Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.rechtes Schreibe- und Siegel-Gebühr empfangen. Jch fürchte sehr, es wer- §. 30. Je länger er nun sich mit soichen Bettel-Schrifften trug, je §. 32. Und da das arme Schaaf in keine honette Gesellschafft je §. 33. Anna Sophia Wanckin, heisset diese seine erhaschte Socia, aus
rechtes Schreibe- und Siegel-Gebuͤhr empfangen. Jch fuͤrchte ſehr, es wer- §. 30. Je laͤnger er nun ſich mit ſoichen Bettel-Schrifften trug, je §. 32. Und da das arme Schaaf in keine honette Geſellſchafft je §. 33. Anna Sophia Wanckin, heiſſet dieſe ſeine erhaſchte Socia, aus
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="30[28]"/> rechtes Schreibe- und Siegel-Gebuͤhr empfangen. Jch fuͤrchte ſehr, es wer-<lb/> de die Hencker-Ruthe ihnen den Ruͤcken mit rother Tinten ſchreiben, und<lb/> an ſtatt des Siegels das Brandmahl darauf druͤcken, wie bereits einer von<lb/> ſolchen Brieff-Schreibern dergleichen Lohn empfing an dem Tage da unſre<lb/><hi rendition="#aq">Maleficant</hi>en ſolten <hi rendition="#aq">executir</hi>et werden, welcher doch noch nicht einmal der<lb/> rechte Meiſter von ſolcher Schreiberey ſeyn wolte, ſondern nur ihre alte <hi rendition="#aq">For-<lb/> mular</hi>e mit veraͤnderten Nahmen ihnen abgeſchrieben hatte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 30.</head> <p>Je laͤnger er nun ſich mit ſoichen Bettel-Schrifften trug, je<lb/> weiter gerieth er in die Laͤnder, daß faſt kein Ort, Dorff und Flecken in der<lb/> Chur-Marck Brandenburg, Halberſtadt, Magdeburg, am Hartze, in<lb/> Braunſchweig, Pommern, und ſonderlich im Mecklenburgiſchen zu finden,<lb/> den er nicht durchſchweiffet haͤtte, uͤberall aber hat er ſeines gleichen ſo eine<lb/> Menge kennen lernen, daß er ſie nicht alle benennen und erzehlen konnte,<lb/> was ihm aber noch bewuſt war, hat er nicht verhelet, bevorab, da ſie ihme<lb/> in dem Hoff-Gerichte abgefraget wurden, dergeſtalt aufrichtig, daß er auch<lb/> ſeiner eigenen Mutter und Geſchwiſter nicht ſchonete, nicht aus Rache, ſon-<lb/> dern aus warhafftiger aufrichtiger Liebe gegen dieſelbe, weil er erkandte, daß<lb/> ſie auf verbothenen Wegen giengen, und wenn ſie darauf blieben, weiter ge-<lb/> hen, und wie er, zu ſolchem groͤſſern Ungluͤck gerathen konnten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 32.</head> <p>Und da das arme Schaaf in keine <hi rendition="#aq">honett</hi>e Geſellſchafft je<lb/> kommen war, ſondern alle Zeit zu ſolcher Rotte ſich geſellete, die von goͤtt-<lb/> und menſchlichen Geſetzen ſich loßgeriſſen hatte, die wie ein Vieh zuſammen<lb/> geloſſen, und allerley Unreinigkeit betrieben, ohne daß ein eintziger unter ih-<lb/> nen, prieſterlich <hi rendition="#aq">copulir</hi>t zu ſeyn, ein <hi rendition="#aq">Atteſt</hi> aufweiſen konnte; So ließ<lb/> ſich auch Fixel geluͤſten auf dieſe Wege zu gehen; und da ers erfahren, daß<lb/> ſolcherley Land Streicher Johann Friedrich Wolff, ſonſt in der Bande der<lb/> lange Friedrich genandt, ſein geſchleptes Menſch verſtoſſen, laͤufft er derſel-<lb/> ben wie ein junges Stier nach, biß er ſie irgendwo in einer Schencke an-<lb/> trifft, und ſie beyde des Kauffs eins werden, in der Unreinigkeit als <hi rendition="#aq">copulir</hi>te<lb/> Ehe-Leute wegzuleben, und ihre Dieberey mit zuſammengeſetzten Kraͤfften<lb/> zu treiben. Und hie giengs mit ihme aus der Traͤuffe in den Schlag-Re-<lb/> gen, von einer Suͤnde in die andere, biß er endlich gleich ihrem erſten<lb/> Manne, ins aͤuſſerſte Verderben gerieth.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 33.</head> <p><hi rendition="#fr">Anna Sophia Wanckin,</hi> heiſſet dieſe ſeine erhaſchte <hi rendition="#aq">Socia,</hi><lb/> deren herkommen wir mit ſolcher Gewißheit nicht melden koͤnnen, weil ſie<lb/> niemals ſo redlich, wie ihr Mann, heraus gieng; Jedoch wolte ſie bald<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [30[28]/0028]
rechtes Schreibe- und Siegel-Gebuͤhr empfangen. Jch fuͤrchte ſehr, es wer-
de die Hencker-Ruthe ihnen den Ruͤcken mit rother Tinten ſchreiben, und
an ſtatt des Siegels das Brandmahl darauf druͤcken, wie bereits einer von
ſolchen Brieff-Schreibern dergleichen Lohn empfing an dem Tage da unſre
Maleficanten ſolten executiret werden, welcher doch noch nicht einmal der
rechte Meiſter von ſolcher Schreiberey ſeyn wolte, ſondern nur ihre alte For-
mulare mit veraͤnderten Nahmen ihnen abgeſchrieben hatte.
§. 30.Je laͤnger er nun ſich mit ſoichen Bettel-Schrifften trug, je
weiter gerieth er in die Laͤnder, daß faſt kein Ort, Dorff und Flecken in der
Chur-Marck Brandenburg, Halberſtadt, Magdeburg, am Hartze, in
Braunſchweig, Pommern, und ſonderlich im Mecklenburgiſchen zu finden,
den er nicht durchſchweiffet haͤtte, uͤberall aber hat er ſeines gleichen ſo eine
Menge kennen lernen, daß er ſie nicht alle benennen und erzehlen konnte,
was ihm aber noch bewuſt war, hat er nicht verhelet, bevorab, da ſie ihme
in dem Hoff-Gerichte abgefraget wurden, dergeſtalt aufrichtig, daß er auch
ſeiner eigenen Mutter und Geſchwiſter nicht ſchonete, nicht aus Rache, ſon-
dern aus warhafftiger aufrichtiger Liebe gegen dieſelbe, weil er erkandte, daß
ſie auf verbothenen Wegen giengen, und wenn ſie darauf blieben, weiter ge-
hen, und wie er, zu ſolchem groͤſſern Ungluͤck gerathen konnten.
§. 32.Und da das arme Schaaf in keine honette Geſellſchafft je
kommen war, ſondern alle Zeit zu ſolcher Rotte ſich geſellete, die von goͤtt-
und menſchlichen Geſetzen ſich loßgeriſſen hatte, die wie ein Vieh zuſammen
geloſſen, und allerley Unreinigkeit betrieben, ohne daß ein eintziger unter ih-
nen, prieſterlich copulirt zu ſeyn, ein Atteſt aufweiſen konnte; So ließ
ſich auch Fixel geluͤſten auf dieſe Wege zu gehen; und da ers erfahren, daß
ſolcherley Land Streicher Johann Friedrich Wolff, ſonſt in der Bande der
lange Friedrich genandt, ſein geſchleptes Menſch verſtoſſen, laͤufft er derſel-
ben wie ein junges Stier nach, biß er ſie irgendwo in einer Schencke an-
trifft, und ſie beyde des Kauffs eins werden, in der Unreinigkeit als copulirte
Ehe-Leute wegzuleben, und ihre Dieberey mit zuſammengeſetzten Kraͤfften
zu treiben. Und hie giengs mit ihme aus der Traͤuffe in den Schlag-Re-
gen, von einer Suͤnde in die andere, biß er endlich gleich ihrem erſten
Manne, ins aͤuſſerſte Verderben gerieth.
§. 33.Anna Sophia Wanckin, heiſſet dieſe ſeine erhaſchte Socia,
deren herkommen wir mit ſolcher Gewißheit nicht melden koͤnnen, weil ſie
niemals ſo redlich, wie ihr Mann, heraus gieng; Jedoch wolte ſie bald
aus
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