Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Lateinisch. Vocalische lautgesetze. Umbrisch.
dergl. Ferner acer für und neben acris, vigil auß vigilis und
merere disen änliche.

Einschaltung eines hilfsvocals findet sich ebenfals§. 57.
bisweilen im lateinischen, z. b. s-u-m auß *es-mi, *es-u-mi urspr.
as-mi; s-u-mus auß *es-mus, *esu-mus urspr. as-masi; vol-u-mus
auß *vol-mus grundf. var-masi, vgl. vol-t grundf. var-ti, mit dem
hilfsvocale u wegen des folgenden m, vgl. drachuma (Plaut.)
auß drakhme, wie überhaupt dergl. einschiebung in fremdwör-
tern beliebt ist, z. b. techina (Plaut.) auß tekhne u. s. f.

2. Umbrisch*).

Die umbrisch-samnitischen mundarten des altitalischen,§. 58.
welche durch gewisse gemeinsame kenzeichen (p = urspr. k,
infinitiv auf -um u. dergl.) verbunden sind im gegensatze zum
lateinischen, kennen wir nur auß inschriften und es ist des be-
schränkten materials wegen nicht möglich, sie hier in der selben
weise zu behandeln wie jene sprachen, von denen uns littera-
turen oder doch umfangreichere schriftdenkmale vor ligen. Die
erhaltenen umbrischen und oskischen sprachreste sind zum teile
in einer älteren von den Etruskern überkommenen schrift ge-
schriben; dise inschriften zeigen auch eine altertümlichere spra-
che als die mit dem lateinischen alphabete geschribenen. Man
hat daher altumbrisch und altoskisch (mit nationaler schrift,
bezeichnet durch gesperten druck) von neuumbrisch und neu-
oskisch
(bezeichnet durch cursive schrift) zu scheiden.

Über die consonanten des umbrischen ist hier nur bei zu
bringen, daß die altumbrische schrift für g und d keine beson-
deren zeichen besizt, sondern dise laute durch k und t gibt;
altumbrisch k, neuumbrisch c sind gleich bedeutend (wie im
lateinischen); c (in altumbrischer schrift durch ein besonde-
res zeichen d, in neuumbrischer durch s gegeben) bezeichnet eine
wandlung des ursprünglichen k vor palatalen lauten und ist

*) Aufrecht u. Kirchhoff, die umbrischen Sprachdenkmäler. Berl.
1849. 1851. Einzelnes nachträgliche und berichtigende besonders in Kuhns
Zeitschrift.

Lateinisch. Vocalische lautgesetze. Umbrisch.
dergl. Ferner acer für und neben acris, vigil auß vigilis und
merere disen änliche.

Einschaltung eines hilfsvocals findet sich ebenfals§. 57.
bisweilen im lateinischen, z. b. s-u-m auß *es-mi, *es-u-mi urspr.
as-mi; s-u-mus auß *es-mus, *esu-mus urspr. as-masi; vol-u-mus
auß *vol-mus grundf. var-masi, vgl. vol-t grundf. var-ti, mit dem
hilfsvocale u wegen des folgenden m, vgl. drachuma (Plaut.)
auß δϱαχμή, wie überhaupt dergl. einschiebung in fremdwör-
tern beliebt ist, z. b. techina (Plaut.) auß τέχνη u. s. f.

2. Umbrisch*).

Die umbrisch-samnitischen mundarten des altitalischen,§. 58.
welche durch gewisse gemeinsame kenzeichen (p = urspr. k,
infinitiv auf -um u. dergl.) verbunden sind im gegensatze zum
lateinischen, kennen wir nur auß inschriften und es ist des be-
schränkten materials wegen nicht möglich, sie hier in der selben
weise zu behandeln wie jene sprachen, von denen uns littera-
turen oder doch umfangreichere schriftdenkmale vor ligen. Die
erhaltenen umbrischen und oskischen sprachreste sind zum teile
in einer älteren von den Etruskern überkommenen schrift ge-
schriben; dise inschriften zeigen auch eine altertümlichere spra-
che als die mit dem lateinischen alphabete geschribenen. Man
hat daher altumbrisch und altoskisch (mit nationaler schrift,
bezeichnet durch gesperten druck) von neuumbrisch und neu-
oskisch
(bezeichnet durch cursive schrift) zu scheiden.

Über die consonanten des umbrischen ist hier nur bei zu
bringen, daß die altumbrische schrift für g und d keine beson-
deren zeichen besizt, sondern dise laute durch k und t gibt;
altumbrisch k, neuumbrisch c sind gleich bedeutend (wie im
lateinischen); ç (in altumbrischer schrift durch ein besonde-
res zeichen d, in neuumbrischer durch gegeben) bezeichnet eine
wandlung des ursprünglichen k vor palatalen lauten und ist

*) Aufrecht u. Kirchhoff, die umbrischen Sprachdenkmäler. Berl.
1849. 1851. Einzelnes nachträgliche und berichtigende besonders in Kuhns
Zeitschrift.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0093" n="79"/><fw place="top" type="header">Lateinisch. Vocalische lautgesetze. Umbrisch.</fw><lb/>
dergl. Ferner <hi rendition="#i">acer</hi> für und neben <hi rendition="#i">acris, vigil</hi> auß <hi rendition="#i">vigilis</hi> und<lb/>
merere disen änliche.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Einschaltung eines hilfsvocals</hi> findet sich ebenfals<note place="right">§. 57.</note><lb/>
bisweilen im lateinischen, z. b. <hi rendition="#i">s-u-m</hi> auß *<hi rendition="#i">es-mi,</hi> *<hi rendition="#i">es-u-mi</hi> urspr.<lb/><hi rendition="#i">as-mi; s-u-mus</hi> auß *<hi rendition="#i">es-mus</hi>, *<hi rendition="#i">esu-mus</hi> urspr. <hi rendition="#i">as-masi; vol-u-mus</hi><lb/>
auß *<hi rendition="#i">vol-mus</hi> grundf. <hi rendition="#i">var-masi,</hi> vgl. <hi rendition="#i">vol-t</hi> grundf. <hi rendition="#i">var-ti</hi>, mit dem<lb/>
hilfsvocale <hi rendition="#i">u</hi> wegen des folgenden <hi rendition="#i">m</hi>, vgl. <hi rendition="#i">drachuma</hi> (Plaut.)<lb/>
auß <hi rendition="#i">&#x03B4;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C7;&#x03BC;&#x03AE;</hi>, wie überhaupt dergl. einschiebung in fremdwör-<lb/>
tern beliebt ist, z. b. <hi rendition="#i">techina</hi> (Plaut.) auß <hi rendition="#i">&#x03C4;&#x03AD;&#x03C7;&#x03BD;&#x03B7;</hi> u. s. f.</p>
                </div>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>2. <hi rendition="#g">Umbrisch</hi><note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Aufrecht</hi> u. <hi rendition="#g">Kirchhoff</hi>, die umbrischen Sprachdenkmäler. Berl.<lb/>
1849. 1851. Einzelnes nachträgliche und berichtigende besonders in <hi rendition="#g">Kuhns</hi><lb/>
Zeitschrift.</note>.</head><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">umbrisch-samnitischen</hi> mundarten des altitalischen,<note place="right">§. 58.</note><lb/>
welche durch gewisse gemeinsame kenzeichen <hi rendition="#i">(p</hi> = urspr. <hi rendition="#i">k,</hi><lb/>
infinitiv auf <hi rendition="#i">-um</hi> u. dergl.) verbunden sind im gegensatze zum<lb/>
lateinischen, kennen wir nur auß inschriften und es ist des be-<lb/>
schränkten materials wegen nicht möglich, sie hier in der selben<lb/>
weise zu behandeln wie jene sprachen, von denen uns littera-<lb/>
turen oder doch umfangreichere schriftdenkmale vor ligen. Die<lb/>
erhaltenen umbrischen und oskischen sprachreste sind zum teile<lb/>
in einer älteren von den Etruskern überkommenen schrift ge-<lb/>
schriben; dise inschriften zeigen auch eine altertümlichere spra-<lb/>
che als die mit dem lateinischen alphabete geschribenen. Man<lb/>
hat daher <hi rendition="#g">altumbrisch</hi> und <hi rendition="#g">altoskisch</hi> (mit nationaler schrift,<lb/>
bezeichnet durch gesperten druck) von <hi rendition="#g">neuumbrisch</hi> und <hi rendition="#g">neu-<lb/>
oskisch</hi> (bezeichnet durch cursive schrift) zu scheiden.</p><lb/>
                <p>Über die consonanten des umbrischen ist hier nur bei zu<lb/>
bringen, daß die altumbrische schrift für <hi rendition="#i">g</hi> und <hi rendition="#i">d</hi> keine beson-<lb/>
deren zeichen besizt, sondern dise laute durch <hi rendition="#i">k</hi> und <hi rendition="#i">t</hi> gibt;<lb/>
altumbrisch <hi rendition="#i">k</hi>, neuumbrisch <hi rendition="#i">c</hi> sind gleich bedeutend (wie im<lb/>
lateinischen); <hi rendition="#i">ç</hi> (in altumbrischer schrift durch ein besonde-<lb/>
res zeichen d, in neuumbrischer durch <hi rendition="#i">s&#x0300;</hi> gegeben) bezeichnet eine<lb/>
wandlung des ursprünglichen <hi rendition="#i">k</hi> vor palatalen lauten und ist<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0093] Lateinisch. Vocalische lautgesetze. Umbrisch. dergl. Ferner acer für und neben acris, vigil auß vigilis und merere disen änliche. Einschaltung eines hilfsvocals findet sich ebenfals bisweilen im lateinischen, z. b. s-u-m auß *es-mi, *es-u-mi urspr. as-mi; s-u-mus auß *es-mus, *esu-mus urspr. as-masi; vol-u-mus auß *vol-mus grundf. var-masi, vgl. vol-t grundf. var-ti, mit dem hilfsvocale u wegen des folgenden m, vgl. drachuma (Plaut.) auß δϱαχμή, wie überhaupt dergl. einschiebung in fremdwör- tern beliebt ist, z. b. techina (Plaut.) auß τέχνη u. s. f. §. 57. 2. Umbrisch *). Die umbrisch-samnitischen mundarten des altitalischen, welche durch gewisse gemeinsame kenzeichen (p = urspr. k, infinitiv auf -um u. dergl.) verbunden sind im gegensatze zum lateinischen, kennen wir nur auß inschriften und es ist des be- schränkten materials wegen nicht möglich, sie hier in der selben weise zu behandeln wie jene sprachen, von denen uns littera- turen oder doch umfangreichere schriftdenkmale vor ligen. Die erhaltenen umbrischen und oskischen sprachreste sind zum teile in einer älteren von den Etruskern überkommenen schrift ge- schriben; dise inschriften zeigen auch eine altertümlichere spra- che als die mit dem lateinischen alphabete geschribenen. Man hat daher altumbrisch und altoskisch (mit nationaler schrift, bezeichnet durch gesperten druck) von neuumbrisch und neu- oskisch (bezeichnet durch cursive schrift) zu scheiden. §. 58. Über die consonanten des umbrischen ist hier nur bei zu bringen, daß die altumbrische schrift für g und d keine beson- deren zeichen besizt, sondern dise laute durch k und t gibt; altumbrisch k, neuumbrisch c sind gleich bedeutend (wie im lateinischen); ç (in altumbrischer schrift durch ein besonde- res zeichen d, in neuumbrischer durch s̀ gegeben) bezeichnet eine wandlung des ursprünglichen k vor palatalen lauten und ist *) Aufrecht u. Kirchhoff, die umbrischen Sprachdenkmäler. Berl. 1849. 1851. Einzelnes nachträgliche und berichtigende besonders in Kuhns Zeitschrift.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/93
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/93>, abgerufen am 22.12.2024.