Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
Braut ohne diß zum Essen ein Messer/ und zum
Nehen eine Scheere braucht/ warum zerschnei-
det denn ihr eigen Messer und Scheere die Liebe
nicht auch? da doch die Scheeren und Messer/
die ein Bräutigam der Braut zu kauffen pfleget/
gemeiniglich gar klein sind? Antwort: Eben
darum/ weil die Braut mehr vom Scheeren/
als kleinen Scheergen hält/ und lieber sähe/ der
Bräutigam versorgete sie mit einem rechten
Schnitzer/ (den sie in der Küche gebrauchen kan)
als daß er ihr ein klein Messergen kaufft. Dar-
über wird freylich manche Jungfer Braut un-
gedultig/ und sticht stracks mit solchen kleinen
Messergen ein Loch in die Liebe/ daß hernach der
arme Bräutigam gnug wieder daran zu flicken
hat. Dieses ist also meine Meynung über diesen
Glaubens-Grund/ wenn ein anderer eine bes-
sere anzugeben weiß/ so will ichs gern mit anhö-
ren.

Das 91. Capitel.

Die Kinder soll man Freytags nicht
baden/ denn sie kommen aus ihrer
Ruhe.

ICh glaube/ daß dieses eine zweydeutige Re-
dens-Art sey/ welche so zu verstehen ist:
Wenn ein Kind in der Ruhe liegt/ und man
nimmt es/ und badets/ so kömmt es aus der Ru-

he.

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
Braut ohne diß zum Eſſen ein Meſſer/ und zum
Nehen eine Scheere braucht/ warum zerſchnei-
det denn ihr eigen Meſſer und Scheere die Liebe
nicht auch? da doch die Scheeren und Meſſer/
die ein Braͤutigam der Braut zu kauffen pfleget/
gemeiniglich gar klein ſind? Antwort: Eben
darum/ weil die Braut mehr vom Scheeren/
als kleinen Scheergen haͤlt/ und lieber ſaͤhe/ der
Braͤutigam verſorgete ſie mit einem rechten
Schnitzer/ (den ſie in der Kuͤche gebrauchen kan)
als daß er ihr ein klein Meſſergen kaufft. Dar-
uͤber wird freylich manche Jungfer Braut un-
gedultig/ und ſticht ſtracks mit ſolchen kleinen
Meſſergen ein Loch in die Liebe/ daß hernach der
arme Braͤutigam gnug wieder daran zu flicken
hat. Dieſes iſt alſo meine Meynung uͤber dieſen
Glaubens-Grund/ wenn ein anderer eine beſ-
ſere anzugeben weiß/ ſo will ichs gern mit anhoͤ-
ren.

Das 91. Capitel.

Die Kinder ſoll man Freytags nicht
baden/ denn ſie kommen aus ihrer
Ruhe.

ICh glaube/ daß dieſes eine zweydeutige Re-
dens-Art ſey/ welche ſo zu verſtehen iſt:
Wenn ein Kind in der Ruhe liegt/ und man
nimmt es/ und badets/ ſo koͤmmt es aus der Ru-

he.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper</hi></hi><hi rendition="#fr">-klugen</hi></fw><lb/>
Braut ohne diß zum E&#x017F;&#x017F;en ein Me&#x017F;&#x017F;er/ und zum<lb/>
Nehen eine Scheere braucht/ warum zer&#x017F;chnei-<lb/>
det denn ihr eigen Me&#x017F;&#x017F;er und Scheere die Liebe<lb/>
nicht auch? da doch die Scheeren und Me&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
die ein Bra&#x0364;utigam der Braut zu kauffen pfleget/<lb/>
gemeiniglich gar klein &#x017F;ind? Antwort: Eben<lb/>
darum/ weil die Braut mehr vom Scheeren/<lb/>
als kleinen Scheergen ha&#x0364;lt/ und lieber &#x017F;a&#x0364;he/ der<lb/>
Bra&#x0364;utigam ver&#x017F;orgete &#x017F;ie mit einem rechten<lb/>
Schnitzer/ (den &#x017F;ie in der Ku&#x0364;che gebrauchen kan)<lb/>
als daß er ihr ein klein Me&#x017F;&#x017F;ergen kaufft. Dar-<lb/>
u&#x0364;ber wird freylich manche Jungfer Braut un-<lb/>
gedultig/ und &#x017F;ticht &#x017F;tracks mit &#x017F;olchen kleinen<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ergen ein Loch in die Liebe/ daß hernach der<lb/>
arme Bra&#x0364;utigam gnug wieder daran zu flicken<lb/>
hat. Die&#x017F;es i&#x017F;t al&#x017F;o meine Meynung u&#x0364;ber die&#x017F;en<lb/>
Glaubens-Grund/ wenn ein anderer eine be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere anzugeben weiß/ &#x017F;o will ichs gern mit anho&#x0364;-<lb/>
ren.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 91. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Die Kinder &#x017F;oll man Freytags nicht<lb/><hi rendition="#c">baden/ denn &#x017F;ie kommen aus ihrer<lb/>
Ruhe.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>Ch glaube/ daß die&#x017F;es eine zweydeutige Re-<lb/>
dens-Art &#x017F;ey/ welche &#x017F;o zu ver&#x017F;tehen i&#x017F;t:<lb/>
Wenn ein Kind in der Ruhe liegt/ und man<lb/>
nimmt es/ und badets/ &#x017F;o ko&#x0364;mmt es aus der Ru-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">he.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0172] Unterſuchung derer von ſuper-klugen Braut ohne diß zum Eſſen ein Meſſer/ und zum Nehen eine Scheere braucht/ warum zerſchnei- det denn ihr eigen Meſſer und Scheere die Liebe nicht auch? da doch die Scheeren und Meſſer/ die ein Braͤutigam der Braut zu kauffen pfleget/ gemeiniglich gar klein ſind? Antwort: Eben darum/ weil die Braut mehr vom Scheeren/ als kleinen Scheergen haͤlt/ und lieber ſaͤhe/ der Braͤutigam verſorgete ſie mit einem rechten Schnitzer/ (den ſie in der Kuͤche gebrauchen kan) als daß er ihr ein klein Meſſergen kaufft. Dar- uͤber wird freylich manche Jungfer Braut un- gedultig/ und ſticht ſtracks mit ſolchen kleinen Meſſergen ein Loch in die Liebe/ daß hernach der arme Braͤutigam gnug wieder daran zu flicken hat. Dieſes iſt alſo meine Meynung uͤber dieſen Glaubens-Grund/ wenn ein anderer eine beſ- ſere anzugeben weiß/ ſo will ichs gern mit anhoͤ- ren. Das 91. Capitel. Die Kinder ſoll man Freytags nicht baden/ denn ſie kommen aus ihrer Ruhe. ICh glaube/ daß dieſes eine zweydeutige Re- dens-Art ſey/ welche ſo zu verſtehen iſt: Wenn ein Kind in der Ruhe liegt/ und man nimmt es/ und badets/ ſo koͤmmt es aus der Ru- he.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/172
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/172>, abgerufen am 03.12.2024.