Der Recensent urteilt blos nach seinem Gedaechtniß, das aller- dings eigensinnig seyn kan, aber hier ehe in den einförmigen Zalen Anlaß zur Verwirrung als zu me- rerer Unterscheidung findet: und an dieser war doch gelegen!
Ein neuer von dem vorhergehenden ganz verschiedener Tadel. Vorhin sprach Hr. H. von runden Zalen und verminderten Perio- den, und möchte lieber gar keine Perioden, sondern ganzes Continuum. Nun kommt er auf einförmige Zalen, und die Frage ist: taugen einförmige Zalen in den Zeitbe- stimmungen der Perioden? Z. Ex. die Ge- schichte eines Volks sei 1000 Jahre lang. Wenn ich sie bequem in 4 Teile zerschneiden kan, und jedesmal nach 250 Jaren ein schickliches Erinnerungsmal finde, derge- stalt, daß alle Perioden von gleicher Länge, oder ihre Zalen einförmig, werden: soll ich diese Erinnerungsmale begierig ergreifen; oder gerade deswegen andre suchen, damit die Distanzen sich ungleich werden, etwa 200, 300, 175, 325?
Die
§. 21.
Der Recenſent urteilt blos nach ſeinem Gedæchtniß, das aller- dings eigenſinnig ſeyn kan, aber hier ehe in den einförmigen Zalen Anlaß zur Verwirrung als zu me- rerer Unterſcheidung findet: und an dieſer war doch gelegen!
Ein neuer von dem vorhergehenden ganz verſchiedener Tadel. Vorhin ſprach Hr. H. von runden Zalen und verminderten Perio- den, und moͤchte lieber gar keine Perioden, ſondern ganzes Continuum. Nun kommt er auf einförmige Zalen, und die Frage iſt: taugen einfoͤrmige Zalen in den Zeitbe- ſtimmungen der Perioden? Z. Ex. die Ge- ſchichte eines Volks ſei 1000 Jahre lang. Wenn ich ſie bequem in 4 Teile zerſchneiden kan, und jedesmal nach 250 Jaren ein ſchickliches Erinnerungsmal finde, derge- ſtalt, daß alle Perioden von gleicher Laͤnge, oder ihre Zalen einfoͤrmig, werden: ſoll ich dieſe Erinnerungsmale begierig ergreifen; oder gerade deswegen andre ſuchen, damit die Diſtanzen ſich ungleich werden, etwa 200, 300, 175, 325?
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[303[79]/0099]
§. 21.
Der Recenſent urteilt blos nach
ſeinem Gedæchtniß, das aller-
dings eigenſinnig ſeyn kan, aber
hier ehe in den einförmigen Zalen
Anlaß zur Verwirrung als zu me-
rerer Unterſcheidung findet: und
an dieſer war doch gelegen!
Ein neuer von dem vorhergehenden ganz
verſchiedener Tadel. Vorhin ſprach Hr. H.
von runden Zalen und verminderten Perio-
den, und moͤchte lieber gar keine Perioden,
ſondern ganzes Continuum. Nun kommt
er auf einförmige Zalen, und die Frage iſt:
taugen einfoͤrmige Zalen in den Zeitbe-
ſtimmungen der Perioden? Z. Ex. die Ge-
ſchichte eines Volks ſei 1000 Jahre lang.
Wenn ich ſie bequem in 4 Teile zerſchneiden
kan, und jedesmal nach 250 Jaren ein
ſchickliches Erinnerungsmal finde, derge-
ſtalt, daß alle Perioden von gleicher Laͤnge,
oder ihre Zalen einfoͤrmig, werden: ſoll ich
dieſe Erinnerungsmale begierig ergreifen;
oder gerade deswegen andre ſuchen, damit
die Diſtanzen ſich ungleich werden, etwa
200, 300, 175, 325?
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 303[79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/99>, abgerufen am 22.02.2025.
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