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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
sich mit Kummer nehren soll. Betrifft nun
dieser Ausspruch GOttes einen Wagner/ Ti-
scher/ Zimmermann/ oder andern/ der in Holtz
arbeiten muß/ so kan er mit freudigern Muthe
leben und sterben/ als mancher ungerechter Rich-
ter/ Gewissen-loser Advocat, betrüglicher Wu-
cherer und Schabehalß/ oder dergleichen/ der
gantze Kästen Geld und Reichthum zusammen
geschunden hat/ und endlich zum Teuffel fahren
muß; denn Armuth lähmet nicht.

Das 48. Capitel.

Wenn Abends Leute über einem Ti-
sche sitzen/ so soll niemand unter den
Tisch leuchten/ es entstehet sonst
ein Zanck.

DAs Leuchten unter den Tisch an und für
sich selbst hat keine Krafft einigen Zanck
zu verursachen. Das ist aber nichts neu-
es/ daß/ wo Leute beysammen sitzen/ sonderlich/
wenn sie in der Karte spielen/ Zanck entstehet;
Nun trägt sichs gar vielfältig zu/ daß bey einer
Spiel-Compagnie irgend einen ein Karten-
Blat oder auch etwas vom Gelde unter den
Tisch fället/ da denn gemeiniglich das Licht/ so
auff dem Tisch stehet/ genommen wird/ und wird
damit unter den Tisch geleuchtet. Unterdes-
sen ist ein und anderer in der Compagnie/ der

sich
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ſich mit Kummer nehren ſoll. Betrifft nun
dieſer Ausſpruch GOttes einen Wagner/ Ti-
ſcher/ Zimmermann/ oder andern/ der in Holtz
arbeiten muß/ ſo kan er mit freudigern Muthe
leben und ſterben/ als mancher ungerechter Rich-
ter/ Gewiſſen-loſer Advocat, betruͤglicher Wu-
cherer und Schabehalß/ oder dergleichen/ der
gantze Kaͤſten Geld und Reichthum zuſammen
geſchunden hat/ und endlich zum Teuffel fahren
muß; denn Armuth laͤhmet nicht.

Das 48. Capitel.

Wenn Abends Leute uͤber einem Ti-
ſche ſitzen/ ſo ſoll niemand unter den
Tiſch leuchten/ es entſtehet ſonſt
ein Zanck.

DAs Leuchten unter den Tiſch an und fuͤr
ſich ſelbſt hat keine Krafft einigen Zanck
zu verurſachen. Das iſt aber nichts neu-
es/ daß/ wo Leute beyſammen ſitzen/ ſonderlich/
wenn ſie in der Karte ſpielen/ Zanck entſtehet;
Nun traͤgt ſichs gar vielfaͤltig zu/ daß bey einer
Spiel-Compagnie irgend einen ein Karten-
Blat oder auch etwas vom Gelde unter den
Tiſch faͤllet/ da denn gemeiniglich das Licht/ ſo
auff dem Tiſch ſtehet/ genommen wird/ und wird
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[85/0107] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ſich mit Kummer nehren ſoll. Betrifft nun dieſer Ausſpruch GOttes einen Wagner/ Ti- ſcher/ Zimmermann/ oder andern/ der in Holtz arbeiten muß/ ſo kan er mit freudigern Muthe leben und ſterben/ als mancher ungerechter Rich- ter/ Gewiſſen-loſer Advocat, betruͤglicher Wu- cherer und Schabehalß/ oder dergleichen/ der gantze Kaͤſten Geld und Reichthum zuſammen geſchunden hat/ und endlich zum Teuffel fahren muß; denn Armuth laͤhmet nicht. Das 48. Capitel. Wenn Abends Leute uͤber einem Ti- ſche ſitzen/ ſo ſoll niemand unter den Tiſch leuchten/ es entſtehet ſonſt ein Zanck. DAs Leuchten unter den Tiſch an und fuͤr ſich ſelbſt hat keine Krafft einigen Zanck zu verurſachen. Das iſt aber nichts neu- es/ daß/ wo Leute beyſammen ſitzen/ ſonderlich/ wenn ſie in der Karte ſpielen/ Zanck entſtehet; Nun traͤgt ſichs gar vielfaͤltig zu/ daß bey einer Spiel-Compagnie irgend einen ein Karten- Blat oder auch etwas vom Gelde unter den Tiſch faͤllet/ da denn gemeiniglich das Licht/ ſo auff dem Tiſch ſtehet/ genommen wird/ und wird damit unter den Tiſch geleuchtet. Unterdeſ- ſen iſt ein und anderer in der Compagnie/ der ſich F 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/107>, abgerufen am 21.11.2024.