Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.§. 113. Gegen Abend schickte der Herr Geh. Rath Gerbet zu mir, §. 114. Am folgenden Tage erfuhr ichs umständlicher, daß der neue §. 115.
§. 113. Gegen Abend ſchickte der Herr Geh. Rath Gerbet zu mir, §. 114. Am folgenden Tage erfuhr ichs umſtaͤndlicher, daß der neue §. 115.
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§. 113. Gegen Abend ſchickte der Herr Geh. Rath Gerbet zu mir,
ob ich nicht um 4. Uhr aufm Hoff-Gerichte ſeyn, und der Inquiſition eines
eingebrachten harten Menſchen mit Prieſterlichen Zuſpruch beywohnen
wolte, der ſich bißher fuͤr einen getaufften Bettel-Juden ausgegeben, er hoffete
ſchier, einen von obgedachten dreyen an demſelben zu finden; Aber da er
fuͤr Hoffmanns Augen geſtellet worden, hat Hoffmann nicht Monſ. Fride-
richen funden den ſo genandten Studenten, gleichfals wurde er auch dem
Kranichfeldten vorgezeiget, ob der ihn kennen wolte, aber auch dieſem war
er unbekandt; Jch aber entſchuldigte mich mit Amts-Arbeit und vorſeyen-
der Copulations Predigt, wuͤrde auch ohne das zur neuen Inquiſition mich
nicht zuziehen laſſen, denn es alsdenn allererſt Zeit gnug waͤre, daß Predi-
ger nach geſchehener Inquiſition und publicirten Condemnation, des Ge-
richtlichen Beyſtandes oder Information ſich bedienten. Solte man aber
Monſ. Ludewig unter dem vorgegebenen getaufften Juden annoch antreffen,
(welches doch nicht geſchehen) ſo moͤchte man ſchier glauben, der Herr
Oremus wuͤrde auch auskuntſchaffet, zum wenigſten doch foͤrmlicher bekandt
werden.
§. 114. Am folgenden Tage erfuhr ichs umſtaͤndlicher, daß der neue
Inquiſit weder der Student Ludewig noch der lange Friderich, ſondern ein
revera getauffter Jude, kundig auch der Hebraͤiſchen Sprache geweſen;
Zugleich war auch Koͤnigliche Order eingegangen, daß nunmehro der nechſte
Freytag zur Execution feſt ſtehen ſolte. Wir Prediger giengen in die Ge-
richts-Stube und urgirten, vor der Abſolution dieſer Leute, daß ſie vorgefo-
dert wuͤrden und ſich verſoͤhneten, weil man eine ungemeine Verbitterung
wider Fixeln je laͤnger je aͤrger verſpuͤhrete. Der Herr Pater kam mit, be-
gehrte desgleichen, wolte auch vorgeben, daß die Wanckin, Fixels Weib
ſolches dem Fixel auf des Herrn Paters Zurede thun wolte; Allein da ſie
beyde vorkamen, war der Mann dazu bereit und willig, das Weib aber
mit allen Kraͤfften der Verſoͤhnung zuwider, ſofern er nicht revociren und
ſie von der Damm-Muͤhle frey reden wolte: Dieſer aber blieb beſtaͤndig
und freudig bey ſeinem Bekaͤnntniß, daß er nichts anders ſagen, noch ihrent-
halben ſein Gewiſſen mit neuen Luͤgen beſudeln wolte. Endlich kam eine
gezwungene Verſoͤhnung und Hand Gabe mit groſſer Muͤhe hervor, die
ſchlechte Figur gab, daß man den Groll aus des Weibes Hertzen entfernet,
glauben ſolte.
§. 115.
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