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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Kramer die erste Wahre gar gutes Kauffs giebet/
aber es gereicht dennoch zu seinem Nutzen. Denn
wenn der Kauffer andern meldet/ wie gutes
Kauffs er seine Wahre bey dem und dem erhal-
ten hätte/ so fällt alles daselbst zu/ und vermeynet
wohl zu kauffen; aber der Kramer weiß seine
Sache schon zu machen/ daß die übrigen betro-
gen werden. Dieses ist also die Ursach/ warum
mancher so steiff über diesen und vorigen Glau-
bens-Punct hält/ da doch nichts als Betrug dar-
unter stecket.

Das 90. Capitel.

Ein Bräutigam soll seiner Liebsten/
vor öffentlicher Verlöbniß/ kein Messer o-
der Scheere kauffen/ es wird sonst damit
die Liebe zerschnitten.

DA dencke man nur/ was die Liebe vor ein
zartes/ weiches und gebrechliches Ding
sey! Stracks ist ein Loch hinein gestossen
oder geschnitten/ und nimmt mich Wunder/ weil
gleichwohl die Bräute sonst viel auff Scheeren
halten/ (denn sie haben vor der Hochzeit viel zu
nehen) dennoch solch Unheil von denen Scheeren
entstehen solle; und kan ich mir nicht einbilden/
wie es zugehe/ daß mit dem von dem Bräutigam
gekaufften Messer oder Scheere stracks die Liebe
soll zerschnitten werden? Denn weil doch die

Braut
K 3

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Kramer die erſte Wahre gar gutes Kauffs giebet/
aber es gereicht dennoch zu ſeinem Nutzen. Denn
wenn der Kauffer andern meldet/ wie gutes
Kauffs er ſeine Wahre bey dem und dem erhal-
ten haͤtte/ ſo faͤllt alles daſelbſt zu/ und vermeynet
wohl zu kauffen; aber der Kramer weiß ſeine
Sache ſchon zu machen/ daß die uͤbrigen betro-
gen werden. Dieſes iſt alſo die Urſach/ warum
mancher ſo ſteiff uͤber dieſen und vorigen Glau-
bens-Punct haͤlt/ da doch nichts als Betrug dar-
unter ſtecket.

Das 90. Capitel.

Ein Braͤutigam ſoll ſeiner Liebſten/
vor oͤffentlicher Verloͤbniß/ kein Meſſer o-
der Scheere kauffen/ es wird ſonſt damit
die Liebe zerſchnitten.

DA dencke man nur/ was die Liebe vor ein
zartes/ weiches und gebrechliches Ding
ſey! Stracks iſt ein Loch hinein geſtoſſen
oder geſchnitten/ und nimmt mich Wunder/ weil
gleichwohl die Braͤute ſonſt viel auff Scheeren
halten/ (denn ſie haben vor der Hochzeit viel zu
nehen) dennoch ſolch Unheil von denen Scheeren
entſtehen ſolle; und kan ich mir nicht einbilden/
wie es zugehe/ daß mit dem von dem Braͤutigam
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[149/0171] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Kramer die erſte Wahre gar gutes Kauffs giebet/ aber es gereicht dennoch zu ſeinem Nutzen. Denn wenn der Kauffer andern meldet/ wie gutes Kauffs er ſeine Wahre bey dem und dem erhal- ten haͤtte/ ſo faͤllt alles daſelbſt zu/ und vermeynet wohl zu kauffen; aber der Kramer weiß ſeine Sache ſchon zu machen/ daß die uͤbrigen betro- gen werden. Dieſes iſt alſo die Urſach/ warum mancher ſo ſteiff uͤber dieſen und vorigen Glau- bens-Punct haͤlt/ da doch nichts als Betrug dar- unter ſtecket. Das 90. Capitel. Ein Braͤutigam ſoll ſeiner Liebſten/ vor oͤffentlicher Verloͤbniß/ kein Meſſer o- der Scheere kauffen/ es wird ſonſt damit die Liebe zerſchnitten. DA dencke man nur/ was die Liebe vor ein zartes/ weiches und gebrechliches Ding ſey! Stracks iſt ein Loch hinein geſtoſſen oder geſchnitten/ und nimmt mich Wunder/ weil gleichwohl die Braͤute ſonſt viel auff Scheeren halten/ (denn ſie haben vor der Hochzeit viel zu nehen) dennoch ſolch Unheil von denen Scheeren entſtehen ſolle; und kan ich mir nicht einbilden/ wie es zugehe/ daß mit dem von dem Braͤutigam gekaufften Meſſer oder Scheere ſtracks die Liebe ſoll zerſchnitten werden? Denn weil doch die Braut K 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/171>, abgerufen am 21.11.2024.