Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Fränckischen, bald vom Hartz her bürtig seyn: Fixel aber sprach, es
ist fast vergebene Arbeit, sie darüber zu fragen, zu ihme hätte sie gesaget, sie
wäre von Skeuditz, zwischen Halle und Leipzig, soll auch nach seiner Aus-
sage Lutherisch gewesen seyn, sich auch in ihrer Jugend, ehe sie unter das
Landstreuchen und herumschweiffen recht gerathen, bey Lutheranern des
heiligen Abendmahls bedienet haben. Und wie er uns den Vorschmack
von ihren Tücken gegeben; Haben wir es leider in folgenden Tagen mehr
als zu viel gefunden.

§. 34.

Der Männer möchte sie wol so viel gehabt haben, daß sie
selbige nicht mehr zu zehlen wuste, wie sie denn von so frecher Huren-Stirne
war, daß sie aus sothaner Schande kein sonderliches Geheimniß machete,
sondern wol mehrmals fragete: Ob wir auf Universitäten uns auch wol
richtig gehalten hätten, wenn sie dieses Geständnisses wegen, daß sie solche
durchtriebene Hure wäre (Mühlen-Raub wolte sie nicht gestehen) sterben
solte, warum uns denn das Leben geschencket würde? Jndessen gestand sie
mit diesem Fixel drey Männer gehabt zu haben, mit welchen sie gleiche Tha-
ten verübet, auch mit dem ersten schon in einem Halberstädtschen Judicio
so heiß gesessen, daß es ihnen beyden damals der Halß kosten solte.
Gewiß ists, daß sie aus dem Gefängniß daselbst heimlich ausgebrochen, ob
aber dieser ihr erster Mann daselbst dazumahl das Gelach bezahlet habe,
oder ob er wegen frischen Diebstals anderswo aufgehenckt worden, sind mir
die Umstände entfallen. Aufgchenckt ist er gewiß, denn solches nicht allein
Fixel wuste, sondern sie die Wanckin gestund es selber, daß sie nicht lange
Wittwe geblieben, sondern hiernechst von obgedachten Hans Friedrich Bern-
hard Wolffen sey herum geschleppet worden.

§. 35.

Diese ihre beyde erste Männer sind Catholischer Religion gewe-
sen, denen zugefallen dis leichtsinnige Weib leicht zu ihrer Religion überge-
schritten, Fixel wuste ihre Motiv auch daheraus, daß sie selber gesaget, sie
hätte eher bey denen Catholischen als Lutheranern einen Beicht-Zettel be-
kommen können, unsre Leute wären so schwürig, wolten entweder, wenn sie
gleich gebeichtet hätte, ihr nicht den Beicht-Schein geben, oder hätten bald
dieses bald jenes an ihr gemeckelt.

§. 36.

Mit gleicher List hat sie auch in Helmstädt Fixeln zugesetzet,
da er im Mecklenburgischen unsicher worden, und in zweyen Jahren nicht
zum Abendmahl gangen, auch keinen Beicht-Zettel bekommen können, ist
sie mit ihme daselbst zu einem Pater gangen, der ihm versprochen, nicht allein

einen

dem Fraͤnckiſchen, bald vom Hartz her buͤrtig ſeyn: Fixel aber ſprach, es
iſt faſt vergebene Arbeit, ſie daruͤber zu fragen, zu ihme haͤtte ſie geſaget, ſie
waͤre von Skeuditz, zwiſchen Halle und Leipzig, ſoll auch nach ſeiner Aus-
ſage Lutheriſch geweſen ſeyn, ſich auch in ihrer Jugend, ehe ſie unter das
Landſtreuchen und herumſchweiffen recht gerathen, bey Lutheranern des
heiligen Abendmahls bedienet haben. Und wie er uns den Vorſchmack
von ihren Tuͤcken gegeben; Haben wir es leider in folgenden Tagen mehr
als zu viel gefunden.

§. 34.

Der Maͤnner moͤchte ſie wol ſo viel gehabt haben, daß ſie
ſelbige nicht mehr zu zehlen wuſte, wie ſie denn von ſo frecher Huren-Stirne
war, daß ſie aus ſothaner Schande kein ſonderliches Geheimniß machete,
ſondern wol mehrmals fragete: Ob wir auf Univerſitaͤten uns auch wol
richtig gehalten haͤtten, wenn ſie dieſes Geſtaͤndniſſes wegen, daß ſie ſolche
durchtriebene Hure waͤre (Muͤhlen-Raub wolte ſie nicht geſtehen) ſterben
ſolte, warum uns denn das Leben geſchencket wuͤrde? Jndeſſen geſtand ſie
mit dieſem Fixel drey Maͤnner gehabt zu haben, mit welchen ſie gleiche Tha-
ten veruͤbet, auch mit dem erſten ſchon in einem Halberſtaͤdtſchen Judicio
ſo heiß geſeſſen, daß es ihnen beyden damals der Halß koſten ſolte.
Gewiß iſts, daß ſie aus dem Gefaͤngniß daſelbſt heimlich ausgebrochen, ob
aber dieſer ihr erſter Mann daſelbſt dazumahl das Gelach bezahlet habe,
oder ob er wegen friſchen Diebſtals anderswo aufgehenckt worden, ſind mir
die Umſtaͤnde entfallen. Aufgchenckt iſt er gewiß, denn ſolches nicht allein
Fixel wuſte, ſondern ſie die Wanckin geſtund es ſelber, daß ſie nicht lange
Wittwe geblieben, ſondern hiernechſt von obgedachten Hans Friedrich Bern-
hard Wolffen ſey herum geſchleppet worden.

§. 35.

Dieſe ihre beyde erſte Maͤnner ſind Catholiſcher Religion gewe-
ſen, denen zugefallen dis leichtſinnige Weib leicht zu ihrer Religion uͤberge-
ſchritten, Fixel wuſte ihre Motiv auch daheraus, daß ſie ſelber geſaget, ſie
haͤtte eher bey denen Catholiſchen als Lutheranern einen Beicht-Zettel be-
kommen koͤnnen, unſre Leute waͤren ſo ſchwuͤrig, wolten entweder, wenn ſie
gleich gebeichtet haͤtte, ihr nicht den Beicht-Schein geben, oder haͤtten bald
dieſes bald jenes an ihr gemeckelt.

§. 36.

Mit gleicher Liſt hat ſie auch in Helmſtaͤdt Fixeln zugeſetzet,
da er im Mecklenburgiſchen unſicher worden, und in zweyen Jahren nicht
zum Abendmahl gangen, auch keinen Beicht-Zettel bekommen koͤnnen, iſt
ſie mit ihme daſelbſt zu einem Pater gangen, der ihm verſprochen, nicht allein

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="31[29]"/>
dem Fra&#x0364;ncki&#x017F;chen, bald vom Hartz her bu&#x0364;rtig &#x017F;eyn: Fixel aber &#x017F;prach, es<lb/>
i&#x017F;t fa&#x017F;t vergebene Arbeit, &#x017F;ie daru&#x0364;ber zu fragen, zu ihme ha&#x0364;tte &#x017F;ie ge&#x017F;aget, &#x017F;ie<lb/>
wa&#x0364;re von Skeuditz, zwi&#x017F;chen Halle und Leipzig, &#x017F;oll auch nach &#x017F;einer Aus-<lb/>
&#x017F;age Lutheri&#x017F;ch gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, &#x017F;ich auch in ihrer Jugend, ehe &#x017F;ie unter das<lb/>
Land&#x017F;treuchen und herum&#x017F;chweiffen recht gerathen, bey Lutheranern des<lb/>
heiligen Abendmahls bedienet haben. Und wie er uns den Vor&#x017F;chmack<lb/>
von ihren Tu&#x0364;cken gegeben; Haben wir es leider in folgenden Tagen mehr<lb/>
als zu viel gefunden.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 34.</head>
        <p>Der Ma&#x0364;nner mo&#x0364;chte &#x017F;ie wol &#x017F;o viel gehabt haben, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elbige nicht mehr zu zehlen wu&#x017F;te, wie &#x017F;ie denn von &#x017F;o frecher Huren-Stirne<lb/>
war, daß &#x017F;ie aus &#x017F;othaner Schande kein &#x017F;onderliches Geheimniß machete,<lb/>
&#x017F;ondern wol mehrmals fragete: Ob wir auf <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten uns auch wol<lb/>
richtig gehalten ha&#x0364;tten, wenn &#x017F;ie die&#x017F;es Ge&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;es wegen, daß &#x017F;ie &#x017F;olche<lb/>
durchtriebene Hure wa&#x0364;re (Mu&#x0364;hlen-Raub wolte &#x017F;ie nicht ge&#x017F;tehen) &#x017F;terben<lb/>
&#x017F;olte, warum uns denn das Leben ge&#x017F;chencket wu&#x0364;rde? Jnde&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;tand &#x017F;ie<lb/>
mit die&#x017F;em Fixel drey Ma&#x0364;nner gehabt zu haben, mit welchen &#x017F;ie gleiche Tha-<lb/>
ten veru&#x0364;bet, auch mit dem er&#x017F;ten &#x017F;chon in einem Halber&#x017F;ta&#x0364;dt&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Judicio</hi><lb/>
&#x017F;o heiß ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en, daß es ihnen beyden damals der Halß ko&#x017F;ten &#x017F;olte.<lb/>
Gewiß i&#x017F;ts, daß &#x017F;ie aus dem Gefa&#x0364;ngniß da&#x017F;elb&#x017F;t heimlich ausgebrochen, ob<lb/>
aber die&#x017F;er ihr er&#x017F;ter Mann da&#x017F;elb&#x017F;t dazumahl das Gelach bezahlet habe,<lb/>
oder ob er wegen fri&#x017F;chen Dieb&#x017F;tals anderswo aufgehenckt worden, &#x017F;ind mir<lb/>
die Um&#x017F;ta&#x0364;nde entfallen. Aufgchenckt i&#x017F;t er gewiß, denn &#x017F;olches nicht allein<lb/>
Fixel wu&#x017F;te, &#x017F;ondern &#x017F;ie die Wanckin ge&#x017F;tund es &#x017F;elber, daß &#x017F;ie nicht lange<lb/>
Wittwe geblieben, &#x017F;ondern hiernech&#x017F;t von obgedachten Hans Friedrich Bern-<lb/>
hard Wolffen &#x017F;ey herum ge&#x017F;chleppet worden.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 35.</head>
        <p>Die&#x017F;e ihre beyde er&#x017F;te Ma&#x0364;nner &#x017F;ind Catholi&#x017F;cher Religion gewe-<lb/>
&#x017F;en, denen zugefallen dis leicht&#x017F;innige Weib leicht zu ihrer Religion u&#x0364;berge-<lb/>
&#x017F;chritten, Fixel wu&#x017F;te ihre <hi rendition="#aq">Motiv</hi> auch daheraus, daß &#x017F;ie &#x017F;elber ge&#x017F;aget, &#x017F;ie<lb/>
ha&#x0364;tte eher bey denen Catholi&#x017F;chen als Lutheranern einen Beicht-Zettel be-<lb/>
kommen ko&#x0364;nnen, un&#x017F;re Leute wa&#x0364;ren &#x017F;o &#x017F;chwu&#x0364;rig, wolten entweder, wenn &#x017F;ie<lb/>
gleich gebeichtet ha&#x0364;tte, ihr nicht den Beicht-Schein geben, oder ha&#x0364;tten bald<lb/>
die&#x017F;es bald jenes an ihr gemeckelt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 36.</head>
        <p>Mit gleicher Li&#x017F;t hat &#x017F;ie auch in Helm&#x017F;ta&#x0364;dt Fixeln zuge&#x017F;etzet,<lb/>
da er im Mecklenburgi&#x017F;chen un&#x017F;icher worden, und in zweyen Jahren nicht<lb/>
zum Abendmahl gangen, auch keinen Beicht-Zettel bekommen ko&#x0364;nnen, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie mit ihme da&#x017F;elb&#x017F;t zu einem <hi rendition="#aq">Pater</hi> gangen, der ihm ver&#x017F;prochen, nicht allein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31[29]/0029] dem Fraͤnckiſchen, bald vom Hartz her buͤrtig ſeyn: Fixel aber ſprach, es iſt faſt vergebene Arbeit, ſie daruͤber zu fragen, zu ihme haͤtte ſie geſaget, ſie waͤre von Skeuditz, zwiſchen Halle und Leipzig, ſoll auch nach ſeiner Aus- ſage Lutheriſch geweſen ſeyn, ſich auch in ihrer Jugend, ehe ſie unter das Landſtreuchen und herumſchweiffen recht gerathen, bey Lutheranern des heiligen Abendmahls bedienet haben. Und wie er uns den Vorſchmack von ihren Tuͤcken gegeben; Haben wir es leider in folgenden Tagen mehr als zu viel gefunden. §. 34.Der Maͤnner moͤchte ſie wol ſo viel gehabt haben, daß ſie ſelbige nicht mehr zu zehlen wuſte, wie ſie denn von ſo frecher Huren-Stirne war, daß ſie aus ſothaner Schande kein ſonderliches Geheimniß machete, ſondern wol mehrmals fragete: Ob wir auf Univerſitaͤten uns auch wol richtig gehalten haͤtten, wenn ſie dieſes Geſtaͤndniſſes wegen, daß ſie ſolche durchtriebene Hure waͤre (Muͤhlen-Raub wolte ſie nicht geſtehen) ſterben ſolte, warum uns denn das Leben geſchencket wuͤrde? Jndeſſen geſtand ſie mit dieſem Fixel drey Maͤnner gehabt zu haben, mit welchen ſie gleiche Tha- ten veruͤbet, auch mit dem erſten ſchon in einem Halberſtaͤdtſchen Judicio ſo heiß geſeſſen, daß es ihnen beyden damals der Halß koſten ſolte. Gewiß iſts, daß ſie aus dem Gefaͤngniß daſelbſt heimlich ausgebrochen, ob aber dieſer ihr erſter Mann daſelbſt dazumahl das Gelach bezahlet habe, oder ob er wegen friſchen Diebſtals anderswo aufgehenckt worden, ſind mir die Umſtaͤnde entfallen. Aufgchenckt iſt er gewiß, denn ſolches nicht allein Fixel wuſte, ſondern ſie die Wanckin geſtund es ſelber, daß ſie nicht lange Wittwe geblieben, ſondern hiernechſt von obgedachten Hans Friedrich Bern- hard Wolffen ſey herum geſchleppet worden. §. 35.Dieſe ihre beyde erſte Maͤnner ſind Catholiſcher Religion gewe- ſen, denen zugefallen dis leichtſinnige Weib leicht zu ihrer Religion uͤberge- ſchritten, Fixel wuſte ihre Motiv auch daheraus, daß ſie ſelber geſaget, ſie haͤtte eher bey denen Catholiſchen als Lutheranern einen Beicht-Zettel be- kommen koͤnnen, unſre Leute waͤren ſo ſchwuͤrig, wolten entweder, wenn ſie gleich gebeichtet haͤtte, ihr nicht den Beicht-Schein geben, oder haͤtten bald dieſes bald jenes an ihr gemeckelt. §. 36.Mit gleicher Liſt hat ſie auch in Helmſtaͤdt Fixeln zugeſetzet, da er im Mecklenburgiſchen unſicher worden, und in zweyen Jahren nicht zum Abendmahl gangen, auch keinen Beicht-Zettel bekommen koͤnnen, iſt ſie mit ihme daſelbſt zu einem Pater gangen, der ihm verſprochen, nicht allein einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/29
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 31[29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/29>, abgerufen am 21.12.2024.