Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.§. 66. Zum wenigsten meynete ich mit diesem Fixel so weit kom- nem
§. 66. Zum wenigſten meynete ich mit dieſem Fixel ſo weit kom- nem
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0042" n="44[42]"/> <div n="1"> <head>§. 66.</head> <p>Zum wenigſten meynete ich mit dieſem Fixel ſo weit kom-<lb/> men zu ſeyn, daß er unter allen am wenigſten wancken ſolte; Aber da ſie<lb/> am 30. <hi rendition="#aq">Januar. Terminum executionis</hi> hoͤreten, am damals kommenden<lb/> Freytage mit dem Rade abgethan zu werden, und ſie alle viere vorm Ge-<lb/> richte ſtunden, auch nach angehoͤrter <hi rendition="#aq">Senten</hi>tz befraget wurden: Ob ſie be-<lb/> ſtaͤndig bey letzt gethaner Ausſage blieben? War Fixel der erſte, der von<lb/> ſeiner ſo offt bißher <hi rendition="#aq">ratihabir</hi>ten <hi rendition="#aq">Confesſion reſilir</hi>te: Denn nach dem er<lb/> ſein Weib im Gerichte erblickete, und ſie ihm mit ihren Augen einen Winck<lb/> gegeben hatte, hub ers oͤffentlich an zu leugnen, daß dieſes ſein Weib bey der<lb/> Damm-Muͤhlen und dero Pluͤnderung geweſen, und darauf wolte er nun-<lb/> mehro, daß es die Warheit waͤre, leben und ſterben. Da ſolches der Hoff-<lb/> mann von dem Fixel hoͤrete, und auch daruͤber befraget wurde, ob er es<lb/> ferner geſtuͤnde, dieſe gedachte Fixelin zu Gefehrtin aus Metzdorff genom-<lb/> men, und zur Muͤhlen-Pluͤnderung zur Huͤlffe gehabt zu haben, leugnete<lb/> er ebenfals, ſie mitgenommen und geſehen zu haben, konnte aber und wolte<lb/> keinen weiteren Beſcheid geben, wo ſie geblieben: Und ob er gleich ihre Zahl,<lb/> die auſ drey Perſonen, ſeiner Ausſage nach, ſich erſtreckete, ſo aus dem<lb/> Metzdorffiſchen Kruge zur Pluͤnderung ausgegangen waren, annoch dazu-<lb/> mal rechnete, wolte er doch, (wuſte auch keine andere) weiter nichts wiſſen,<lb/> ſondern machte mit dem Kopffe eine trotzige <hi rendition="#aq">Bravur,</hi> als freuete er ſich, daß<lb/> ihre <hi rendition="#aq">Inquiſition</hi> eine ſolche neue <hi rendition="#aq">Forme</hi> gewinnen, und Fixel wancken wolte.<lb/> Nicht beſſer machte es der Kranichfeld, der dazumahl die <hi rendition="#aq">Tortur</hi> noch nicht<lb/> wuͤrcklich hatte an ſich kommen laſſen, ſo gar, daß er ſich bitter boͤſe mit<lb/> Mienen gegen mich bezeugete, da ich dem Fixel im Gerichte zuredete, dem<lb/> Teuffel dieſes Spiel nicht zu goͤnnen, daß er ihn von der Warheit braͤchte,<lb/> und ſeine uͤbrige <hi rendition="#aq">Conſort</hi>en verhaͤrtete. Ein Soldat in der Wacht ſagte es<lb/> frey oͤffentlich aus, Kranichfeld waͤre im Gefaͤngniß ſo verwegen mit einem<lb/> liederlichen Eydſchwur oder Vermeſſung gegen die anweſende Leute heraus<lb/> gangen, wenn er freye Hand gehabt haͤtte, er waͤre ſo erzuͤrnt droben geweſen,<lb/> daß er den Prediger wol an den Halß geſchlagen haͤtte. Jch konnte es ohne<lb/> Empfindung, da mirs wieder erzehlet ward, anhoͤren: Gleichwol that ich ein<lb/> mahl mit dieſem Großthuer einen Verſuch, was er doch <hi rendition="#aq">præſtir</hi>en koͤnnte,<lb/> ließ die Wacht aus ſeinem Gefaͤngniſſe treten, und mich bey ihm verſchlieſſen.<lb/> Er wuſte anfangs nicht, was dieſer Aufzug heiſſen ſolte, da ich ihn aber an-<lb/> redete, er wuͤrde ſich erinnern, wie er verwegen ſeyn und mir an den Halß<lb/> ſchlagen wollen, wenn ich wuͤſte, daß er durch dieſen Schlag einmal an ſei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nem</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44[42]/0042]
§. 66.Zum wenigſten meynete ich mit dieſem Fixel ſo weit kom-
men zu ſeyn, daß er unter allen am wenigſten wancken ſolte; Aber da ſie
am 30. Januar. Terminum executionis hoͤreten, am damals kommenden
Freytage mit dem Rade abgethan zu werden, und ſie alle viere vorm Ge-
richte ſtunden, auch nach angehoͤrter Sententz befraget wurden: Ob ſie be-
ſtaͤndig bey letzt gethaner Ausſage blieben? War Fixel der erſte, der von
ſeiner ſo offt bißher ratihabirten Confesſion reſilirte: Denn nach dem er
ſein Weib im Gerichte erblickete, und ſie ihm mit ihren Augen einen Winck
gegeben hatte, hub ers oͤffentlich an zu leugnen, daß dieſes ſein Weib bey der
Damm-Muͤhlen und dero Pluͤnderung geweſen, und darauf wolte er nun-
mehro, daß es die Warheit waͤre, leben und ſterben. Da ſolches der Hoff-
mann von dem Fixel hoͤrete, und auch daruͤber befraget wurde, ob er es
ferner geſtuͤnde, dieſe gedachte Fixelin zu Gefehrtin aus Metzdorff genom-
men, und zur Muͤhlen-Pluͤnderung zur Huͤlffe gehabt zu haben, leugnete
er ebenfals, ſie mitgenommen und geſehen zu haben, konnte aber und wolte
keinen weiteren Beſcheid geben, wo ſie geblieben: Und ob er gleich ihre Zahl,
die auſ drey Perſonen, ſeiner Ausſage nach, ſich erſtreckete, ſo aus dem
Metzdorffiſchen Kruge zur Pluͤnderung ausgegangen waren, annoch dazu-
mal rechnete, wolte er doch, (wuſte auch keine andere) weiter nichts wiſſen,
ſondern machte mit dem Kopffe eine trotzige Bravur, als freuete er ſich, daß
ihre Inquiſition eine ſolche neue Forme gewinnen, und Fixel wancken wolte.
Nicht beſſer machte es der Kranichfeld, der dazumahl die Tortur noch nicht
wuͤrcklich hatte an ſich kommen laſſen, ſo gar, daß er ſich bitter boͤſe mit
Mienen gegen mich bezeugete, da ich dem Fixel im Gerichte zuredete, dem
Teuffel dieſes Spiel nicht zu goͤnnen, daß er ihn von der Warheit braͤchte,
und ſeine uͤbrige Conſorten verhaͤrtete. Ein Soldat in der Wacht ſagte es
frey oͤffentlich aus, Kranichfeld waͤre im Gefaͤngniß ſo verwegen mit einem
liederlichen Eydſchwur oder Vermeſſung gegen die anweſende Leute heraus
gangen, wenn er freye Hand gehabt haͤtte, er waͤre ſo erzuͤrnt droben geweſen,
daß er den Prediger wol an den Halß geſchlagen haͤtte. Jch konnte es ohne
Empfindung, da mirs wieder erzehlet ward, anhoͤren: Gleichwol that ich ein
mahl mit dieſem Großthuer einen Verſuch, was er doch præſtiren koͤnnte,
ließ die Wacht aus ſeinem Gefaͤngniſſe treten, und mich bey ihm verſchlieſſen.
Er wuſte anfangs nicht, was dieſer Aufzug heiſſen ſolte, da ich ihn aber an-
redete, er wuͤrde ſich erinnern, wie er verwegen ſeyn und mir an den Halß
ſchlagen wollen, wenn ich wuͤſte, daß er durch dieſen Schlag einmal an ſei-
nem
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