I. Erstlich, ist die Erleichterung nach solchen "runden Zeiten und verminderten Perioden dann fürs Gedaechtnis die einzige und be- ste Hülfe?
Hier und in den nächstfolgenden Erin- nerungen sind eine Menge ganz verschiede- ner Dinge völlig durch einander geworfen: der Leser urteile, ob aus Unkunde der Sache, oder aus Vorsatz, um tadeln zu können, oder aus beiden Ursachen zugleich? Jch will sie aus einander setzen. Hr. H. fängt von runden Zalen an, und schiebt sodann ein- förmige unter, übersieht kleine, wenige, leichte, gar keine Zalen, will viele Pe- rioden, und schließt mit Zalenneuerung.
Sind folgende Grundregeln der histori- schen Periodirung nicht Axiomen im ei- gentlichsten Verstande, die mir jeder Kenner der Mnemonik und Menschenseele zugeben wird? Schullerer hauptsächlich, welche die Historie lange Zeit mit jungen Leuten getrie- ben haben, sollen hierinn Richter zwischen Hrn. H. und mir seyn. Die meisten dieser Sätze sind so evident, zum Teil so identisch,
daß
§. 17.
I. Erſtlich, iſt die Erleichterung nach ſolchen “runden Zeiten und verminderten Perioden dann fürs Gedæchtnis die einzige und be- ſte Hülfe?
Hier und in den naͤchſtfolgenden Erin- nerungen ſind eine Menge ganz verſchiede- ner Dinge voͤllig durch einander geworfen: der Leſer urteile, ob aus Unkunde der Sache, oder aus Vorſatz, um tadeln zu koͤnnen, oder aus beiden Urſachen zugleich? Jch will ſie aus einander ſetzen. Hr. H. faͤngt von runden Zalen an, und ſchiebt ſodann ein- foͤrmige unter, uͤberſieht kleine, wenige, leichte, gar keine Zalen, will viele Pe- rioden, und ſchließt mit Zalenneuerung.
Sind folgende Grundregeln der hiſtori- ſchen Periodirung nicht Axiomen im ei- gentlichſten Verſtande, die mir jeder Kenner der Mnemonik und Menſchenſeele zugeben wird? Schullerer hauptſaͤchlich, welche die Hiſtorie lange Zeit mit jungen Leuten getrie- ben haben, ſollen hierinn Richter zwiſchen Hrn. H. und mir ſeyn. Die meiſten dieſer Saͤtze ſind ſo evident, zum Teil ſo identiſch,
daß
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[290[66]/0086]
§. 17.
I. Erſtlich, iſt die Erleichterung
nach ſolchen “runden Zeiten und
verminderten Perioden dann fürs
Gedæchtnis die einzige und be-
ſte Hülfe?
Hier und in den naͤchſtfolgenden Erin-
nerungen ſind eine Menge ganz verſchiede-
ner Dinge voͤllig durch einander geworfen:
der Leſer urteile, ob aus Unkunde der Sache,
oder aus Vorſatz, um tadeln zu koͤnnen,
oder aus beiden Urſachen zugleich? Jch will
ſie aus einander ſetzen. Hr. H. faͤngt von
runden Zalen an, und ſchiebt ſodann ein-
foͤrmige unter, uͤberſieht kleine, wenige,
leichte, gar keine Zalen, will viele Pe-
rioden, und ſchließt mit Zalenneuerung.
Sind folgende Grundregeln der hiſtori-
ſchen Periodirung nicht Axiomen im ei-
gentlichſten Verſtande, die mir jeder Kenner
der Mnemonik und Menſchenſeele zugeben
wird? Schullerer hauptſaͤchlich, welche die
Hiſtorie lange Zeit mit jungen Leuten getrie-
ben haben, ſollen hierinn Richter zwiſchen
Hrn. H. und mir ſeyn. Die meiſten dieſer
Saͤtze ſind ſo evident, zum Teil ſo identiſch,
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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 290[66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/86>, abgerufen am 22.02.2025.
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