ſie die Schuhe angezogen/
den rechten Schuch erſt angezogen/ ſo
wird ſie ihre Wahre theuerer
loß werden.
SOlte die Urſach daher kommen/ daß die
Bauer-Weiber ihre Butter und Kaͤſe ſo
theuer geben/ ſo waͤre nicht unbillich/ wenn
die Obrigkeit anbefoͤhle/ daß die Weiber alle muͤ-
ſten den lincken Schuch erſt anziehen. Daß a-
ber dieſer Aberglaube falſch ſey/ erhellet daraus/
weil viel hundert Bauer-Weiber barfuß zu
Marckte kommen/ und weder Schuch noch
Strumpff anhaben/ dennoch aber hartnaͤckig
auff ihre Wahre halten/ und theuer genug ver-
kauffen. Und kan ich mich nicht erinnern/ daß
ich in zehen Jahren einem Bauer-Weibe etwas
haͤtte abgekaufft/ daß ſie um einen billigen Preiß
gegeben haͤtte; denn ſie wiſſen/ daß des Volcks
in denen Staͤdten viel iſt/ die eſſen wollen/ dahe-
ro wiſſen ſie nicht/ wie ſie ihre ſtinckenden Kaͤſe
und andere Victualien theuer genung ausſchin-
den ſollen. Und ob ſie gleich alles uͤber die Bil-
ligkeit verkauffen/ ſo laſſen ſie ſich doch noch nicht
damit vergnuͤgen/ ſondern ſinnen noch auff Mit-
tel und ſchwartz kuͤnſtliche Handgriffe/ die ihnen
zum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |