Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

nach alter klassischer Sitte, nicht züch-
tiger wie die römische Elegie und
die Edelsten der größten Nazion,
und nicht vernünftiger wie der große
Plato und die heilige Sappho.

Idylle über den Müssiggang.

"Sieh ich lernte von selbst, und
"ein Gott hat mancherley Weisen
"mir in die Seele gepflanzt." So
darf ich kühnlich sagen, wenn nicht
von der fröhlichen Wissenschaft der
Poesie die Rede ist, sondern von
der gottähnlichen Kunst der Faul-
heit. Mit wem sollte ich also lie-
ber über den Müssiggang denken
und reden als mit mir selbst? Und
so sprach ich denn auch in jener un-
sterblichen Stunde, da mir der Genius

nach alter klaſſiſcher Sitte, nicht züch-
tiger wie die römiſche Elegie und
die Edelſten der größten Nazion,
und nicht vernünftiger wie der große
Plato und die heilige Sappho.

Idylle über den Müſſiggang.

»Sieh ich lernte von ſelbſt, und
»ein Gott hat mancherley Weiſen
»mir in die Seele gepflanzt.« So
darf ich kühnlich ſagen, wenn nicht
von der fröhlichen Wiſſenſchaft der
Poeſie die Rede iſt, ſondern von
der gottähnlichen Kunſt der Faul-
heit. Mit wem ſollte ich alſo lie-
ber über den Müſſiggang denken
und reden als mit mir ſelbſt? Und
ſo ſprach ich denn auch in jener un-
ſterblichen Stunde, da mir der Genius

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0082" n="77"/>
nach alter kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;cher Sitte, nicht züch-<lb/>
tiger wie die römi&#x017F;che Elegie und<lb/>
die Edel&#x017F;ten der größten Nazion,<lb/>
und nicht vernünftiger wie der große<lb/>
Plato und die heilige Sappho.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Idylle über den Mü&#x017F;&#x017F;iggang.</hi> </head><lb/>
            <p>»Sieh ich lernte von &#x017F;elb&#x017F;t, und<lb/>
»ein Gott hat mancherley Wei&#x017F;en<lb/>
»mir in die Seele gepflanzt.« So<lb/>
darf ich kühnlich &#x017F;agen, wenn nicht<lb/>
von der fröhlichen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der<lb/>
Poe&#x017F;ie die Rede i&#x017F;t, &#x017F;ondern von<lb/>
der gottähnlichen Kun&#x017F;t der Faul-<lb/>
heit. Mit wem &#x017F;ollte ich al&#x017F;o lie-<lb/>
ber über den Mü&#x017F;&#x017F;iggang denken<lb/>
und reden als mit mir &#x017F;elb&#x017F;t? Und<lb/>
&#x017F;o &#x017F;prach ich denn auch in jener un-<lb/>
&#x017F;terblichen Stunde, da mir der Genius<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0082] nach alter klaſſiſcher Sitte, nicht züch- tiger wie die römiſche Elegie und die Edelſten der größten Nazion, und nicht vernünftiger wie der große Plato und die heilige Sappho. Idylle über den Müſſiggang. »Sieh ich lernte von ſelbſt, und »ein Gott hat mancherley Weiſen »mir in die Seele gepflanzt.« So darf ich kühnlich ſagen, wenn nicht von der fröhlichen Wiſſenſchaft der Poeſie die Rede iſt, ſondern von der gottähnlichen Kunſt der Faul- heit. Mit wem ſollte ich alſo lie- ber über den Müſſiggang denken und reden als mit mir ſelbſt? Und ſo ſprach ich denn auch in jener un- ſterblichen Stunde, da mir der Genius

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/82
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/82>, abgerufen am 30.12.2024.