Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.die der Augenblick dir zuführt. So bist du geweiht durch dein eignes Gefühl für die Wahrheiten der Natur, und innig vertraut mit ihrem heiligen Sinne, wandelst du, nirgends ein Fremdling des schönen Landes. 2.
Der Rhein bei Schaffhausen. An den Quellen und Strömen deiner vaterländischen Fluren hast du zuerst das süßere Lächeln der Göttin vernommen, die den Sinn des Knaben wecket mit Anmuth und Schönheit, und des Jünglings Wandel leitet mit stiller schützender Liebe. Hier ruhtest du oft in schöner Vergessenheit des Lebens am Busen der hohen Göttin, und regtest in stiller Bildung der Gedanken das erste himmlische Ahnden einer freien Schöpfung. Leiser wurde dein Sinn und bedeutender dein Blick. Du folgtest den freundlichen Winken des Schönen an jede heilige Orte, und die Muse umarmte dich, und du fühltest eine höhere Bedeutung deines Lebens, und priesest die Natur mit des Gesanges lieblichen Tönen. Aber du suchest deines Lebens höhere Wahrheit in lichteren Bildern, und sehnest dich nach der Anschauung kristallheller Bäche, und nach der Ströme froherem Laufe in reiner ungetrübter Klarheit. Wo freute sich dein Blick dieser himmlischen Gewässer, und die der Augenblick dir zufuͤhrt. So bist du geweiht durch dein eignes Gefuͤhl fuͤr die Wahrheiten der Natur, und innig vertraut mit ihrem heiligen Sinne, wandelst du, nirgends ein Fremdling des schoͤnen Landes. 2.
Der Rhein bei Schaffhausen. An den Quellen und Stroͤmen deiner vaterlaͤndischen Fluren hast du zuerst das suͤßere Laͤcheln der Goͤttin vernommen, die den Sinn des Knaben wecket mit Anmuth und Schoͤnheit, und des Juͤnglings Wandel leitet mit stiller schuͤtzender Liebe. Hier ruhtest du oft in schoͤner Vergessenheit des Lebens am Busen der hohen Goͤttin, und regtest in stiller Bildung der Gedanken das erste himmlische Ahnden einer freien Schoͤpfung. Leiser wurde dein Sinn und bedeutender dein Blick. Du folgtest den freundlichen Winken des Schoͤnen an jede heilige Orte, und die Muse umarmte dich, und du fuͤhltest eine hoͤhere Bedeutung deines Lebens, und priesest die Natur mit des Gesanges lieblichen Toͤnen. Aber du suchest deines Lebens hoͤhere Wahrheit in lichteren Bildern, und sehnest dich nach der Anschauung kristallheller Baͤche, und nach der Stroͤme froherem Laufe in reiner ungetruͤbter Klarheit. Wo freute sich dein Blick dieser himmlischen Gewaͤsser, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="38"/> die der Augenblick dir zufuͤhrt. So bist du geweiht durch dein eignes Gefuͤhl fuͤr die Wahrheiten der Natur, und innig vertraut mit ihrem heiligen Sinne, wandelst du, nirgends ein Fremdling des schoͤnen Landes.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/><hi rendition="#g">Der Rhein bei Schaffhausen</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>An den Quellen und Stroͤmen deiner vaterlaͤndischen Fluren hast du zuerst das suͤßere Laͤcheln der Goͤttin vernommen, die den Sinn des Knaben wecket mit Anmuth und Schoͤnheit, und des Juͤnglings Wandel leitet mit stiller schuͤtzender Liebe.</p><lb/> <p>Hier ruhtest du oft in schoͤner Vergessenheit des Lebens am Busen der hohen Goͤttin, und regtest in stiller Bildung der Gedanken das erste himmlische Ahnden einer freien Schoͤpfung. Leiser wurde dein Sinn und bedeutender dein Blick. Du folgtest den freundlichen Winken des Schoͤnen an jede heilige Orte, und die Muse umarmte dich, und du fuͤhltest eine hoͤhere Bedeutung deines Lebens, und priesest die Natur mit des Gesanges lieblichen Toͤnen.</p><lb/> <p>Aber du suchest deines Lebens hoͤhere Wahrheit in lichteren Bildern, und sehnest dich nach der Anschauung kristallheller Baͤche, und nach der Stroͤme froherem Laufe in reiner ungetruͤbter Klarheit. Wo freute sich dein Blick dieser himmlischen Gewaͤsser, und </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0046]
die der Augenblick dir zufuͤhrt. So bist du geweiht durch dein eignes Gefuͤhl fuͤr die Wahrheiten der Natur, und innig vertraut mit ihrem heiligen Sinne, wandelst du, nirgends ein Fremdling des schoͤnen Landes.
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Der Rhein bei Schaffhausen.
An den Quellen und Stroͤmen deiner vaterlaͤndischen Fluren hast du zuerst das suͤßere Laͤcheln der Goͤttin vernommen, die den Sinn des Knaben wecket mit Anmuth und Schoͤnheit, und des Juͤnglings Wandel leitet mit stiller schuͤtzender Liebe.
Hier ruhtest du oft in schoͤner Vergessenheit des Lebens am Busen der hohen Goͤttin, und regtest in stiller Bildung der Gedanken das erste himmlische Ahnden einer freien Schoͤpfung. Leiser wurde dein Sinn und bedeutender dein Blick. Du folgtest den freundlichen Winken des Schoͤnen an jede heilige Orte, und die Muse umarmte dich, und du fuͤhltest eine hoͤhere Bedeutung deines Lebens, und priesest die Natur mit des Gesanges lieblichen Toͤnen.
Aber du suchest deines Lebens hoͤhere Wahrheit in lichteren Bildern, und sehnest dich nach der Anschauung kristallheller Baͤche, und nach der Stroͤme froherem Laufe in reiner ungetruͤbter Klarheit. Wo freute sich dein Blick dieser himmlischen Gewaͤsser, und
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