Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung/ derer von super-klugen so gewiß ein/ als wie das ietzt sehr im Schwangegehende Punctiren. Wie offt wird sichs zutra- gen/ daß niemand einer solchen zu Kirchen gehen- den Wöchnerin begegnet/ und sie dennoch wieder schwanger wird/ und Kinder gebieret? Ja es ge- schicht offt/ daß ihrer dreye biß viere mit einander gehend ihr begegnen/ und sie bekömmt wohl gar kein Kind mehr/ oder doch nur eines/ auch wohl nicht einmahl des Geschlechts/ wie die gewesen/ welche ihr begegnet sind/ daß also dieses kindische Weiber-Fürgeben gar ungewiß ist. Ernsthaff- te und verständige Weiber werden auch ohne dem dieses nur als einen Schertz annehmen; die albern abergläubischen aber setzen grosse Hoff- nung auff solche Possen/ und wenn es ohngefehr etwan einmahl zutrifft/ wie sie sich haben einge- bildet/ ey da sind sie hernach in ihren Gedancken der Sache so gewiß/ daß sie zur andern Zeit wohl gar Wetten drüber anstellen/ es werde so oder so werden. Das 96. Capitel. Wer früh nüchtern nieset/ kriegt sel- DIeses kan wohl eintreffen; denn weil das Niesen/
Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen ſo gewiß ein/ als wie das ietzt ſehr im Schwangegehende Punctiren. Wie offt wird ſichs zutra- gen/ daß niemand einer ſolchen zu Kirchen gehen- den Woͤchnerin begegnet/ und ſie dennoch wieder ſchwanger wird/ und Kinder gebieret? Ja es ge- ſchicht offt/ daß ihrer dreye biß viere mit einander gehend ihr begegnen/ und ſie bekoͤmmt wohl gar kein Kind mehr/ oder doch nur eines/ auch wohl nicht einmahl des Geſchlechts/ wie die geweſen/ welche ihr begegnet ſind/ daß alſo dieſes kindiſche Weiber-Fuͤrgeben gar ungewiß iſt. Ernſthaff- te und verſtaͤndige Weiber werden auch ohne dem dieſes nur als einen Schertz annehmen; die albern aberglaͤubiſchen aber ſetzen groſſe Hoff- nung auff ſolche Poſſen/ und wenn es ohngefehr etwan einmahl zutrifft/ wie ſie ſich haben einge- bildet/ ey da ſind ſie hernach in ihren Gedancken der Sache ſo gewiß/ daß ſie zur andern Zeit wohl gar Wetten druͤber anſtellen/ es werde ſo oder ſo werden. Das 96. Capitel. Wer fruͤh nuͤchtern nieſet/ kriegt ſel- DIeſes kan wohl eintreffen; denn weil das Nieſen/
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Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
ſo gewiß ein/ als wie das ietzt ſehr im Schwange
gehende Punctiren. Wie offt wird ſichs zutra-
gen/ daß niemand einer ſolchen zu Kirchen gehen-
den Woͤchnerin begegnet/ und ſie dennoch wieder
ſchwanger wird/ und Kinder gebieret? Ja es ge-
ſchicht offt/ daß ihrer dreye biß viere mit einander
gehend ihr begegnen/ und ſie bekoͤmmt wohl gar
kein Kind mehr/ oder doch nur eines/ auch wohl
nicht einmahl des Geſchlechts/ wie die geweſen/
welche ihr begegnet ſind/ daß alſo dieſes kindiſche
Weiber-Fuͤrgeben gar ungewiß iſt. Ernſthaff-
te und verſtaͤndige Weiber werden auch ohne
dem dieſes nur als einen Schertz annehmen; die
albern aberglaͤubiſchen aber ſetzen groſſe Hoff-
nung auff ſolche Poſſen/ und wenn es ohngefehr
etwan einmahl zutrifft/ wie ſie ſich haben einge-
bildet/ ey da ſind ſie hernach in ihren Gedancken
der Sache ſo gewiß/ daß ſie zur andern Zeit wohl
gar Wetten druͤber anſtellen/ es werde ſo oder ſo
werden.
Das 96. Capitel.
Wer fruͤh nuͤchtern nieſet/ kriegt ſel-
bigen Tag etwas geſchenckt/ oder be-
koͤmmt den Schnupffen.
DIeſes kan wohl eintreffen; denn weil das
Nieſen ein Anzeichen des Schnupffens
iſt/ ſo wird insgemein auff ſolch natuͤrlich
Nieſen/
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Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/184>, abgerufen am 07.02.2025. |