vor uns liegenden hermeneutischen Aufgabe. Haben wir nemlich eine deutliche Vorstellung von der Meditation und Composition des Schriftstellers, so ergiebt sich leicht ein sicheres Urtheil über das was außerhalb der Meditation und Composition liegt. Außer- halb beider liegen die Elemente die nur Darstellungsmittel sind, z. B. bildlicher Ausdruck, Gleichniß u. s. w. Denn wenn jemand bei dem Keimentschluß noch so sehr ins Spezielle geht und die Ordnung bestimmt, in der er seine Gedanken mittheilen will, jene Darstellungsmittel wird er doch nicht schon fertig finden; sie finden sich erst bei der Darstellung selber ein, liegen also außer der Composition. Schwieriger ist es bei der Meditation; aber im gewissen Sinne gilt jenes doch auch von dieser. Sie ist das be- stimmte Fortrücken des Entschlusses zur Mittheilung, aber dasjenige, welches mit dem Akt des Schreibens noch nicht in dem Zusam- menhange steht, daß alle Nebengedanken schon in dieser Reihe lägen. Ja alles, was Nebengedanke ist, liegt außer derselben. Freilich kann man nicht sagen, daß alle Nebengedanken dem Schrift- steller erst im Schreiben einfielen und gar mit solcher Lebhaftigkeit, daß er sie annehmen müßte und nicht zurückweisen könnte. Er kann sie früher gehabt haben, und sie wiederholen sich in ihm im Moment des Schreibens. Aber auch dann liegen sie außerhalb der Meditation. Aus der Bestimmung, mit der sich die Neben- gedanken von dem, was aus dem Willensakt hervorgegangen ist, unterscheiden, muß sich auch der eigentliche Werth derselben er- kennen lassen.
Die technische Aufgabe insbesondere.
Hier ist zu betrachten, wie die Schrift aus dem lebendigen Keimentschluß nach Inhalt und Form hervorgeht, wie dieselbe als Ganzes die weitere Entwickelung des Entschlusses ist. 1) Alle Elemente der Schrift, welche als abhängig davon betrachtet wer-
1) Vergl. S. 148-155.
vor uns liegenden hermeneutiſchen Aufgabe. Haben wir nemlich eine deutliche Vorſtellung von der Meditation und Compoſition des Schriftſtellers, ſo ergiebt ſich leicht ein ſicheres Urtheil uͤber das was außerhalb der Meditation und Compoſition liegt. Außer- halb beider liegen die Elemente die nur Darſtellungsmittel ſind, z. B. bildlicher Ausdruck, Gleichniß u. ſ. w. Denn wenn jemand bei dem Keimentſchluß noch ſo ſehr ins Spezielle geht und die Ordnung beſtimmt, in der er ſeine Gedanken mittheilen will, jene Darſtellungsmittel wird er doch nicht ſchon fertig finden; ſie finden ſich erſt bei der Darſtellung ſelber ein, liegen alſo außer der Compoſition. Schwieriger iſt es bei der Meditation; aber im gewiſſen Sinne gilt jenes doch auch von dieſer. Sie iſt das be- ſtimmte Fortruͤcken des Entſchluſſes zur Mittheilung, aber dasjenige, welches mit dem Akt des Schreibens noch nicht in dem Zuſam- menhange ſteht, daß alle Nebengedanken ſchon in dieſer Reihe laͤgen. Ja alles, was Nebengedanke iſt, liegt außer derſelben. Freilich kann man nicht ſagen, daß alle Nebengedanken dem Schrift- ſteller erſt im Schreiben einfielen und gar mit ſolcher Lebhaftigkeit, daß er ſie annehmen muͤßte und nicht zuruͤckweiſen koͤnnte. Er kann ſie fruͤher gehabt haben, und ſie wiederholen ſich in ihm im Moment des Schreibens. Aber auch dann liegen ſie außerhalb der Meditation. Aus der Beſtimmung, mit der ſich die Neben- gedanken von dem, was aus dem Willensakt hervorgegangen iſt, unterſcheiden, muß ſich auch der eigentliche Werth derſelben er- kennen laſſen.
Die techniſche Aufgabe insbeſondere.
Hier iſt zu betrachten, wie die Schrift aus dem lebendigen Keimentſchluß nach Inhalt und Form hervorgeht, wie dieſelbe als Ganzes die weitere Entwickelung des Entſchluſſes iſt. 1) Alle Elemente der Schrift, welche als abhaͤngig davon betrachtet wer-
1) Vergl. S. 148-155.
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vor uns liegenden hermeneutiſchen Aufgabe. Haben wir nemlich
eine deutliche Vorſtellung von der Meditation und Compoſition
des Schriftſtellers, ſo ergiebt ſich leicht ein ſicheres Urtheil uͤber
das was außerhalb der Meditation und Compoſition liegt. Außer-
halb beider liegen die Elemente die nur Darſtellungsmittel ſind,
z. B. bildlicher Ausdruck, Gleichniß u. ſ. w. Denn wenn jemand
bei dem Keimentſchluß noch ſo ſehr ins Spezielle geht und die
Ordnung beſtimmt, in der er ſeine Gedanken mittheilen will,
jene Darſtellungsmittel wird er doch nicht ſchon fertig finden; ſie
finden ſich erſt bei der Darſtellung ſelber ein, liegen alſo außer
der Compoſition. Schwieriger iſt es bei der Meditation; aber im
gewiſſen Sinne gilt jenes doch auch von dieſer. Sie iſt das be-
ſtimmte Fortruͤcken des Entſchluſſes zur Mittheilung, aber dasjenige,
welches mit dem Akt des Schreibens noch nicht in dem Zuſam-
menhange ſteht, daß alle Nebengedanken ſchon in dieſer Reihe
laͤgen. Ja alles, was Nebengedanke iſt, liegt außer derſelben.
Freilich kann man nicht ſagen, daß alle Nebengedanken dem Schrift-
ſteller erſt im Schreiben einfielen und gar mit ſolcher Lebhaftigkeit,
daß er ſie annehmen muͤßte und nicht zuruͤckweiſen koͤnnte. Er
kann ſie fruͤher gehabt haben, und ſie wiederholen ſich in ihm im
Moment des Schreibens. Aber auch dann liegen ſie außerhalb
der Meditation. Aus der Beſtimmung, mit der ſich die Neben-
gedanken von dem, was aus dem Willensakt hervorgegangen iſt,
unterſcheiden, muß ſich auch der eigentliche Werth derſelben er-
kennen laſſen.
Die techniſche Aufgabe insbeſondere.
Hier iſt zu betrachten, wie die Schrift aus dem lebendigen
Keimentſchluß nach Inhalt und Form hervorgeht, wie dieſelbe
als Ganzes die weitere Entwickelung des Entſchluſſes iſt. 1) Alle
Elemente der Schrift, welche als abhaͤngig davon betrachtet wer-
1) Vergl. S. 148-155.
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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/224>, abgerufen am 20.11.2024.
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