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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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dir wurde? Aber sprich nun auch,
was ist dir, Liebe? bist du böse auf
mich? -- Auf mich bin ich böse.
Ich könnte mich schlagen... Dir
freylich wäre ganz Recht geschehen;
und wenn Sie sich künftig wieder
einmal ehemännlich betragen, mein
Herr! so werde ich schon besser da-
für sorgen, daß Sie mich auch wie
eine Ehefrau finden sollen. Darauf
kannst du dich verlassen. Ich muß
lachen, wie es mich überrascht hat.
Aber bilden Sie sich nur nicht ein,
mein Herr, daß du so unmenschlich
liebenswürdig bist. Diesmal war es
eigner Wille, daß ich meinen Vor-
satz brach. -- Der erste und der
letzte Wille ist immer der beste. Da-
für daß die Frauen meistens weniger

dir wurde? Aber ſprich nun auch,
was iſt dir, Liebe? biſt du böſe auf
mich? — Auf mich bin ich böſe.
Ich könnte mich ſchlagen... Dir
freylich wäre ganz Recht geſchehen;
und wenn Sie ſich künftig wieder
einmal ehemännlich betragen, mein
Herr! ſo werde ich ſchon beſſer da-
für ſorgen, daß Sie mich auch wie
eine Ehefrau finden ſollen. Darauf
kannſt du dich verlaſſen. Ich muß
lachen, wie es mich überraſcht hat.
Aber bilden Sie ſich nur nicht ein,
mein Herr, daß du ſo unmenſchlich
liebenswürdig biſt. Diesmal war es
eigner Wille, daß ich meinen Vor-
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letzte Wille iſt immer der beſte. Da-
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[101/0106] dir wurde? Aber ſprich nun auch, was iſt dir, Liebe? biſt du böſe auf mich? — Auf mich bin ich böſe. Ich könnte mich ſchlagen... Dir freylich wäre ganz Recht geſchehen; und wenn Sie ſich künftig wieder einmal ehemännlich betragen, mein Herr! ſo werde ich ſchon beſſer da- für ſorgen, daß Sie mich auch wie eine Ehefrau finden ſollen. Darauf kannſt du dich verlaſſen. Ich muß lachen, wie es mich überraſcht hat. Aber bilden Sie ſich nur nicht ein, mein Herr, daß du ſo unmenſchlich liebenswürdig biſt. Diesmal war es eigner Wille, daß ich meinen Vor- ſatz brach. — Der erſte und der letzte Wille iſt immer der beſte. Da- für daß die Frauen meiſtens weniger

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/106>, abgerufen am 26.04.2024.