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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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D. S. erstes
Hier in dieser schwartzen Nacht/
Da ich gäntzlich mich verwacht/
Lieg ich wie ein Liecht ohn Schein/
und kan mein nicht selber seyn.
Blincken mich die Sternen an
Von der dunckel-schwartzen Bahn/
Sprech ich: Weicht/ O Himmels-Zier/
Meine Liebste geht euch für.
Steht der Monden ohne Glantz/
So erstirbt mein Geist auch gantz.
Er zwar sucht Endimion/
und ich meiner Liebe Lohn.
Fragstu/ Liebste/ was ich wil?
Weil die gantze Stadt ist still/
Sol die übergrosse Pein
Bey dir mein Angeber seyn.
Bleich bin ich von Angesicht/
und das hastu zugericht/
Ohne Sinnen ist mein Sinn/
Weil ich nicht in deinem bin.
Wache! wach/ wach auff mein Lieb/
Das mich erst zu lieben trieb.
Höre meinen Seiten zu/
Die mit mir nicht haben Ruh.
Scheub das stoltze Fenster auf/
Laß den blicken jhren Lauf/
Daß mein halb verbrantes Hertz
Nicht mehr fühle seinen Schmertz.
Dieses tröstet mich noch sehr/
Daß du mir gibst dein Gehör/
Weil
D. S. erſtes
Hier in dieſer ſchwartzen Nacht/
Da ich gaͤntzlich mich verwacht/
Lieg ich wie ein Liecht ohn Schein/
und kan mein nicht ſelber ſeyn.
Blincken mich die Sternen an
Von der dunckel-ſchwartzen Bahn/
Sprech ich: Weicht/ O Himmels-Zier/
Meine Liebſte geht euch fuͤr.
Steht der Monden ohne Glantz/
So erſtirbt mein Geiſt auch gantz.
Er zwar ſucht Endimion/
und ich meiner Liebe Lohn.
Fragſtu/ Liebſte/ was ich wil?
Weil die gantze Stadt iſt ſtill/
Sol die uͤbergroſſe Pein
Bey dir mein Angeber ſeyn.
Bleich bin ich von Angeſicht/
und das haſtu zugericht/
Ohne Sinnen iſt mein Sinn/
Weil ich nicht in deinem bin.
Wache! wach/ wach auff mein Lieb/
Das mich erſt zu lieben trieb.
Hoͤre meinen Seiten zu/
Die mit mir nicht haben Ruh.
Scheub das ſtoltze Fenſter auf/
Laß den blicken jhren Lauf/
Daß mein halb verbrantes Hertz
Nicht mehr fuͤhle ſeinen Schmertz.
Dieſes troͤſtet mich noch ſehr/
Daß du mir gibſt dein Gehoͤr/
Weil
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[44/0072] D. S. erſtes Hier in dieſer ſchwartzen Nacht/ Da ich gaͤntzlich mich verwacht/ Lieg ich wie ein Liecht ohn Schein/ und kan mein nicht ſelber ſeyn. Blincken mich die Sternen an Von der dunckel-ſchwartzen Bahn/ Sprech ich: Weicht/ O Himmels-Zier/ Meine Liebſte geht euch fuͤr. Steht der Monden ohne Glantz/ So erſtirbt mein Geiſt auch gantz. Er zwar ſucht Endimion/ und ich meiner Liebe Lohn. Fragſtu/ Liebſte/ was ich wil? Weil die gantze Stadt iſt ſtill/ Sol die uͤbergroſſe Pein Bey dir mein Angeber ſeyn. Bleich bin ich von Angeſicht/ und das haſtu zugericht/ Ohne Sinnen iſt mein Sinn/ Weil ich nicht in deinem bin. Wache! wach/ wach auff mein Lieb/ Das mich erſt zu lieben trieb. Hoͤre meinen Seiten zu/ Die mit mir nicht haben Ruh. Scheub das ſtoltze Fenſter auf/ Laß den blicken jhren Lauf/ Daß mein halb verbrantes Hertz Nicht mehr fuͤhle ſeinen Schmertz. Dieſes troͤſtet mich noch ſehr/ Daß du mir gibſt dein Gehoͤr/ Weil

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/72>, abgerufen am 26.04.2024.