Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 50. Capitel. Wenn eine Wöchnerin einen schwar- WIe will mir doch ein Mensch in der gan- Das F 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 50. Capitel. Wenn eine Woͤchnerin einen ſchwar- WIe will mir doch ein Menſch in der gan- Das F 4
<TEI> <text> <body> <pb n="87" facs="#f0109"/> <fw type="header" place="top">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</fw><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das 50. Capitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Wenn eine Woͤchnerin einen ſchwar-<lb/><hi rendition="#c">tzen Latzen vorleget/ ſo wird das Kind<lb/> furchtſam.</hi></p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>Ie will mir doch ein Menſch in der gan-<lb/> tzen Welt erweiſen/ daß dieſes wahr ſey?<lb/> Denn ein Sechswochen-Kind kan ja we-<lb/> der Furcht noch Tapfferkeit von ſich ſpuͤren laſ-<lb/> ſen/ und wenn es erwaͤchſet/ und wird furchtſam/<lb/> ſo kan ja niemand ſagen/ ob es vom ſchwartzen<lb/> Latzen/ den die Mutter in Sechswochen vorge-<lb/> habt hat/ oder von etwas anders/ herkomme/ es<lb/> wolle denn ein ſolcher Haſe/ der dieſes behau-<lb/> pten wolte/ wircklich zu verſtehen geben/ daß ſein<lb/> Kopff mit albern Haſen-Gehirn ausgefuͤllet ſey.<lb/> Wenn die Bruſt-Laͤtze ihrer Farbe halber ſolche<lb/> Wirckung bey den Kindern haben/ ey/ ſo moͤch-<lb/> ten doch alle adeliche Damen rothe Bruſt-Laͤtze<lb/> im Wochen vorlegen/ damit ihre junge Herren<lb/> wackere <hi rendition="#aq">Courage</hi> zum Kriege bekaͤmen. Denn<lb/> ſo ein ſchwartzer Latz etwas bey einem Kinde <hi rendition="#aq">ef-<lb/> fectuir</hi>et/ ſo muß ein anderfarbiger allerdings<lb/><hi rendition="#c">auch eine Wuͤrckung haben. Da nun<lb/> aber dieſes nicht iſt/ ſo glaͤube ich<lb/> jenes auch nicht.</hi></p> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <fw type="sig" place="bottom">F 4</fw> <fw type="catch" place="bottom">Das</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [87/0109]
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 50. Capitel.
Wenn eine Woͤchnerin einen ſchwar-
tzen Latzen vorleget/ ſo wird das Kind
furchtſam.
WIe will mir doch ein Menſch in der gan-
tzen Welt erweiſen/ daß dieſes wahr ſey?
Denn ein Sechswochen-Kind kan ja we-
der Furcht noch Tapfferkeit von ſich ſpuͤren laſ-
ſen/ und wenn es erwaͤchſet/ und wird furchtſam/
ſo kan ja niemand ſagen/ ob es vom ſchwartzen
Latzen/ den die Mutter in Sechswochen vorge-
habt hat/ oder von etwas anders/ herkomme/ es
wolle denn ein ſolcher Haſe/ der dieſes behau-
pten wolte/ wircklich zu verſtehen geben/ daß ſein
Kopff mit albern Haſen-Gehirn ausgefuͤllet ſey.
Wenn die Bruſt-Laͤtze ihrer Farbe halber ſolche
Wirckung bey den Kindern haben/ ey/ ſo moͤch-
ten doch alle adeliche Damen rothe Bruſt-Laͤtze
im Wochen vorlegen/ damit ihre junge Herren
wackere Courage zum Kriege bekaͤmen. Denn
ſo ein ſchwartzer Latz etwas bey einem Kinde ef-
fectuiret/ ſo muß ein anderfarbiger allerdings
auch eine Wuͤrckung haben. Da nun
aber dieſes nicht iſt/ ſo glaͤube ich
jenes auch nicht.
Das
F 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/109 |
Zitationshilfe: | Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/109>, abgerufen am 03.03.2025. |