Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 109.

Wie nun Hofsmanns böse Gemüthe wird auskommen, der
sie nicht wolte bey der Mühle gesehen haben, wird die Zeit lehren, die Ge-
richte hattens bemercket, da man ihm dieses Weibes selbst Geständniß vor-
gestellet, habe er den Kopff liederlich über die Achseln geworffen und gelächelt,
wie seine Weise schon also gewesen war, wenn man ihm zugeredet, wir
gaben sie dahin und wolten nunmehro an denen Lutherischen arbeiten, so
lange wir könnten, und das Gedeyen dazu von GOtt erwarten.

§. 110.

Am folgenden 6. Februar. solte wie gedacht, der Tag zur
Execution seyn, die Halßstarrigkeit aber der dreyen, sonderlich des Wei-
bes war Ursach des Aufschubs, anbey aber vornehmlich einige eingeliefserte
Arrestanten, die durch scharffgeschehene Aufsuchung, so Jhro Majestät in
Dero Residence so wol als auf dem Lande und in den Städten auswehrts
verordnet hatte, darunter wurden unterschiedene verdächtige Personen an-
gemercket, die man denen zum Tode Verurtheilten ins Gesichte stellete, ob
sie von ihren Wegen und unordentlichen Wandel Känntniß, oder gar Ge-
meinschafft mit ihnen gehabt hatten.

§. 111.

Man hatte zuvor schon von dreyen bösen Leuten vielmals,
sonderlich von des Kranichfeldens Aussage vernommen, deren einer ein ab-
gesetzter Lutherischer Psaffe aus dem Würtenbergischen, (Prediger zu heissen
ist er nicht würdig) welcher vormals Päbstisch gewesen, mit Nahmen Ore-
mus,
eigentlich aber M. Hase, der andre aber ein Studente mit Nahmen
unter der Bande Mons. Ludewig, und der dritte Mons. Friderich, der Fixelin
ihr erster Mann, sonst der Lieutenant dieser Bande, oder der lange Friderich
genandt, die beyden ersten haben ihnen die Brand-Brieffe geschrieben, und
von dem eingesammleten Gelde Bandenmäßig participiret.

§. 112.

Sonderlich soll der benandte Pfaffe unter ihnen ein rechter
Teuffel gewesen seyn, welcher, wenn Weiber sich bey ihm gemeldet und in
der Brandbrieffler Bande haben wollen aufgenommen seyn, mit dieser Lo-
sung: Oremus! zuvor mit ihnen zum Winckel gangen seyn soll, und (Schande
zuschreiben) seine heimliche Greuel verübet haben. Der Student habe für
seine ausgestellte Brand-Brieffe sich bezahlen, und sonst unter ihnen sich gü-
tig thun lassen. Jch schreibe die Passage her, wie es nicht allein der Herr
Prediger Schmid aus dem Munde des Schieffer-Deckers gehöret, sondern
wie solches auch die Fixelin in der Gerichts-Stuben bestättigte. Jsts an-
ders wahr, so mags was Abscheuliches heissen.

§. 113.
§. 109.

Wie nun Hofſmanns boͤſe Gemuͤthe wird auskommen, der
ſie nicht wolte bey der Muͤhle geſehen haben, wird die Zeit lehren, die Ge-
richte hattens bemercket, da man ihm dieſes Weibes ſelbſt Geſtaͤndniß vor-
geſtellet, habe er den Kopff liederlich uͤber die Achſeln geworffen und gelaͤchelt,
wie ſeine Weiſe ſchon alſo geweſen war, wenn man ihm zugeredet, wir
gaben ſie dahin und wolten nunmehro an denen Lutheriſchen arbeiten, ſo
lange wir koͤnnten, und das Gedeyen dazu von GOtt erwarten.

§. 110.

Am folgenden 6. Februar. ſolte wie gedacht, der Tag zur
Execution ſeyn, die Halßſtarrigkeit aber der dreyen, ſonderlich des Wei-
bes war Urſach des Aufſchubs, anbey aber vornehmlich einige eingeliefſerte
Arreſtanten, die durch ſcharffgeſchehene Aufſuchung, ſo Jhro Majeſtaͤt in
Dero Reſidence ſo wol als auf dem Lande und in den Staͤdten auswehrts
verordnet hatte, darunter wurden unterſchiedene verdaͤchtige Perſonen an-
gemercket, die man denen zum Tode Verurtheilten ins Geſichte ſtellete, ob
ſie von ihren Wegen und unordentlichen Wandel Kaͤnntniß, oder gar Ge-
meinſchafft mit ihnen gehabt hatten.

§. 111.

Man hatte zuvor ſchon von dreyen boͤſen Leuten vielmals,
ſonderlich von des Kranichfeldens Ausſage vernommen, deren einer ein ab-
geſetzter Lutheriſcher Pſaffe aus dem Wuͤrtenbergiſchen, (Prediger zu heiſſen
iſt er nicht wuͤrdig) welcher vormals Paͤbſtiſch geweſen, mit Nahmen Ore-
mus,
eigentlich aber M. Haſe, der andre aber ein Studente mit Nahmen
unter der Bande Monſ. Ludewig, und der dritte Monſ. Friderich, der Fixelin
ihr erſter Mann, ſonſt der Lieutenant dieſer Bande, oder der lange Friderich
genandt, die beyden erſten haben ihnen die Brand-Brieffe geſchrieben, und
von dem eingeſammleten Gelde Bandenmaͤßig participiret.

§. 112.

Sonderlich ſoll der benandte Pfaffe unter ihnen ein rechter
Teuffel geweſen ſeyn, welcher, wenn Weiber ſich bey ihm gemeldet und in
der Brandbrieffler Bande haben wollen aufgenommen ſeyn, mit dieſer Lo-
ſung: Oremus! zuvor mit ihnen zum Winckel gangen ſeyn ſoll, und (Schande
zuſchreiben) ſeine heimliche Greuel veruͤbet haben. Der Student habe fuͤr
ſeine ausgeſtellte Brand-Brieffe ſich bezahlen, und ſonſt unter ihnen ſich guͤ-
tig thun laſſen. Jch ſchreibe die Paſſage her, wie es nicht allein der Herr
Prediger Schmid aus dem Munde des Schieffer-Deckers gehoͤret, ſondern
wie ſolches auch die Fixelin in der Gerichts-Stuben beſtaͤttigte. Jſts an-
ders wahr, ſo mags was Abſcheuliches heiſſen.

§. 113.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0092" n="86[84]"/>
      <div n="1">
        <head>§. 109.</head>
        <p>Wie nun Hof&#x017F;manns bo&#x0364;&#x017F;e Gemu&#x0364;the wird auskommen, der<lb/>
&#x017F;ie nicht wolte bey der Mu&#x0364;hle ge&#x017F;ehen haben, wird die Zeit lehren, die Ge-<lb/>
richte hattens bemercket, da man ihm die&#x017F;es Weibes &#x017F;elb&#x017F;t Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß vor-<lb/>
ge&#x017F;tellet, habe er den Kopff liederlich u&#x0364;ber die Ach&#x017F;eln geworffen und gela&#x0364;chelt,<lb/>
wie &#x017F;eine Wei&#x017F;e &#x017F;chon al&#x017F;o gewe&#x017F;en war, wenn man ihm zugeredet, wir<lb/>
gaben &#x017F;ie dahin und wolten nunmehro an denen Lutheri&#x017F;chen arbeiten, &#x017F;o<lb/>
lange wir ko&#x0364;nnten, und das Gedeyen dazu von GOtt erwarten.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 110.</head>
        <p>Am folgenden 6. Februar. &#x017F;olte wie gedacht, der Tag zur<lb/><hi rendition="#aq">Execution</hi> &#x017F;eyn, die Halß&#x017F;tarrigkeit aber der dreyen, &#x017F;onderlich des Wei-<lb/>
bes war Ur&#x017F;ach des Auf&#x017F;chubs, anbey aber vornehmlich einige eingelief&#x017F;erte<lb/><hi rendition="#aq">Arre&#x017F;tant</hi>en, die durch &#x017F;charffge&#x017F;chehene Auf&#x017F;uchung, &#x017F;o Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t in<lb/>
Dero <hi rendition="#aq">Re&#x017F;idence</hi> &#x017F;o wol als auf dem Lande und in den Sta&#x0364;dten auswehrts<lb/>
verordnet hatte, darunter wurden unter&#x017F;chiedene verda&#x0364;chtige Per&#x017F;onen an-<lb/>
gemercket, die man denen zum Tode Verurtheilten ins Ge&#x017F;ichte &#x017F;tellete, ob<lb/>
&#x017F;ie von ihren Wegen und unordentlichen Wandel Ka&#x0364;nntniß, oder gar Ge-<lb/>
mein&#x017F;chafft mit ihnen gehabt hatten.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 111.</head>
        <p>Man hatte zuvor &#x017F;chon von dreyen bo&#x0364;&#x017F;en Leuten vielmals,<lb/>
&#x017F;onderlich von des Kranichfeldens Aus&#x017F;age vernommen, deren einer ein ab-<lb/>
ge&#x017F;etzter Lutheri&#x017F;cher P&#x017F;affe aus dem Wu&#x0364;rtenbergi&#x017F;chen, (Prediger zu hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t er nicht wu&#x0364;rdig) welcher vormals Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;ch gewe&#x017F;en, mit Nahmen <hi rendition="#aq">Ore-<lb/>
mus,</hi> eigentlich aber <hi rendition="#aq">M. Ha&#x017F;e,</hi> der andre aber ein Studente mit Nahmen<lb/>
unter der Bande <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Ludewig, und der dritte <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Friderich, der Fixelin<lb/>
ihr er&#x017F;ter Mann, &#x017F;on&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> die&#x017F;er Bande, oder der lange Friderich<lb/>
genandt, die beyden er&#x017F;ten haben ihnen die Brand-Brieffe ge&#x017F;chrieben, und<lb/>
von dem einge&#x017F;ammleten Gelde Bandenma&#x0364;ßig <hi rendition="#aq">participir</hi>et.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 112.</head>
        <p>Sonderlich &#x017F;oll der benandte Pfaffe unter ihnen ein rechter<lb/>
Teuffel gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, welcher, wenn Weiber &#x017F;ich bey ihm gemeldet und in<lb/>
der Brandbrieffler Bande haben wollen aufgenommen &#x017F;eyn, mit die&#x017F;er Lo-<lb/>
&#x017F;ung: <hi rendition="#aq">Oremus!</hi> zuvor mit ihnen zum Winckel gangen &#x017F;eyn &#x017F;oll, und (Schande<lb/>
zu&#x017F;chreiben) &#x017F;eine heimliche Greuel veru&#x0364;bet haben. Der Student habe fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;eine ausge&#x017F;tellte Brand-Brieffe &#x017F;ich bezahlen, und &#x017F;on&#x017F;t unter ihnen &#x017F;ich gu&#x0364;-<lb/>
tig thun la&#x017F;&#x017F;en. Jch &#x017F;chreibe die <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;age</hi> her, wie es nicht allein der Herr<lb/>
Prediger Schmid aus dem Munde des Schieffer-Deckers geho&#x0364;ret, &#x017F;ondern<lb/>
wie &#x017F;olches auch die Fixelin in der Gerichts-Stuben be&#x017F;ta&#x0364;ttigte. J&#x017F;ts an-<lb/>
ders wahr, &#x017F;o mags was Ab&#x017F;cheuliches hei&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">§. 113.</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86[84]/0092] §. 109. Wie nun Hofſmanns boͤſe Gemuͤthe wird auskommen, der ſie nicht wolte bey der Muͤhle geſehen haben, wird die Zeit lehren, die Ge- richte hattens bemercket, da man ihm dieſes Weibes ſelbſt Geſtaͤndniß vor- geſtellet, habe er den Kopff liederlich uͤber die Achſeln geworffen und gelaͤchelt, wie ſeine Weiſe ſchon alſo geweſen war, wenn man ihm zugeredet, wir gaben ſie dahin und wolten nunmehro an denen Lutheriſchen arbeiten, ſo lange wir koͤnnten, und das Gedeyen dazu von GOtt erwarten. §. 110. Am folgenden 6. Februar. ſolte wie gedacht, der Tag zur Execution ſeyn, die Halßſtarrigkeit aber der dreyen, ſonderlich des Wei- bes war Urſach des Aufſchubs, anbey aber vornehmlich einige eingeliefſerte Arreſtanten, die durch ſcharffgeſchehene Aufſuchung, ſo Jhro Majeſtaͤt in Dero Reſidence ſo wol als auf dem Lande und in den Staͤdten auswehrts verordnet hatte, darunter wurden unterſchiedene verdaͤchtige Perſonen an- gemercket, die man denen zum Tode Verurtheilten ins Geſichte ſtellete, ob ſie von ihren Wegen und unordentlichen Wandel Kaͤnntniß, oder gar Ge- meinſchafft mit ihnen gehabt hatten. §. 111. Man hatte zuvor ſchon von dreyen boͤſen Leuten vielmals, ſonderlich von des Kranichfeldens Ausſage vernommen, deren einer ein ab- geſetzter Lutheriſcher Pſaffe aus dem Wuͤrtenbergiſchen, (Prediger zu heiſſen iſt er nicht wuͤrdig) welcher vormals Paͤbſtiſch geweſen, mit Nahmen Ore- mus, eigentlich aber M. Haſe, der andre aber ein Studente mit Nahmen unter der Bande Monſ. Ludewig, und der dritte Monſ. Friderich, der Fixelin ihr erſter Mann, ſonſt der Lieutenant dieſer Bande, oder der lange Friderich genandt, die beyden erſten haben ihnen die Brand-Brieffe geſchrieben, und von dem eingeſammleten Gelde Bandenmaͤßig participiret. §. 112. Sonderlich ſoll der benandte Pfaffe unter ihnen ein rechter Teuffel geweſen ſeyn, welcher, wenn Weiber ſich bey ihm gemeldet und in der Brandbrieffler Bande haben wollen aufgenommen ſeyn, mit dieſer Lo- ſung: Oremus! zuvor mit ihnen zum Winckel gangen ſeyn ſoll, und (Schande zuſchreiben) ſeine heimliche Greuel veruͤbet haben. Der Student habe fuͤr ſeine ausgeſtellte Brand-Brieffe ſich bezahlen, und ſonſt unter ihnen ſich guͤ- tig thun laſſen. Jch ſchreibe die Paſſage her, wie es nicht allein der Herr Prediger Schmid aus dem Munde des Schieffer-Deckers gehoͤret, ſondern wie ſolches auch die Fixelin in der Gerichts-Stuben beſtaͤttigte. Jſts an- ders wahr, ſo mags was Abſcheuliches heiſſen. §. 113.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/92
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 86[84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/92>, abgerufen am 21.12.2024.