Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Kapitel.
Von den ältesten Wanderungen der
Völker
.

Poesie, die in jenem Alterthum mit Religion
innig verbunden und fast eins mit ihr war; ge-
wisse uns auf den ersten Anblick vielleicht ganz
fremde und unerklärliche Ideen, die aber aus
der innersten Tiefe der damaligen Denkart her-
vorgingen, haben unstreitig einen sehr bedeuten-
den Einfluß auf die ältesten Begebenheiten und
Wanderungen der Völker gehabt, wenn gleich
der Drang des Bedürfnisses, und die Lockung
des äussern Vortheils neben jenen Ideen auch
mit gewirkt haben, wie dieß selbst in spätern
Zeiten mehr als einmal geschehen ist. Sind
einmal Ackerbau und Städte, die ersten Künste
des Kriegs und des Friedens vorhanden, so
finden ungefähr eben die Verhältnisse des Anbaus


Zweites Kapitel.
Von den aͤlteſten Wanderungen der
Voͤlker
.

Poeſie, die in jenem Alterthum mit Religion
innig verbunden und faſt eins mit ihr war; ge-
wiſſe uns auf den erſten Anblick vielleicht ganz
fremde und unerklaͤrliche Ideen, die aber aus
der innerſten Tiefe der damaligen Denkart her-
vorgingen, haben unſtreitig einen ſehr bedeuten-
den Einfluß auf die aͤlteſten Begebenheiten und
Wanderungen der Voͤlker gehabt, wenn gleich
der Drang des Beduͤrfniſſes, und die Lockung
des aͤuſſern Vortheils neben jenen Ideen auch
mit gewirkt haben, wie dieß ſelbſt in ſpaͤtern
Zeiten mehr als einmal geſchehen iſt. Sind
einmal Ackerbau und Staͤdte, die erſten Kuͤnſte
des Kriegs und des Friedens vorhanden, ſo
finden ungefaͤhr eben die Verhaͤltniſſe des Anbaus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0184" n="165"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zweites Kapitel.<lb/>
Von den a&#x0364;lte&#x017F;ten Wanderungen der<lb/>
Vo&#x0364;lker</hi>.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">P</hi>oe&#x017F;ie, die in jenem Alterthum mit Religion<lb/>
innig verbunden und fa&#x017F;t eins mit ihr war; ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e uns auf den er&#x017F;ten Anblick vielleicht ganz<lb/>
fremde und unerkla&#x0364;rliche Ideen, die aber aus<lb/>
der inner&#x017F;ten Tiefe der damaligen Denkart her-<lb/>
vorgingen, haben un&#x017F;treitig einen &#x017F;ehr bedeuten-<lb/>
den Einfluß auf die a&#x0364;lte&#x017F;ten Begebenheiten und<lb/>
Wanderungen der Vo&#x0364;lker gehabt, wenn gleich<lb/>
der Drang des Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;es, und die Lockung<lb/>
des a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Vortheils neben jenen Ideen auch<lb/>
mit gewirkt haben, wie dieß &#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;pa&#x0364;tern<lb/>
Zeiten mehr als einmal ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Sind<lb/>
einmal Ackerbau und Sta&#x0364;dte, die er&#x017F;ten Ku&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
des Kriegs und des Friedens vorhanden, &#x017F;o<lb/>
finden ungefa&#x0364;hr eben die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e des Anbaus<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0184] Zweites Kapitel. Von den aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker. Poeſie, die in jenem Alterthum mit Religion innig verbunden und faſt eins mit ihr war; ge- wiſſe uns auf den erſten Anblick vielleicht ganz fremde und unerklaͤrliche Ideen, die aber aus der innerſten Tiefe der damaligen Denkart her- vorgingen, haben unſtreitig einen ſehr bedeuten- den Einfluß auf die aͤlteſten Begebenheiten und Wanderungen der Voͤlker gehabt, wenn gleich der Drang des Beduͤrfniſſes, und die Lockung des aͤuſſern Vortheils neben jenen Ideen auch mit gewirkt haben, wie dieß ſelbſt in ſpaͤtern Zeiten mehr als einmal geſchehen iſt. Sind einmal Ackerbau und Staͤdte, die erſten Kuͤnſte des Kriegs und des Friedens vorhanden, ſo finden ungefaͤhr eben die Verhaͤltniſſe des Anbaus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/184
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/184>, abgerufen am 22.12.2024.