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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Einleitung*).

I. Die sprachwißenschaft oder glottik ist

1. grammatik, d. h. wißenschaftliche erfaßung und dar-
stellung der laute, der form, der function des wortes und
seiner teile und des sazbaues. Die grammatik besteht also
auß lautlere oder phonologie, formenlere oder mor-
phologie, functionslere
oder lere von der bedeutung
und beziehung
und syntax. Die grammatik kann die spra-
che überhaupt oder eine bestimte sprache oder sprachgruppe
zum gegenstande haben: algemeine grammatik, specielle
grammatik
; sie wird in den meisten fällen die sprache dar
stellen müßen als etwas gewordenes, also das leben der spra-
che in seinen gesetzen zu erforschen und dar zu legen haben.
Tut sie diß außschließlich, hat sie also die darlegung des sprach-
lebens zu irem gegenstande, so nent man sie historische gram-
matik oder sprachengeschichte, richtiger bezeichnen wir sie als
lere vom leben**) der sprache (vom leben der laute, der
form, der function, des satzes), die widerum eben so wol eine
algemeine als eine mer oder minder specielle sein kann.

*) Außfürlichere darlegung des im folgenden behandelten s. in des
vfrs 'Die Deutsche Sprache' Stuttg. 1860.
**) die sprachen leben, wie alle naturorganismen; sie handeln nicht,
wie der mensch, haben also auch keine geschichte, woferne wir dises wort
in seinem engeren und eigentlichen sinne faßen.
Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 1
Einleitung*).

I. Die sprachwißenschaft oder glottik ist

1. grammatik, d. h. wißenschaftliche erfaßung und dar-
stellung der laute, der form, der function des wortes und
seiner teile und des sazbaues. Die grammatik besteht also
auß lautlere oder phonologie, formenlere oder mor-
phologie, functionslere
oder lere von der bedeutung
und beziehung
und syntax. Die grammatik kann die spra-
che überhaupt oder eine bestimte sprache oder sprachgruppe
zum gegenstande haben: algemeine grammatik, specielle
grammatik
; sie wird in den meisten fällen die sprache dar
stellen müßen als etwas gewordenes, also das leben der spra-
che in seinen gesetzen zu erforschen und dar zu legen haben.
Tut sie diß außschließlich, hat sie also die darlegung des sprach-
lebens zu irem gegenstande, so nent man sie historische gram-
matik oder sprachengeschichte, richtiger bezeichnen wir sie als
lere vom leben**) der sprache (vom leben der laute, der
form, der function, des satzes), die widerum eben so wol eine
algemeine als eine mer oder minder specielle sein kann.

*) Außfürlichere darlegung des im folgenden behandelten s. in des
vfrs ‘Die Deutsche Sprache’ Stuttg. 1860.
**) die sprachen leben, wie alle naturorganismen; sie handeln nicht,
wie der mensch, haben also auch keine geschichte, woferne wir dises wort
in seinem engeren und eigentlichen sinne faßen.
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[[1]/0015] Einleitung *). I. Die sprachwißenschaft oder glottik ist 1. grammatik, d. h. wißenschaftliche erfaßung und dar- stellung der laute, der form, der function des wortes und seiner teile und des sazbaues. Die grammatik besteht also auß lautlere oder phonologie, formenlere oder mor- phologie, functionslere oder lere von der bedeutung und beziehung und syntax. Die grammatik kann die spra- che überhaupt oder eine bestimte sprache oder sprachgruppe zum gegenstande haben: algemeine grammatik, specielle grammatik; sie wird in den meisten fällen die sprache dar stellen müßen als etwas gewordenes, also das leben der spra- che in seinen gesetzen zu erforschen und dar zu legen haben. Tut sie diß außschließlich, hat sie also die darlegung des sprach- lebens zu irem gegenstande, so nent man sie historische gram- matik oder sprachengeschichte, richtiger bezeichnen wir sie als lere vom leben **) der sprache (vom leben der laute, der form, der function, des satzes), die widerum eben so wol eine algemeine als eine mer oder minder specielle sein kann. *) Außfürlichere darlegung des im folgenden behandelten s. in des vfrs ‘Die Deutsche Sprache’ Stuttg. 1860. **) die sprachen leben, wie alle naturorganismen; sie handeln nicht, wie der mensch, haben also auch keine geschichte, woferne wir dises wort in seinem engeren und eigentlichen sinne faßen. Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 1

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/15>, abgerufen am 21.11.2024.