Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Altbulgarisch. Consonanten.
zwei ursprünglich völlig verschidene laute zusammen fallen,
nämlich k und s. Im wesentlichen teilt das litauische auch
dise eigentümlichkeit (lit. sz = urspr. k, lit. z = urspr. g, gh).
Die wandlung von k in c, c und die von g in z und teilweise
in z ist dagegen jüngern ursprungs und daher unter den laut-
gesetzen zu besprechen. Das litauische teilt disen lautüber-
gang nicht, er trat erst ein, nachdem litauisch und slawisch
als getrente sprachkörper vorhanden waren.

Lautgesetze. Ebenfals jünger und durch erkenbare laut-
einflüße bedingt ist die wandlung von s zu ch (vgl. griech. h
= urspr. s, altbaktr. h und qh = urspr. s).

Die volständige assimilation, die häufig statt findet, fält
mit der außstoßung des ersten lautes zusammen, da das slawi-
sche niemals einen consonanten verdoppelt. Außerdem findet
sich auch die anänlichung der consonanten an folgende laute.

Beim zusammenstoß von dentalen tritt, wie in den andern
indogermanischen sprachen, mit außname des altindischen, dis-
similation ein.

Ein ser weites gebiet hat der einfluß des j und der pala-
talen vocale (der i und e-laute) auf die vorher gehenden con-
sonanten, besonders auf gutturale und dentale gewonnen (zeta-
cismus). Auch vor r, l, v unterligen die gutturalen änlichen
veränderungen, wie vor palatalen lauten.

Nasale bleiben nur vor vocalen, außerdem lösen sie sich
in einen nasalen klang auf, der mit dem vorher gehenden vo-
cale zu einem nasalvocale (a, e) verschmilzt. Im außlaute wird
kein consonant geduldet. Sie fallen sämtlich ab, nur können
die nasale sich mit dem vorher gehenden vocale zu einem na-
salvocale verbinden und so erhalten werden. Der somit auß-
namslos vocalische außlaut sämtlicher altbulgarischer worte,
bedingte eine scheu vor vocalischem anlaute, welcher denn auch
in den meisten fällen durch vorschlag von j oder v (in andern
slawischen dialecten auch h) behoben wird.

Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-§. 176.
rierte consonanten.

1. Urspr. k = altbulg. k, s, p.

Altbulgarisch. Consonanten.
zwei ursprünglich völlig verschidene laute zusammen fallen,
nämlich k und s. Im wesentlichen teilt das litauische auch
dise eigentümlichkeit (lit. sz = urspr. k, lit. ż = urspr. g, gh).
Die wandlung von k in č, c und die von g in ž und teilweise
in z ist dagegen jüngern ursprungs und daher unter den laut-
gesetzen zu besprechen. Das litauische teilt disen lautüber-
gang nicht, er trat erst ein, nachdem litauisch und slawisch
als getrente sprachkörper vorhanden waren.

Lautgesetze. Ebenfals jünger und durch erkenbare laut-
einflüße bedingt ist die wandlung von s zu ch (vgl. griech. h
= urspr. s, altbaktr. h und qh = urspr. s).

Die volständige assimilation, die häufig statt findet, fält
mit der außstoßung des ersten lautes zusammen, da das slawi-
sche niemals einen consonanten verdoppelt. Außerdem findet
sich auch die anänlichung der consonanten an folgende laute.

Beim zusammenstoß von dentalen tritt, wie in den andern
indogermanischen sprachen, mit außname des altindischen, dis-
similation ein.

Ein ser weites gebiet hat der einfluß des j und der pala-
talen vocale (der i und e-laute) auf die vorher gehenden con-
sonanten, besonders auf gutturale und dentale gewonnen (zeta-
cismus). Auch vor r, l, v unterligen die gutturalen änlichen
veränderungen, wie vor palatalen lauten.

Nasale bleiben nur vor vocalen, außerdem lösen sie sich
in einen nasalen klang auf, der mit dem vorher gehenden vo-
cale zu einem nasalvocale (ą, ę) verschmilzt. Im außlaute wird
kein consonant geduldet. Sie fallen sämtlich ab, nur können
die nasale sich mit dem vorher gehenden vocale zu einem na-
salvocale verbinden und so erhalten werden. Der somit auß-
namslos vocalische außlaut sämtlicher altbulgarischer worte,
bedingte eine scheu vor vocalischem anlaute, welcher denn auch
in den meisten fällen durch vorschlag von j oder v (in andern
slawischen dialecten auch h) behoben wird.

Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-§. 176.
rierte consonanten.

1. Urspr. k = altbulg. k, s, p.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0249" n="235"/><fw place="top" type="header">Altbulgarisch. Consonanten.</fw><lb/>
zwei ursprünglich völlig verschidene laute zusammen fallen,<lb/>
nämlich <hi rendition="#i">k</hi> und <hi rendition="#i">s</hi>. Im wesentlichen teilt das litauische auch<lb/>
dise eigentümlichkeit (lit. <hi rendition="#i">sz</hi> = urspr. <hi rendition="#i">k,</hi> lit. <hi rendition="#i">&#x017C;</hi> = urspr. <hi rendition="#i">g, gh)</hi>.<lb/>
Die wandlung von <hi rendition="#i">k</hi> in <hi rendition="#i">&#x010D;</hi>, <hi rendition="#i">c</hi> und die von <hi rendition="#i">g</hi> in <hi rendition="#i">&#x017E;</hi> und teilweise<lb/>
in <hi rendition="#i">z</hi> ist dagegen jüngern ursprungs und daher unter den laut-<lb/>
gesetzen zu besprechen. Das litauische teilt disen lautüber-<lb/>
gang nicht, er trat erst ein, nachdem litauisch und slawisch<lb/>
als getrente sprachkörper vorhanden waren.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Lautgesetze</hi>. Ebenfals jünger und durch erkenbare laut-<lb/>
einflüße bedingt ist die wandlung von <hi rendition="#i">s</hi> zu <hi rendition="#i">ch</hi> (vgl. griech. <hi rendition="#i">h</hi><lb/>
= urspr. <hi rendition="#i">s</hi>, altbaktr. <hi rendition="#i">h</hi> und <hi rendition="#i">qh</hi> = urspr. <hi rendition="#i">s)</hi>.</p><lb/>
              <p>Die volständige assimilation, die häufig statt findet, fält<lb/>
mit der außstoßung des ersten lautes zusammen, da das slawi-<lb/>
sche niemals einen consonanten verdoppelt. Außerdem findet<lb/>
sich auch die anänlichung der consonanten an folgende laute.</p><lb/>
              <p>Beim zusammenstoß von dentalen tritt, wie in den andern<lb/>
indogermanischen sprachen, mit außname des altindischen, dis-<lb/>
similation ein.</p><lb/>
              <p>Ein ser weites gebiet hat der einfluß des <hi rendition="#i">j</hi> und der pala-<lb/>
talen vocale (der <hi rendition="#i">i</hi> und <hi rendition="#i">e</hi>-laute) auf die vorher gehenden con-<lb/>
sonanten, besonders auf gutturale und dentale gewonnen (zeta-<lb/>
cismus). Auch vor <hi rendition="#i">r</hi>, <hi rendition="#i">l, v</hi> unterligen die gutturalen änlichen<lb/>
veränderungen, wie vor palatalen lauten.</p><lb/>
              <p>Nasale bleiben nur vor vocalen, außerdem lösen sie sich<lb/>
in einen nasalen klang auf, der mit dem vorher gehenden vo-<lb/>
cale zu einem nasalvocale <hi rendition="#i">(&#x0105;, &#x0119;)</hi> verschmilzt. Im außlaute wird<lb/>
kein consonant geduldet. Sie fallen sämtlich ab, nur können<lb/>
die nasale sich mit dem vorher gehenden vocale zu einem na-<lb/>
salvocale verbinden und so erhalten werden. Der somit auß-<lb/>
namslos vocalische außlaut sämtlicher altbulgarischer worte,<lb/>
bedingte eine scheu vor vocalischem anlaute, welcher denn auch<lb/>
in den meisten fällen durch vorschlag von <hi rendition="#i">j</hi> oder <hi rendition="#i">v</hi> (in andern<lb/>
slawischen dialecten auch <hi rendition="#i">h)</hi> behoben wird.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Ursprünglich momentane stumme nicht aspi-</hi><note place="right">§. 176.</note><lb/><hi rendition="#g">rierte consonanten</hi>.</head><lb/>
                <p>1. Urspr. <hi rendition="#i">k</hi> = altbulg. <hi rendition="#i">k</hi>, <hi rendition="#i">s</hi>, <hi rendition="#i">p</hi>.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0249] Altbulgarisch. Consonanten. zwei ursprünglich völlig verschidene laute zusammen fallen, nämlich k und s. Im wesentlichen teilt das litauische auch dise eigentümlichkeit (lit. sz = urspr. k, lit. ż = urspr. g, gh). Die wandlung von k in č, c und die von g in ž und teilweise in z ist dagegen jüngern ursprungs und daher unter den laut- gesetzen zu besprechen. Das litauische teilt disen lautüber- gang nicht, er trat erst ein, nachdem litauisch und slawisch als getrente sprachkörper vorhanden waren. Lautgesetze. Ebenfals jünger und durch erkenbare laut- einflüße bedingt ist die wandlung von s zu ch (vgl. griech. h = urspr. s, altbaktr. h und qh = urspr. s). Die volständige assimilation, die häufig statt findet, fält mit der außstoßung des ersten lautes zusammen, da das slawi- sche niemals einen consonanten verdoppelt. Außerdem findet sich auch die anänlichung der consonanten an folgende laute. Beim zusammenstoß von dentalen tritt, wie in den andern indogermanischen sprachen, mit außname des altindischen, dis- similation ein. Ein ser weites gebiet hat der einfluß des j und der pala- talen vocale (der i und e-laute) auf die vorher gehenden con- sonanten, besonders auf gutturale und dentale gewonnen (zeta- cismus). Auch vor r, l, v unterligen die gutturalen änlichen veränderungen, wie vor palatalen lauten. Nasale bleiben nur vor vocalen, außerdem lösen sie sich in einen nasalen klang auf, der mit dem vorher gehenden vo- cale zu einem nasalvocale (ą, ę) verschmilzt. Im außlaute wird kein consonant geduldet. Sie fallen sämtlich ab, nur können die nasale sich mit dem vorher gehenden vocale zu einem na- salvocale verbinden und so erhalten werden. Der somit auß- namslos vocalische außlaut sämtlicher altbulgarischer worte, bedingte eine scheu vor vocalischem anlaute, welcher denn auch in den meisten fällen durch vorschlag von j oder v (in andern slawischen dialecten auch h) behoben wird. Ursprünglich momentane stumme nicht aspi- rierte consonanten. 1. Urspr. k = altbulg. k, s, p.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/249
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/249>, abgerufen am 22.12.2024.