Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.Kap. III. §. 34. schichte von der Universalhistorie abzuschnei-den: der überschwengliche Reichthum an Begebenheiten nöthigt mich hier, die neueste Geschichte davon auszuschliessen. Zwei- tens, die neueste Periode ist noch nicht ge- schlossen, der letzte Auftritt währet noch; und es ist gegen die Regeln der Kunst, von einem Stücke zu urtheilen, dessen letzte Sce- nen man noch nicht gesehen hat. Auch ist diese ganze Geschichte noch zu neu, zu un- gewiß, zum Theil auch zu unbekannt; der Historiker aber kann von Gegenständen nur in einer bestimmten Entfernung, wie das Auge, richtig urtheilen: allzu nahe täuscht ihn eben so leicht, als allzu weit; und das Jahrhundert Georgs III. ist für ihn in man- cher Absicht eben so dunkel, als das Jahr- hundert Homers. §. 34. Nach dieser Anordnung also kann die meine
Kap. III. §. 34. ſchichte von der Univerſalhiſtorie abzuſchnei-den: der uͤberſchwengliche Reichthum an Begebenheiten noͤthigt mich hier, die neueſte Geſchichte davon auszuſchlieſſen. Zwei- tens, die neueſte Periode iſt noch nicht ge- ſchloſſen, der letzte Auftritt waͤhret noch; und es iſt gegen die Regeln der Kunſt, von einem Stuͤcke zu urtheilen, deſſen letzte Sce- nen man noch nicht geſehen hat. Auch iſt dieſe ganze Geſchichte noch zu neu, zu un- gewiß, zum Theil auch zu unbekannt; der Hiſtoriker aber kann von Gegenſtaͤnden nur in einer beſtimmten Entfernung, wie das Auge, richtig urtheilen: allzu nahe taͤuſcht ihn eben ſo leicht, als allzu weit; und das Jahrhundert Georgs III. iſt fuͤr ihn in man- cher Abſicht eben ſo dunkel, als das Jahr- hundert Homers. §. 34. Nach dieſer Anordnung alſo kann die meine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> §. 34.</hi></fw><lb/> ſchichte von der Univerſalhiſtorie abzuſchnei-<lb/> den: der uͤberſchwengliche Reichthum an<lb/> Begebenheiten noͤthigt mich hier, die neueſte<lb/> Geſchichte davon auszuſchlieſſen. <hi rendition="#fr">Zwei-<lb/> tens,</hi> die neueſte Periode iſt noch nicht ge-<lb/> ſchloſſen, der letzte Auftritt waͤhret noch;<lb/> und es iſt gegen die Regeln der Kunſt, von<lb/> einem Stuͤcke zu urtheilen, deſſen letzte Sce-<lb/> nen man noch nicht geſehen hat. Auch iſt<lb/> dieſe ganze Geſchichte noch zu neu, zu un-<lb/> gewiß, zum Theil auch zu unbekannt; der<lb/> Hiſtoriker aber kann von Gegenſtaͤnden nur<lb/> in einer beſtimmten Entfernung, wie das<lb/> Auge, richtig urtheilen: allzu nahe taͤuſcht<lb/> ihn eben ſo leicht, als allzu weit; und das<lb/> Jahrhundert Georgs <hi rendition="#aq">III.</hi> iſt fuͤr ihn in man-<lb/> cher Abſicht eben ſo dunkel, als das Jahr-<lb/> hundert Homers.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 34.</head><lb/> <p>Nach dieſer Anordnung alſo kann die<lb/><hi rendition="#fr">Roͤmiſche</hi> Geſchichte die Grundlage der<lb/> ganzen Weltgeſchichte ſeyn: ſie iſt der allge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">meine</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0092]
Kap. III. §. 34.
ſchichte von der Univerſalhiſtorie abzuſchnei-
den: der uͤberſchwengliche Reichthum an
Begebenheiten noͤthigt mich hier, die neueſte
Geſchichte davon auszuſchlieſſen. Zwei-
tens, die neueſte Periode iſt noch nicht ge-
ſchloſſen, der letzte Auftritt waͤhret noch;
und es iſt gegen die Regeln der Kunſt, von
einem Stuͤcke zu urtheilen, deſſen letzte Sce-
nen man noch nicht geſehen hat. Auch iſt
dieſe ganze Geſchichte noch zu neu, zu un-
gewiß, zum Theil auch zu unbekannt; der
Hiſtoriker aber kann von Gegenſtaͤnden nur
in einer beſtimmten Entfernung, wie das
Auge, richtig urtheilen: allzu nahe taͤuſcht
ihn eben ſo leicht, als allzu weit; und das
Jahrhundert Georgs III. iſt fuͤr ihn in man-
cher Abſicht eben ſo dunkel, als das Jahr-
hundert Homers.
§. 34.
Nach dieſer Anordnung alſo kann die
Roͤmiſche Geſchichte die Grundlage der
ganzen Weltgeſchichte ſeyn: ſie iſt der allge-
meine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |