Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Untersuchung derer von super-klugen nach der Sonnen Untergang müsse fasten/ undgantz nüchtern bleiben; so will ich doch einen ieg- lichen gewiß versichern/ daß an den Tagen nichts gelegen ist/ und mag an statt des Freytags ein anderer seyn. Und sonderlich wirds am besten seyn an solchen Tagen/ da einen am meisten hun- gert; denn das ist gewiß/ daß wenn einer zu der Zeit fasten wolte/ wenn er ohne dem einen Eckel vor dem Essen hat/ so wirds nichts helffen; daß aber das Grüne-Donnerstags-Fasten in specie ein remedium vor das Fieber seyn soll/ ist die lautere Unwahrheit/ und die daran glauben/ sind billich mit unter die Tagewehler/ an denen GOtt einen Greuel hat/ zu rechnen/ und nimmt mich Wunder/ daß solche aberglaubische Leute nicht lieber die Sonnabende zu Heilung derer Kranck- heiten nehmen/ weil Christus viele Kranckheiten am Sabbath-Tage oder Sonnabend geheilet hat? Das 88. Capitel. Wer zu Marckte ziehet/ und borget MAn pflegt zu sagen: Wie einer glaubt/ so aber-
Unterſuchung derer von ſuper-klugen nach der Sonnen Untergang muͤſſe faſten/ undgantz nuͤchtern bleiben; ſo will ich doch einen ieg- lichen gewiß verſichern/ daß an den Tagen nichts gelegen iſt/ und mag an ſtatt des Freytags ein anderer ſeyn. Und ſonderlich wirds am beſten ſeyn an ſolchen Tagen/ da einen am meiſten hun- gert; denn das iſt gewiß/ daß wenn einer zu der Zeit faſten wolte/ wenn er ohne dem einen Eckel vor dem Eſſen hat/ ſo wirds nichts helffen; daß aber das Gruͤne-Donnerſtags-Faſten in ſpecie ein remedium vor das Fieber ſeyn ſoll/ iſt die lautere Unwahrheit/ und die daran glauben/ ſind billich mit unter die Tagewehler/ an denen GOtt einen Greuel hat/ zu rechnen/ und nimmt mich Wunder/ daß ſolche aberglaubiſche Leute nicht lieber die Sonnabende zu Heilung derer Kranck- heiten nehmen/ weil Chriſtus viele Kranckheiten am Sabbath-Tage oder Sonnabend geheilet hat? Das 88. Capitel. Wer zu Marckte ziehet/ und borget MAn pflegt zu ſagen: Wie einer glaubt/ ſo aber-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="146"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unterſuchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">ſuper</hi></hi><hi rendition="#fr">-klugen</hi></fw><lb/> nach der Sonnen Untergang muͤſſe faſten/ und<lb/> gantz nuͤchtern bleiben; ſo will ich doch einen ieg-<lb/> lichen gewiß verſichern/ daß an den Tagen nichts<lb/> gelegen iſt/ und mag an ſtatt des Freytags ein<lb/> anderer ſeyn. Und ſonderlich wirds am beſten<lb/> ſeyn an ſolchen Tagen/ da einen am meiſten hun-<lb/> gert; denn das iſt gewiß/ daß wenn einer zu der<lb/> Zeit faſten wolte/ wenn er ohne dem einen Eckel<lb/> vor dem Eſſen hat/ ſo wirds nichts helffen; daß<lb/> aber das Gruͤne-Donnerſtags-Faſten <hi rendition="#aq">in ſpecie</hi><lb/> ein <hi rendition="#aq">remedium</hi> vor das Fieber ſeyn ſoll/ iſt die<lb/> lautere Unwahrheit/ und die daran glauben/ ſind<lb/> billich mit unter die Tagewehler/ an denen GOtt<lb/> einen Greuel hat/ zu rechnen/ und nimmt mich<lb/> Wunder/ daß ſolche aberglaubiſche Leute nicht<lb/> lieber die Sonnabende zu Heilung derer Kranck-<lb/> heiten nehmen/ weil Chriſtus viele Kranckheiten<lb/> am Sabbath-Tage oder Sonnabend geheilet<lb/> hat?</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">D</hi>as 88. <hi rendition="#in">C</hi>apitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Wer zu Marckte ziehet/ und borget<lb/><hi rendition="#c">die erſte Loͤſung weg/ der verborget<lb/> ſein Gluͤck.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>An pflegt zu ſagen: Wie einer glaubt/ ſo<lb/> geſchicht ihm. Mancher verborget den<lb/> erſten Handkauff nicht/ und wenn er gar<lb/> keinen Dreyer marcken ſolte/ und alſo machens<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0168]
Unterſuchung derer von ſuper-klugen
nach der Sonnen Untergang muͤſſe faſten/ und
gantz nuͤchtern bleiben; ſo will ich doch einen ieg-
lichen gewiß verſichern/ daß an den Tagen nichts
gelegen iſt/ und mag an ſtatt des Freytags ein
anderer ſeyn. Und ſonderlich wirds am beſten
ſeyn an ſolchen Tagen/ da einen am meiſten hun-
gert; denn das iſt gewiß/ daß wenn einer zu der
Zeit faſten wolte/ wenn er ohne dem einen Eckel
vor dem Eſſen hat/ ſo wirds nichts helffen; daß
aber das Gruͤne-Donnerſtags-Faſten in ſpecie
ein remedium vor das Fieber ſeyn ſoll/ iſt die
lautere Unwahrheit/ und die daran glauben/ ſind
billich mit unter die Tagewehler/ an denen GOtt
einen Greuel hat/ zu rechnen/ und nimmt mich
Wunder/ daß ſolche aberglaubiſche Leute nicht
lieber die Sonnabende zu Heilung derer Kranck-
heiten nehmen/ weil Chriſtus viele Kranckheiten
am Sabbath-Tage oder Sonnabend geheilet
hat?
Das 88. Capitel.
Wer zu Marckte ziehet/ und borget
die erſte Loͤſung weg/ der verborget
ſein Gluͤck.
MAn pflegt zu ſagen: Wie einer glaubt/ ſo
geſchicht ihm. Mancher verborget den
erſten Handkauff nicht/ und wenn er gar
keinen Dreyer marcken ſolte/ und alſo machens
aber-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |