Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen getrieben werden. Denn da ein erfahrnerChrist weiß/ daß die Seelen der Gerechten/ oder derer Seeligen/ in GOttes Hand ruhen/ und keine Qvaal sie berühret/ worinnen soll denn die Unruhe des entseelten Cörpers in dem verschlos- senen Grabe bestehen? Ist die Wöchnerin se- lig verschieden/ so wird ihr Leichnam im Grabe keine Unruhe leiden; ist sie aber verdammt/ so leidet ja nur die Seele/ biß der Leib wieder mit ihr vereiniget wird: Und so ferne ja der Satan auch den Leib in der Erden verunruhigen wolte/ was würde er doch wohl nach dem täglich eingerisse- nen und wieder gemachten Wochen-Bette und dem darinnen liegenden Mandel-Holtze fragen/ da er Eisen wie Stoppeln/ und Ertz wie faul Holtz achtet? Bleibet demnach die gantze Sa- che mehr als zu gewiß ein schänd- und schädlicher Aberglaube/ den ein Christlicher verständiger Mann keines weges billichen soll. Das 37. Capitel. Wenn man denen kleinen Kindern DIeses Geheimniß läufft in die Mägde- blasen
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen getrieben werden. Denn da ein erfahrnerChriſt weiß/ daß die Seelen der Gerechten/ oder derer Seeligen/ in GOttes Hand ruhen/ und keine Qvaal ſie beruͤhret/ worinnen ſoll denn die Unruhe des entſeelten Coͤrpers in dem verſchloſ- ſenen Grabe beſtehen? Iſt die Woͤchnerin ſe- lig verſchieden/ ſo wird ihr Leichnam im Grabe keine Unruhe leiden; iſt ſie aber verdammt/ ſo leidet ja nur die Seele/ biß der Leib wieder mit ihr vereiniget wird: Und ſo ferne ja der Satan auch den Leib in der Erden verunruhigen wolte/ was wuͤrde er doch wohl nach dem taͤglich eingeriſſe- nen und wieder gemachten Wochen-Bette und dem darinnen liegenden Mandel-Holtze fragen/ da er Eiſen wie Stoppeln/ und Ertz wie faul Holtz achtet? Bleibet demnach die gantze Sa- che mehr als zu gewiß ein ſchaͤnd- und ſchaͤdlicher Aberglaube/ den ein Chriſtlicher verſtaͤndiger Mann keines weges billichen ſoll. Das 37. Capitel. Wenn man denen kleinen Kindern DIeſes Geheimniß laͤufft in die Maͤgde- blaſen
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
getrieben werden. Denn da ein erfahrner
Chriſt weiß/ daß die Seelen der Gerechten/ oder
derer Seeligen/ in GOttes Hand ruhen/ und
keine Qvaal ſie beruͤhret/ worinnen ſoll denn die
Unruhe des entſeelten Coͤrpers in dem verſchloſ-
ſenen Grabe beſtehen? Iſt die Woͤchnerin ſe-
lig verſchieden/ ſo wird ihr Leichnam im Grabe
keine Unruhe leiden; iſt ſie aber verdammt/ ſo
leidet ja nur die Seele/ biß der Leib wieder mit ihr
vereiniget wird: Und ſo ferne ja der Satan auch
den Leib in der Erden verunruhigen wolte/ was
wuͤrde er doch wohl nach dem taͤglich eingeriſſe-
nen und wieder gemachten Wochen-Bette und
dem darinnen liegenden Mandel-Holtze fragen/
da er Eiſen wie Stoppeln/ und Ertz wie faul
Holtz achtet? Bleibet demnach die gantze Sa-
che mehr als zu gewiß ein ſchaͤnd- und ſchaͤdlicher
Aberglaube/ den ein Chriſtlicher verſtaͤndiger
Mann keines weges billichen ſoll.
Das 37. Capitel.
Wenn man denen kleinen Kindern
den erſten Brey nicht blaͤſet/ verbrennen
ſie hernach an heiſſen Suppen das
Maul nicht.
DIeſes Geheimniß laͤufft in die Maͤgde-
Phyſicam. Denn wenn die Maͤgde/ aus
Faulheit/ denen Kindern den Brey nicht
blaſen
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Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/90>, abgerufen am 03.03.2025. |