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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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§. 2.

Unsere Justitz hatte schon lange zuvor sich mit Wachsamkeit
gerüstet, da sie von der Ferne von denen Unthaten eines streiffenden Volckes
Nachricht bekam, das das benachbarte Mecklenburg so wol als Sachsen,
Pohlen und Braunschweig belastiget, und die Leute so wol auf Reisen und
öffentlicher Land-Strasse, als auch in den Herbergen und in eigenen Woh-
nungen mit gewaltiger Thätlichkeit befallen. Da sich nun solcher Schwarm
zu uns in unserm Lande näherte, und in demselben gleiche Boßheit vetübete,
also, daß bald von diesem, bald von einem andern Orte die bitterste Klagen
einlieffen, wie Brand-Schaden entstanden, ohne daß durch eigene Ver-
warlosung sie geschehen wärenn, Leute in ihren Häusern auf dem Lager zur
Nachts-Zeit gebunden, geplündert, und, wo nicht getödtet, doch tödlich ver-
wundet und blutrünstig geschlagen worden; Gieng unsere Gerechtigkeit aus
Hauß-Suchung zu thun, ob man solche Gäste nicht betreten, und sie von
solcher schädlichen Arbeit abbringen könnte. Man hat nach angewandter
Mühe keinem ankommen können, indem sie sich allewege auf den Grentzen
hielten, und bald in Mecklenburg, bald in Pohlen, bald in Sachsen, bald
in Braunschweig ihre Schlupff-Winckel und überall Band-Genossen hat-
ten, ausser einem grossen Zigeuner-Truppen, welcher in der Neumarck an
der Polnischen Grentzen hausete, und zu Seegefeld Feuer angeleget, nach-
dem sie eine daselbst sich befundene Mühle geplündert. Ob dieselbe Com-
plices
von unsren Banditen gewesen seyn, die wir beschreiben sollen, hat
man nicht heraus bekommen, indessen wurde ihnen ein schneller Proceß ge-
machet, daß ihrer etliche zu Driesen, einer Grentz-Festung an Pohlen, in
unserer Neu-Marck erhencket, etliche geköpffet, und ihrer etliche zur Staupe
geschlagen und also zerstreuet worden.

§. 3.

Da man mit diesen nach ihrem erlittenen Land-Räuber Lohn
am 28. Octobr a. p. sertig, waren schon andere Kuntschaffter von hie aus
ausgesandt, die einer andern Rotte nachsetzeten, so uns näher mit solcher
verzweiffelten Arbeit getreten war, und bereits etwa am 8. Octobr. kurtz vor der
in der Neu-Marck geschehenen Plünderung, etwa 7. Meilen von Berlin
sich gelüsten ließ, ebenfals eine in sreyen Felde gebauete Mühle zu begrüssen,
und in derselben so zu handthieren, als zuvor ihr liederliches Beginnen be-
schrieben worden.

§. 4.

Man wuste zur Erforschung derer noch verborgenen Thäter
kein besseres Mittel zu ersinnen, als daß auf ausgeschriebene Königliche Ver-
ordnung plötzlich alle verdächtige Landstreiffende Personen angehalten und

ins
C
§. 2.

Unſere Juſtitz hatte ſchon lange zuvor ſich mit Wachſamkeit
geruͤſtet, da ſie von der Ferne von denen Unthaten eines ſtreiffenden Volckes
Nachricht bekam, das das benachbarte Mecklenburg ſo wol als Sachſen,
Pohlen und Braunſchweig belaſtiget, und die Leute ſo wol auf Reiſen und
oͤffentlicher Land-Straſſe, als auch in den Herbergen und in eigenen Woh-
nungen mit gewaltiger Thaͤtlichkeit befallen. Da ſich nun ſolcher Schwarm
zu uns in unſerm Lande naͤherte, und in demſelben gleiche Boßheit vetuͤbete,
alſo, daß bald von dieſem, bald von einem andern Orte die bitterſte Klagen
einlieffen, wie Brand-Schaden entſtanden, ohne daß durch eigene Ver-
warloſung ſie geſchehen waͤrẽn, Leute in ihren Haͤuſern auf dem Lager zur
Nachts-Zeit gebunden, gepluͤndert, und, wo nicht getoͤdtet, doch toͤdlich ver-
wundet und blutruͤnſtig geſchlagen worden; Gieng unſere Gerechtigkeit aus
Hauß-Suchung zu thun, ob man ſolche Gaͤſte nicht betreten, und ſie von
ſolcher ſchaͤdlichen Arbeit abbringen koͤnnte. Man hat nach angewandter
Muͤhe keinem ankommen koͤnnen, indem ſie ſich allewege auf den Grentzen
hielten, und bald in Mecklenburg, bald in Pohlen, bald in Sachſen, bald
in Braunſchweig ihre Schlupff-Winckel und uͤberall Band-Genoſſen hat-
ten, auſſer einem groſſen Zigeuner-Truppen, welcher in der Neumarck an
der Polniſchen Grentzen hauſete, und zu Seegefeld Feuer angeleget, nach-
dem ſie eine daſelbſt ſich befundene Muͤhle gepluͤndert. Ob dieſelbe Com-
plices
von unſren Banditen geweſen ſeyn, die wir beſchreiben ſollen, hat
man nicht heraus bekommen, indeſſen wurde ihnen ein ſchneller Proceß ge-
machet, daß ihrer etliche zu Drieſen, einer Grentz-Feſtung an Pohlen, in
unſerer Neu-Marck erhencket, etliche gekoͤpffet, und ihrer etliche zur Staupe
geſchlagen und alſo zerſtreuet worden.

§. 3.

Da man mit dieſen nach ihrem erlittenen Land-Raͤuber Lohn
am 28. Octobr a. p. ſertig, waren ſchon andere Kuntſchaffter von hie aus
ausgeſandt, die einer andern Rotte nachſetzeten, ſo uns naͤher mit ſolcher
verzweiffelten Arbeit getreten war, und bereits etwa am 8. Octobr. kurtz vor der
in der Neu-Marck geſchehenen Pluͤnderung, etwa 7. Meilen von Berlin
ſich geluͤſten ließ, ebenfals eine in ſreyen Felde gebauete Muͤhle zu begruͤſſen,
und in derſelben ſo zu handthieren, als zuvor ihr liederliches Beginnen be-
ſchrieben worden.

§. 4.

Man wuſte zur Erforſchung derer noch verborgenen Thaͤter
kein beſſeres Mittel zu erſinnen, als daß auf ausgeſchriebene Koͤnigliche Ver-
ordnung ploͤtzlich alle verdaͤchtige Landſtreiffende Perſonen angehalten und

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[17[15]/0015] §. 2.Unſere Juſtitz hatte ſchon lange zuvor ſich mit Wachſamkeit geruͤſtet, da ſie von der Ferne von denen Unthaten eines ſtreiffenden Volckes Nachricht bekam, das das benachbarte Mecklenburg ſo wol als Sachſen, Pohlen und Braunſchweig belaſtiget, und die Leute ſo wol auf Reiſen und oͤffentlicher Land-Straſſe, als auch in den Herbergen und in eigenen Woh- nungen mit gewaltiger Thaͤtlichkeit befallen. Da ſich nun ſolcher Schwarm zu uns in unſerm Lande naͤherte, und in demſelben gleiche Boßheit vetuͤbete, alſo, daß bald von dieſem, bald von einem andern Orte die bitterſte Klagen einlieffen, wie Brand-Schaden entſtanden, ohne daß durch eigene Ver- warloſung ſie geſchehen waͤrẽn, Leute in ihren Haͤuſern auf dem Lager zur Nachts-Zeit gebunden, gepluͤndert, und, wo nicht getoͤdtet, doch toͤdlich ver- wundet und blutruͤnſtig geſchlagen worden; Gieng unſere Gerechtigkeit aus Hauß-Suchung zu thun, ob man ſolche Gaͤſte nicht betreten, und ſie von ſolcher ſchaͤdlichen Arbeit abbringen koͤnnte. Man hat nach angewandter Muͤhe keinem ankommen koͤnnen, indem ſie ſich allewege auf den Grentzen hielten, und bald in Mecklenburg, bald in Pohlen, bald in Sachſen, bald in Braunſchweig ihre Schlupff-Winckel und uͤberall Band-Genoſſen hat- ten, auſſer einem groſſen Zigeuner-Truppen, welcher in der Neumarck an der Polniſchen Grentzen hauſete, und zu Seegefeld Feuer angeleget, nach- dem ſie eine daſelbſt ſich befundene Muͤhle gepluͤndert. Ob dieſelbe Com- plices von unſren Banditen geweſen ſeyn, die wir beſchreiben ſollen, hat man nicht heraus bekommen, indeſſen wurde ihnen ein ſchneller Proceß ge- machet, daß ihrer etliche zu Drieſen, einer Grentz-Feſtung an Pohlen, in unſerer Neu-Marck erhencket, etliche gekoͤpffet, und ihrer etliche zur Staupe geſchlagen und alſo zerſtreuet worden. §. 3.Da man mit dieſen nach ihrem erlittenen Land-Raͤuber Lohn am 28. Octobr a. p. ſertig, waren ſchon andere Kuntſchaffter von hie aus ausgeſandt, die einer andern Rotte nachſetzeten, ſo uns naͤher mit ſolcher verzweiffelten Arbeit getreten war, und bereits etwa am 8. Octobr. kurtz vor der in der Neu-Marck geſchehenen Pluͤnderung, etwa 7. Meilen von Berlin ſich geluͤſten ließ, ebenfals eine in ſreyen Felde gebauete Muͤhle zu begruͤſſen, und in derſelben ſo zu handthieren, als zuvor ihr liederliches Beginnen be- ſchrieben worden. §. 4.Man wuſte zur Erforſchung derer noch verborgenen Thaͤter kein beſſeres Mittel zu erſinnen, als daß auf ausgeſchriebene Koͤnigliche Ver- ordnung ploͤtzlich alle verdaͤchtige Landſtreiffende Perſonen angehalten und ins C

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 17[15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/15>, abgerufen am 21.11.2024.