Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.Griechisch. Consonant. lautgesetze. Assimilation. Andeutung einiger für die vergleichende gram- matik wichtigen lautgesetze. Inlaut. 1. Assimilation.§. 148. a. Volkommene angleichung des vorher gehen- Bekant ist die assimilation der labialen momentanen laute In dem häufigsten falle diser art, nämlich bei der assimi- Griechisch. Consonant. lautgesetze. Assimilation. Andeutung einiger für die vergleichende gram- matik wichtigen lautgesetze. Inlaut. 1. Assimilation.§. 148. a. Volkommene angleichung des vorher gehen- Bekant ist die assimilation der labialen momentanen laute In dem häufigsten falle diser art, nämlich bei der assimi- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0201" n="187"/> <fw place="top" type="header">Griechisch. Consonant. lautgesetze. Assimilation.</fw><lb/> <div n="4"> <head>Andeutung einiger für die vergleichende gram-<lb/> matik wichtigen lautgesetze.</head><lb/> <div n="5"> <head><hi rendition="#g">Inlaut</hi>.</head><lb/> <div n="6"> <head>1. <hi rendition="#g">Assimilation</hi>.</head> <note place="right">§. 148.</note><lb/> <p>a. <hi rendition="#g">Volkommene angleichung des vorher gehen-<lb/> den lautes an den folgenden</hi>; z. b. <hi rendition="#i">s</hi> an folgendes <hi rendition="#i">ν</hi>, <hi rendition="#i">μ,<lb/> ἕννυμι</hi> = *<hi rendition="#i">ϝεσ-νυμι;</hi> äol. <hi rendition="#i">ὄϱεννος</hi> = *<hi rendition="#i">ὀϱεσ-νος</hi> von <hi rendition="#i">ὄϱος</hi>, stamm<lb/><hi rendition="#i">ὀϱες</hi>, suffix <hi rendition="#i">νο;</hi> dor. <hi rendition="#i">ἐμμί</hi> = *<hi rendition="#i">ἐσ-μι; εἰ-μί</hi>, <hi rendition="#i">ὀϱεινός</hi> ersetzen die<lb/> verdoppelung durch ersazdenung.</p><lb/> <p>Bekant ist die assimilation der labialen momentanen laute<lb/> an folgendes <hi rendition="#i">μ</hi>, wie <hi rendition="#i">γέγϱαμμαι</hi> auß *<hi rendition="#i">γεγϱαφ-μαι</hi> u. s. f., und<lb/> die wol nur in zusammensetzung erscheinenden assimilationen,<lb/> wie <hi rendition="#i">συλλέγω</hi>, <hi rendition="#i">συῤῥέω</hi> u. dergl.</p><lb/> <p>In dem häufigsten falle diser art, nämlich bei der assimi-<lb/> lation sämtlicher dentale samt <hi rendition="#i">ν</hi> an folgendes <hi rendition="#i">s,</hi> wird das ent-<lb/> stehende doppelte <hi rendition="#i">s</hi> auch inlautend nach kurzem vocale von<lb/> der spätern sprache nicht mer geduldet; nur die archaische<lb/> sprache (Hom.) beut beispile wie <hi rendition="#i">ποσσί</hi> auß *<hi rendition="#i">ποδ-σι</hi>, überall<lb/> bleibt nur <hi rendition="#i">s</hi> als rest des assimilationsprocesses, nicht selten<lb/> (besonders im nom. sing. und dann, wenn <hi rendition="#i">ντ</hi>, <hi rendition="#i">νδ</hi>, <hi rendition="#i">νϑ</hi> ursprüng-<lb/> lich vorhanden war) mit ersazdenung des vorher gehenden vo-<lb/> cals (vgl. §. 42), in welchem falle villeicht weniger assimila-<lb/> tion des <hi rendition="#i">ν</hi> als auflösung des selben in einen vocalischen laut an<lb/> zu nemen ist. Es ist diß ein bekantes lautgesetz, zu welchem<lb/> fälle gehören, wie <hi rendition="#i">σώμᾰ(τ)-σι</hi>, <hi rendition="#i">πο(δ)-σί</hi>, <hi rendition="#i">ϰόϱῠ(ϑ)-σι</hi>, <hi rendition="#i">δαίμο(ν)-<lb/> σι</hi>. Das assimilation wirkende <hi rendition="#i">s</hi> ist nicht selten unursprünglich,<lb/> nämlich durch ein früher ein getretenes lautgesetz (s. u.) auß<lb/><hi rendition="#i">τ</hi> entstanden, z. b. <hi rendition="#i">πείσις</hi> auß stamm <hi rendition="#i">πενϑ</hi> (vgl. <hi rendition="#i">πένϑος)</hi> und<lb/> suffix <hi rendition="#i">-σι-ς</hi> auß <hi rendition="#i">-ti-s</hi>. Ersazdenung findet sich in fällen wie<lb/><hi rendition="#i">εἰδώς</hi> = *<hi rendition="#i">ϝειδϝοτ-ς</hi>, <hi rendition="#i">δαίμων</hi> = *<hi rendition="#i">δαιμον-ς</hi>, <hi rendition="#i">φέϱουσι</hi> = *<hi rendition="#i">φεϱονσι</hi><lb/> auß <hi rendition="#i">φέϱοντι; ν</hi> + dental müßen beide vor <hi rendition="#i">s</hi> schwinden, z. b.<lb/><hi rendition="#i">σπείσω</hi> auß *<hi rendition="#i">σπενδ-σω, πείσομαι</hi> auß *<hi rendition="#i">πενϑ-σομαι</hi>, *<hi rendition="#i">τιϑείς</hi> auß<lb/> *<hi rendition="#i">τιϑεντ-ς</hi>, <hi rendition="#i">χαϱί-εις</hi> auß *<hi rendition="#i">χαϱι-ϝεντ-ς</hi> (aber <hi rendition="#i">φέϱων</hi> auß *<hi rendition="#i">φεϱοντς</hi>,<lb/> s. §. 42, 3; <hi rendition="#i">χαϱίεσσα</hi> auß *<hi rendition="#i">χαϱιϝετ-ϳα</hi>, s. unten e), one ersaz-<lb/> denung, weil hier kein <hi rendition="#i">ν</hi> vorhanden war).</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0201]
Griechisch. Consonant. lautgesetze. Assimilation.
Andeutung einiger für die vergleichende gram-
matik wichtigen lautgesetze.
Inlaut.
1. Assimilation.
a. Volkommene angleichung des vorher gehen-
den lautes an den folgenden; z. b. s an folgendes ν, μ,
ἕννυμι = *ϝεσ-νυμι; äol. ὄϱεννος = *ὀϱεσ-νος von ὄϱος, stamm
ὀϱες, suffix νο; dor. ἐμμί = *ἐσ-μι; εἰ-μί, ὀϱεινός ersetzen die
verdoppelung durch ersazdenung.
Bekant ist die assimilation der labialen momentanen laute
an folgendes μ, wie γέγϱαμμαι auß *γεγϱαφ-μαι u. s. f., und
die wol nur in zusammensetzung erscheinenden assimilationen,
wie συλλέγω, συῤῥέω u. dergl.
In dem häufigsten falle diser art, nämlich bei der assimi-
lation sämtlicher dentale samt ν an folgendes s, wird das ent-
stehende doppelte s auch inlautend nach kurzem vocale von
der spätern sprache nicht mer geduldet; nur die archaische
sprache (Hom.) beut beispile wie ποσσί auß *ποδ-σι, überall
bleibt nur s als rest des assimilationsprocesses, nicht selten
(besonders im nom. sing. und dann, wenn ντ, νδ, νϑ ursprüng-
lich vorhanden war) mit ersazdenung des vorher gehenden vo-
cals (vgl. §. 42), in welchem falle villeicht weniger assimila-
tion des ν als auflösung des selben in einen vocalischen laut an
zu nemen ist. Es ist diß ein bekantes lautgesetz, zu welchem
fälle gehören, wie σώμᾰ(τ)-σι, πο(δ)-σί, ϰόϱῠ(ϑ)-σι, δαίμο(ν)-
σι. Das assimilation wirkende s ist nicht selten unursprünglich,
nämlich durch ein früher ein getretenes lautgesetz (s. u.) auß
τ entstanden, z. b. πείσις auß stamm πενϑ (vgl. πένϑος) und
suffix -σι-ς auß -ti-s. Ersazdenung findet sich in fällen wie
εἰδώς = *ϝειδϝοτ-ς, δαίμων = *δαιμον-ς, φέϱουσι = *φεϱονσι
auß φέϱοντι; ν + dental müßen beide vor s schwinden, z. b.
σπείσω auß *σπενδ-σω, πείσομαι auß *πενϑ-σομαι, *τιϑείς auß
*τιϑεντ-ς, χαϱί-εις auß *χαϱι-ϝεντ-ς (aber φέϱων auß *φεϱοντς,
s. §. 42, 3; χαϱίεσσα auß *χαϱιϝετ-ϳα, s. unten e), one ersaz-
denung, weil hier kein ν vorhanden war).
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