Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.VII.
Notizen. Moralische Erzählungen von Ramdohr. Jn der ersten der zahlreichen Vorreden, die diese Erzählungen wie eine Brustwehr gegen üble Nachreden schützen sollen, wird uns ausführlich dargethan, warum sie für moralisch sollen gehalten werden. Sie machen nemlich nicht den mindesten Anspruch auf poetischen Werth: ganz prosaisch und mit sorgfältiger Vermeidung aller blühenden oder gar glühenden Fantasie, gegen welche Jugendsünde der Verfasser nicht genug zu warnen weiß, begnügen sie sich "gebildeten Menschen in verwickelten und seltnen Lagen eindringenden Rath zu ertheilen " und " einen anschaulichen und sehr speciellen Unterricht zur bessern Einrichtung der Denk- und Handlungsweise im gemeinen Leben zu geben." Neben der Belehrung sollen sie auch beyläufig unterhalten, so wie "die Poesie beyläufig zur Veredlung der Sitten mitwirkt." -- Ob sie nun am Unterhalten durch das Belehrende, oder am Belehren durch das Unterhaltende verhindert werden, kann man VII.
Notizen. Moralische Erzaͤhlungen von Ramdohr. Jn der ersten der zahlreichen Vorreden, die diese Erzaͤhlungen wie eine Brustwehr gegen uͤble Nachreden schuͤtzen sollen, wird uns ausfuͤhrlich dargethan, warum sie fuͤr moralisch sollen gehalten werden. Sie machen nemlich nicht den mindesten Anspruch auf poetischen Werth: ganz prosaisch und mit sorgfaͤltiger Vermeidung aller bluͤhenden oder gar gluͤhenden Fantasie, gegen welche Jugendsuͤnde der Verfasser nicht genug zu warnen weiß, begnuͤgen sie sich “gebildeten Menschen in verwickelten und seltnen Lagen eindringenden Rath zu ertheilen ” und “ einen anschaulichen und sehr speciellen Unterricht zur bessern Einrichtung der Denk- und Handlungsweise im gemeinen Leben zu geben.” Neben der Belehrung sollen sie auch beylaͤufig unterhalten, so wie “die Poesie beylaͤufig zur Veredlung der Sitten mitwirkt.” — Ob sie nun am Unterhalten durch das Belehrende, oder am Belehren durch das Unterhaltende verhindert werden, kann man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0250" n="238"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/><hi rendition="#g">Notizen</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <div n="3"> <head>Moralische Erzaͤhlungen von Ramdohr.</head><lb/> <p>Jn der ersten der zahlreichen Vorreden, die diese Erzaͤhlungen wie eine Brustwehr gegen uͤble Nachreden schuͤtzen sollen, wird uns ausfuͤhrlich dargethan, warum sie fuͤr moralisch sollen gehalten werden. Sie machen nemlich nicht den mindesten Anspruch auf poetischen Werth: ganz prosaisch und mit sorgfaͤltiger Vermeidung aller bluͤhenden oder gar gluͤhenden Fantasie, gegen welche Jugendsuͤnde der Verfasser nicht genug zu warnen weiß, begnuͤgen sie sich “gebildeten Menschen in verwickelten und seltnen Lagen eindringenden Rath zu ertheilen ” und “ einen anschaulichen und sehr speciellen Unterricht zur bessern Einrichtung der Denk- und Handlungsweise im gemeinen Leben zu geben.” Neben der Belehrung sollen sie auch beylaͤufig unterhalten, so wie “die Poesie <hi rendition="#g">beylaͤufig</hi> zur Veredlung der Sitten mitwirkt.” — Ob sie nun am Unterhalten durch das Belehrende, oder am Belehren durch das Unterhaltende verhindert werden, kann man </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0250]
VII.
Notizen.
Moralische Erzaͤhlungen von Ramdohr.
Jn der ersten der zahlreichen Vorreden, die diese Erzaͤhlungen wie eine Brustwehr gegen uͤble Nachreden schuͤtzen sollen, wird uns ausfuͤhrlich dargethan, warum sie fuͤr moralisch sollen gehalten werden. Sie machen nemlich nicht den mindesten Anspruch auf poetischen Werth: ganz prosaisch und mit sorgfaͤltiger Vermeidung aller bluͤhenden oder gar gluͤhenden Fantasie, gegen welche Jugendsuͤnde der Verfasser nicht genug zu warnen weiß, begnuͤgen sie sich “gebildeten Menschen in verwickelten und seltnen Lagen eindringenden Rath zu ertheilen ” und “ einen anschaulichen und sehr speciellen Unterricht zur bessern Einrichtung der Denk- und Handlungsweise im gemeinen Leben zu geben.” Neben der Belehrung sollen sie auch beylaͤufig unterhalten, so wie “die Poesie beylaͤufig zur Veredlung der Sitten mitwirkt.” — Ob sie nun am Unterhalten durch das Belehrende, oder am Belehren durch das Unterhaltende verhindert werden, kann man
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/250>, abgerufen am 03.03.2025. |