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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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schädlichen Dingen vor allen andern excellirete, sonderlich wird er von ei-
nem Weibe gefesselt, die hernach auch soll beschrieben werden, deren Mann
ein Bruder des Schieffer-Deckers gewesen, so diesen Tropff an sich ziehet,
und ihn zu ihren Tücken heran bringet, daß er also eine Stuffe höher treten
und mit falschen Brand-Brieffen sich auch versehen muß. Mit Fixeln schien
er in guter Vertraulichkeit gewesen zu seyn, in dem er ihn bey seinem Kinde,
so Fixel in Krentzlin bey Ruppin tauffen lassen, zum Pathen erwehlets,
woselbst er sich aufm Trödel die letzte Mondur kauffete, auch dem Fixel ei-
nen Degen abgehandelt, den er nachgehends wiederum einem der Zigeuner
verkauffete, die sie zu der Damm-Mühle geführet. Das Gesichte war eben
nicht unförmlich, er schien sich aber selbst formidabel gemacht zu haben, in
dem er sich einen starcken Zwixel-Bart wachsen ließ, daran ihn, die aus der
Fremde von Franckfurt und andern benachbarten Städten kandten, daß
er auf allen Messen und Jahrmärckten immer gewancket, und als ein per-
fect
er Spitzbube unter denen Krämern passiret hahe. Anfangs hat er draussen
vor der Mühle Wacht gehalten, wird aber nachgehends überzeuget, drein
gewesen zu seyn und die Magd gebunden zu haben, hats auch selbst zugestanden.

§. 39.

Anna Maria Schmidin heisset sein Weib, die er unver-
trauet mit sich führete. Sie war bürtig aus Halle in Sachsen, gab ihr
Alter 36. Jahre an, möchte wol älter seyn, wenn man die Zeit überrechnen
wolte, die sie in diesem Banden-Lauffe zugebracht hatte, in dem sie mit des
Schieffer-Deckers Brüdern sich lange Jahre geschleppet und schon vor 19.
Jahren zwey Kinder mit einem derselben, ohne daß sie vertrauet mit ihm ge-
wesen wäre, gezeuget hatte, dahero auch unser Schieffer-Decker, der vom
Hoffmanne keine Kundschafft zu haben, sich stellete, als es heraus kam, daß
er ja sein Schwager wäre, in dem er seines Bruders Weib hätte, eine lie-
derliche Antwort, nach seiner Gewohnheit, versetzete: Ein Schelm ist mein
Schwager! konnte sich schier mäßigen, daß ers nicht uns sagete, die wir ihn
befragten: Ein Schelm redet es mir nach, er hat nicht meines Bruders
Weib, sondern seine Hure! Sonst war sie auch Lutherischer Religion, ma-
geres und was längeres Leibes, wie die andern waren, aber boßhafftig und
von unverschämten Lügen.

§. 40.

Wie sie von ihrem ersten Manne abkommen, mit dem sie lange
Jahre zusammen gehalten, und mit Brand-Brieffen sowol als mit unter-
mengten Diebstahl sich ernähret, auch endlich eine Wittwe oder Verlassene
worden sey, muß mit beschrieben werden. Gedachter ihr Mann hieß Jo-

seph
E

ſchaͤdlichen Dingen vor allen andern excellirete, ſonderlich wird er von ei-
nem Weibe gefeſſelt, die hernach auch ſoll beſchrieben werden, deren Mann
ein Bruder des Schieffer-Deckers geweſen, ſo dieſen Tropff an ſich ziehet,
und ihn zu ihren Tuͤcken heran bringet, daß er alſo eine Stuffe hoͤher treten
und mit falſchen Brand-Brieffen ſich auch verſehen muß. Mit Fixeln ſchien
er in guter Vertraulichkeit geweſen zu ſeyn, in dem er ihn bey ſeinem Kinde,
ſo Fixel in Krentzlin bey Ruppin tauffen laſſen, zum Pathen erwehlets,
woſelbſt er ſich aufm Troͤdel die letzte Mondur kauffete, auch dem Fixel ei-
nen Degen abgehandelt, den er nachgehends wiederum einem der Zigeuner
verkauffete, die ſie zu der Damm-Muͤhle gefuͤhret. Das Geſichte war eben
nicht unfoͤrmlich, er ſchien ſich aber ſelbſt formidabel gemacht zu haben, in
dem er ſich einen ſtarcken Zwixel-Bart wachſen ließ, daran ihn, die aus der
Fremde von Franckfurt und andern benachbarten Staͤdten kandten, daß
er auf allen Meſſen und Jahrmaͤrckten immer gewancket, und als ein per-
fect
er Spitzbube unter denen Kraͤmern pasſiret hahe. Anfangs hat er drauſſen
vor der Muͤhle Wacht gehalten, wird aber nachgehends uͤberzeuget, drein
geweſen zu ſeyn und die Magd gebunden zu haben, hats auch ſelbſt zugeſtanden.

§. 39.

Anna Maria Schmidin heiſſet ſein Weib, die er unver-
trauet mit ſich fuͤhrete. Sie war buͤrtig aus Halle in Sachſen, gab ihr
Alter 36. Jahre an, moͤchte wol aͤlter ſeyn, wenn man die Zeit uͤberrechnen
wolte, die ſie in dieſem Banden-Lauffe zugebracht hatte, in dem ſie mit des
Schieffer-Deckers Bruͤdern ſich lange Jahre geſchleppet und ſchon vor 19.
Jahren zwey Kinder mit einem derſelben, ohne daß ſie vertrauet mit ihm ge-
weſen waͤre, gezeuget hatte, dahero auch unſer Schieffer-Decker, der vom
Hoffmanne keine Kundſchafft zu haben, ſich ſtellete, als es heraus kam, daß
er ja ſein Schwager waͤre, in dem er ſeines Bruders Weib haͤtte, eine lie-
derliche Antwort, nach ſeiner Gewohnheit, verſetzete: Ein Schelm iſt mein
Schwager! konnte ſich ſchier maͤßigen, daß ers nicht uns ſagete, die wir ihn
befragten: Ein Schelm redet es mir nach, er hat nicht meines Bruders
Weib, ſondern ſeine Hure! Sonſt war ſie auch Lutheriſcher Religion, ma-
geres und was laͤngeres Leibes, wie die andern waren, aber boßhafftig und
von unverſchaͤmten Luͤgen.

§. 40.

Wie ſie von ihrem erſten Manne abkommen, mit dem ſie lange
Jahre zuſammen gehalten, und mit Brand-Brieffen ſowol als mit unter-
mengten Diebſtahl ſich ernaͤhret, auch endlich eine Wittwe oder Verlaſſene
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ſeph
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[33[31]/0031] ſchaͤdlichen Dingen vor allen andern excellirete, ſonderlich wird er von ei- nem Weibe gefeſſelt, die hernach auch ſoll beſchrieben werden, deren Mann ein Bruder des Schieffer-Deckers geweſen, ſo dieſen Tropff an ſich ziehet, und ihn zu ihren Tuͤcken heran bringet, daß er alſo eine Stuffe hoͤher treten und mit falſchen Brand-Brieffen ſich auch verſehen muß. Mit Fixeln ſchien er in guter Vertraulichkeit geweſen zu ſeyn, in dem er ihn bey ſeinem Kinde, ſo Fixel in Krentzlin bey Ruppin tauffen laſſen, zum Pathen erwehlets, woſelbſt er ſich aufm Troͤdel die letzte Mondur kauffete, auch dem Fixel ei- nen Degen abgehandelt, den er nachgehends wiederum einem der Zigeuner verkauffete, die ſie zu der Damm-Muͤhle gefuͤhret. Das Geſichte war eben nicht unfoͤrmlich, er ſchien ſich aber ſelbſt formidabel gemacht zu haben, in dem er ſich einen ſtarcken Zwixel-Bart wachſen ließ, daran ihn, die aus der Fremde von Franckfurt und andern benachbarten Staͤdten kandten, daß er auf allen Meſſen und Jahrmaͤrckten immer gewancket, und als ein per- fecter Spitzbube unter denen Kraͤmern pasſiret hahe. Anfangs hat er drauſſen vor der Muͤhle Wacht gehalten, wird aber nachgehends uͤberzeuget, drein geweſen zu ſeyn und die Magd gebunden zu haben, hats auch ſelbſt zugeſtanden. §. 39.Anna Maria Schmidin heiſſet ſein Weib, die er unver- trauet mit ſich fuͤhrete. Sie war buͤrtig aus Halle in Sachſen, gab ihr Alter 36. Jahre an, moͤchte wol aͤlter ſeyn, wenn man die Zeit uͤberrechnen wolte, die ſie in dieſem Banden-Lauffe zugebracht hatte, in dem ſie mit des Schieffer-Deckers Bruͤdern ſich lange Jahre geſchleppet und ſchon vor 19. Jahren zwey Kinder mit einem derſelben, ohne daß ſie vertrauet mit ihm ge- weſen waͤre, gezeuget hatte, dahero auch unſer Schieffer-Decker, der vom Hoffmanne keine Kundſchafft zu haben, ſich ſtellete, als es heraus kam, daß er ja ſein Schwager waͤre, in dem er ſeines Bruders Weib haͤtte, eine lie- derliche Antwort, nach ſeiner Gewohnheit, verſetzete: Ein Schelm iſt mein Schwager! konnte ſich ſchier maͤßigen, daß ers nicht uns ſagete, die wir ihn befragten: Ein Schelm redet es mir nach, er hat nicht meines Bruders Weib, ſondern ſeine Hure! Sonſt war ſie auch Lutheriſcher Religion, ma- geres und was laͤngeres Leibes, wie die andern waren, aber boßhafftig und von unverſchaͤmten Luͤgen. §. 40.Wie ſie von ihrem erſten Manne abkommen, mit dem ſie lange Jahre zuſammen gehalten, und mit Brand-Brieffen ſowol als mit unter- mengten Diebſtahl ſich ernaͤhret, auch endlich eine Wittwe oder Verlaſſene worden ſey, muß mit beſchrieben werden. Gedachter ihr Mann hieß Jo- ſeph E

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 33[31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/31>, abgerufen am 21.11.2024.