Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
Einfacher aorist. Indog. urspr.
sing. 1. vait, grundf. vivaid-(m)aOptativ vit-jau, grundform
vivid-ja-m
2. vais-t, grundf. vivaid-tavit-ei-s, grundform
vivid-ja-s
3. vait, grundf. vivaid-(t)avit-i, grdf. vivid-ja-t
plur. 1. vit-u-m, grundf. vivid-masivit-ei-m-a
2. vit-u-th, grundf. vivid-tasivit-ei-th
u. nach diser analogie auch
3. vit-u-n, grundf. vivid-anti.vit-ei-n-a.
Stamm des einfachen aorists.

Indog. urspr. Die wurzel, welche zum zwecke der be-§. 292.
zeichnung einer gesteigerten (intensiven, causativen, iterativen)
beziehung auch redupliciert sein kann, wird mit den secundä-
ren personalendungen versehen; ein casus des pronominalstam-
mes a (demonstrativ), der auf die vergangenheit hin weist, tritt
adverbiell vor die selbe und schmolz villeicht schon vor der
sprachtrennung an die selbe an (das so genante augment). Diß
element kann jedoch stäts auch felen. Das augment können
wir nur in der offenbar verkürzten form a nach weisen (im
altindischen wird sma, ein von einem ebenfals demonstrativen
pronominalstamme sa-ma gebildetes und gleicher weise ver-
kürztes adverbium als selbständiges wort in änlicher function
wie das augment gebraucht).

Der aoristus simplex scheint ursprünglich eine doppelte
stamform gehabt zu haben, die eine auß lautend auf den wur-
zelaußlaut, die andere auf das stambildungssuffix a. Wurzeln
auf vocale scheinen im ersteren falle im sing. activi steigerung
gehabt zu haben.

Anm. Bei verben, bei denen der praesensstamm auß der unverän-
derten wurzel + a besteht, fält diser aorist in der form mit
dem imperfectum zusammen.

Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut.

Act.Med.
sing. 1. a-da-m, wurzel da (dare)a-da-ma
2. a-da-sa-da-sa
Einfacher aorist. Indog. urspr.
sing. 1. vait, grundf. vivâid-(m)aOptativ vit-jau, grundform
vivid-jâ-m
2. vais-t, grundf. vivâid-tavit-ei-s, grundform
vivid-jâ-s
3. vait, grundf. vivâid-(t)avit-i, grdf. vivid-jâ-t
plur. 1. vit-u-m, grundf. vivid-masivit-ei-m-a
2. vit-u-th, grundf. vivid-tasivit-ei-th
u. nach diser analogie auch
3. vit-u-n, grundf. vivid-anti.vit-ei-n-a.
Stamm des einfachen aorists.

Indog. urspr. Die wurzel, welche zum zwecke der be-§. 292.
zeichnung einer gesteigerten (intensiven, causativen, iterativen)
beziehung auch redupliciert sein kann, wird mit den secundä-
ren personalendungen versehen; ein casus des pronominalstam-
mes a (demonstrativ), der auf die vergangenheit hin weist, tritt
adverbiell vor die selbe und schmolz villeicht schon vor der
sprachtrennung an die selbe an (das so genante augment). Diß
element kann jedoch stäts auch felen. Das augment können
wir nur in der offenbar verkürzten form a nach weisen (im
altindischen wird sma, ein von einem ebenfals demonstrativen
pronominalstamme sa-ma gebildetes und gleicher weise ver-
kürztes adverbium als selbständiges wort in änlicher function
wie das augment gebraucht).

Der aoristus simplex scheint ursprünglich eine doppelte
stamform gehabt zu haben, die eine auß lautend auf den wur-
zelaußlaut, die andere auf das stambildungssuffix a. Wurzeln
auf vocale scheinen im ersteren falle im sing. activi steigerung
gehabt zu haben.

Anm. Bei verben, bei denen der praesensstamm auß der unverän-
derten wurzel + a besteht, fält diser aorist in der form mit
dem imperfectum zusammen.

Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut.

Act.Med.
sing. 1. a-dâ-m, wurzel da (dare)a-da-ma
2. a-dâ-sa-da-sa
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0293" n="567"/>
              <fw place="top" type="header">Einfacher aorist. Indog. urspr.</fw><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell>sing. 1. <hi rendition="#i">vait,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivâid-(m)a</hi></cell>
                  <cell>Optativ <hi rendition="#i">vit-jau,</hi> grundform</cell>
                </row>
                <note place="right">§. 291.</note><lb/>
                <row>
                  <cell/>
                  <cell> <hi rendition="#i">vivid-jâ-m</hi> </cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>2. <hi rendition="#i">vais-t,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivâid-ta</hi></cell>
                  <cell><hi rendition="#i">vit-ei-s,</hi> grundform</cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell/>
                  <cell> <hi rendition="#i">vivid-jâ-s</hi> </cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>3. <hi rendition="#i">vait,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivâid-(t)a</hi></cell>
                  <cell><hi rendition="#i">vit-i,</hi> grdf. <hi rendition="#i">vivid-jâ-t</hi></cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>plur. 1. <hi rendition="#i">vit-u-m,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivid-masi</hi></cell>
                  <cell> <hi rendition="#i">vit-ei-m-a</hi> </cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>2. <hi rendition="#i">vit-u-th,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivid-tasi</hi></cell>
                  <cell> <hi rendition="#i">vit-ei-th</hi> </cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>u. nach diser analogie auch</cell>
                  <cell/>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell>3. <hi rendition="#i">vit-u-n,</hi> grundf. <hi rendition="#i">vivid-anti</hi>.</cell>
                  <cell><hi rendition="#i">vit-ei-n-a</hi>.</cell>
                </row><lb/>
              </table>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Stamm des einfachen aorists</hi>.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Indog. urspr</hi>. Die wurzel, welche zum zwecke der be-<note place="right">§. 292.</note><lb/>
zeichnung einer gesteigerten (intensiven, causativen, iterativen)<lb/>
beziehung auch redupliciert sein kann, wird mit den secundä-<lb/>
ren personalendungen versehen; ein casus des pronominalstam-<lb/>
mes <hi rendition="#i">a</hi> (demonstrativ), der auf die vergangenheit hin weist, tritt<lb/>
adverbiell vor die selbe und schmolz villeicht schon vor der<lb/>
sprachtrennung an die selbe an (das so genante augment). Diß<lb/>
element kann jedoch stäts auch felen. Das augment können<lb/>
wir nur in der offenbar verkürzten form <hi rendition="#i">a</hi> nach weisen (im<lb/>
altindischen wird <hi rendition="#i">sma,</hi> ein von einem ebenfals demonstrativen<lb/>
pronominalstamme <hi rendition="#i">sa-ma</hi> gebildetes und gleicher weise ver-<lb/>
kürztes adverbium als selbständiges wort in änlicher function<lb/>
wie das augment gebraucht).</p><lb/>
                <p>Der aoristus simplex scheint ursprünglich eine doppelte<lb/>
stamform gehabt zu haben, die eine auß lautend auf den wur-<lb/>
zelaußlaut, die andere auf das stambildungssuffix <hi rendition="#i">a</hi>. Wurzeln<lb/>
auf vocale scheinen im ersteren falle im sing. activi steigerung<lb/>
gehabt zu haben.</p><lb/>
                <list>
                  <item><hi rendition="#g">Anm</hi>. Bei verben, bei denen der praesensstamm auß der unverän-<lb/>
derten wurzel + <hi rendition="#i">a</hi> besteht, fält diser aorist in der form mit<lb/>
dem imperfectum zusammen.</item>
                </list><lb/>
                <p>Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut.</p><lb/>
                <table>
                  <row>
                    <cell>Act.</cell>
                    <cell>Med.</cell>
                  </row><lb/>
                  <row>
                    <cell>sing. 1. <hi rendition="#i">a-dâ-m,</hi> wurzel <hi rendition="#i">da</hi> (dare)</cell>
                    <cell> <hi rendition="#i">a-da-ma</hi> </cell>
                  </row><lb/>
                  <row>
                    <cell>2. <hi rendition="#i">a-dâ-s</hi></cell>
                    <cell> <hi rendition="#i">a-da-sa</hi> </cell>
                  </row><lb/>
                </table>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[567/0293] Einfacher aorist. Indog. urspr. sing. 1. vait, grundf. vivâid-(m)a Optativ vit-jau, grundform vivid-jâ-m 2. vais-t, grundf. vivâid-ta vit-ei-s, grundform vivid-jâ-s 3. vait, grundf. vivâid-(t)a vit-i, grdf. vivid-jâ-t plur. 1. vit-u-m, grundf. vivid-masi vit-ei-m-a 2. vit-u-th, grundf. vivid-tasi vit-ei-th u. nach diser analogie auch 3. vit-u-n, grundf. vivid-anti. vit-ei-n-a. Stamm des einfachen aorists. Indog. urspr. Die wurzel, welche zum zwecke der be- zeichnung einer gesteigerten (intensiven, causativen, iterativen) beziehung auch redupliciert sein kann, wird mit den secundä- ren personalendungen versehen; ein casus des pronominalstam- mes a (demonstrativ), der auf die vergangenheit hin weist, tritt adverbiell vor die selbe und schmolz villeicht schon vor der sprachtrennung an die selbe an (das so genante augment). Diß element kann jedoch stäts auch felen. Das augment können wir nur in der offenbar verkürzten form a nach weisen (im altindischen wird sma, ein von einem ebenfals demonstrativen pronominalstamme sa-ma gebildetes und gleicher weise ver- kürztes adverbium als selbständiges wort in änlicher function wie das augment gebraucht). §. 292. Der aoristus simplex scheint ursprünglich eine doppelte stamform gehabt zu haben, die eine auß lautend auf den wur- zelaußlaut, die andere auf das stambildungssuffix a. Wurzeln auf vocale scheinen im ersteren falle im sing. activi steigerung gehabt zu haben. Anm. Bei verben, bei denen der praesensstamm auß der unverän- derten wurzel + a besteht, fält diser aorist in der form mit dem imperfectum zusammen. Beispile. 1. Aoriststämme auf den wurzelaußlaut. Act. Med. sing. 1. a-dâ-m, wurzel da (dare) a-da-ma 2. a-dâ-s a-da-sa

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/293
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/293>, abgerufen am 30.12.2024.