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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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mehreres/ beständiges/ und trübes Firenwasser der Linth zuführet. Diser
Sandbach fliesset ursprünglich her auß der Sand Alp/ und daselbst be-
findtlichen Gletscheren/ hernach unter der Bantenbruck hindurch/ und
vereiniget sich darauf mit dem Limmerenbach/ bey deren Zusamenkunft die
Linth entstehet. Von diser

Sand-Alp

erzellen die Aelpler/ wie zu gewissen Zeiten alldort in der Luft gehört werde
eine liebliche Music.

Zwischen der Sand-Alp/ und Alten Ohren erhebet sich

Der Gemschi Stock.

Weiters ist zu bemerken

Der Kammer-Stock/

ein sehr hohes Gebirg/ welches berühmt wegen zweyer Sultzen/ oder
Sultzläckinen/ einer trokenen/ an sandichten Felsen/ und einer nas-
sen/
zu welchen die Gemsthiere auch von fehrne hergelocket werden. Von
disen Sultzen aber ist das nöhtige gemeldet worden oben Tom. I. pag. 39.
Es gibet auf diserem Berg gar vil Gemse/ und aber keine/ die Gemse-
Ballen/
oder Kuglen bey sich haben/ da hingegen die Gemse in der be-
nachbarten Alp Limmeren gemeinlich Gemskuglen tragen. Von diser
Begebenheit habe auch oben ein Urtheil gefället Tom. I. pag. 167.

Auf allen/ insonderheit aber/ denen sonst beschwerlichen Berg-Reisen
machet man die Zeit annemlich/ und kurz mit nutzlichen/ und anmuhtigen
Discursen. Also auch hier in währendem Steigen ist unter uns Geistlichen/
und Weltlichen Reißgefehrten entstanden eine Frag

Von der ersten Bewohnung diser Landen/

ob die ersten Einwohnere derselben in den Tieffen Gründen/ und Thäleren/
oder auf den Höhenen der Bergen möchten gewohnet haben. Der Wahr-
heit/ und kommlichkeit kame gemässer vor das erstere/ wie dann auch Heut
zu Tag die Thäler auch von denen Alpvölkeren gebraucht werden zur Be-
wohnung/ weilen sie wärmer/ vor den rauhen Winden beschirmter/ auch
in ansehung des commercii, oder Umgangs mit anderen Menschen komm-
licher/ und zum Garten- und Feldbau bequemer erfunden/ und die Gebirge
allein Sommerszeit von dem Viehe abgenuzt werden/ welches sich mit den
Hirten gegen dem Winter in die Thäler herab lasset. Hingegen machte
auch ein zimlich Gewicht die letstere Meynung/ nach welcher vermuhtet
worden/ daß anfänglich von den Menschen müssen inngehaben worden seyn
die Bergspitzen/ von welchen sie sich allgemach in die Tieffe nidergelas-
sen. etc.

mehreres/ beſtaͤndiges/ und truͤbes Firenwaſſer der Linth zufuͤhret. Diſer
Sandbach flieſſet urſpruͤnglich her auß der Sand Alp/ und daſelbſt be-
findtlichen Gletſcheren/ hernach unter der Bantenbruck hindurch/ und
vereiniget ſich darauf mit dem Limmerenbach/ bey deren Zuſamenkunft die
Linth entſtehet. Von diſer

Sand-Alp

erzellen die Aelpler/ wie zu gewiſſen Zeiten alldort in der Luft gehoͤrt werde
eine liebliche Muſic.

Zwiſchen der Sand-Alp/ und Alten Ohren erhebet ſich

Der Gemſchi Stock.

Weiters iſt zu bemerken

Der Kammer-Stock/

ein ſehr hohes Gebirg/ welches beruͤhmt wegen zweyer Sultzen/ oder
Sultzlaͤckinen/ einer trokenen/ an ſandichten Felſen/ und einer naſ-
ſen/
zu welchen die Gemsthiere auch von fehrne hergelocket werden. Von
diſen Sultzen aber iſt das noͤhtige gemeldet worden oben Tom. I. pag. 39.
Es gibet auf diſerem Berg gar vil Gemſe/ und aber keine/ die Gemſe-
Ballen/
oder Kuglen bey ſich haben/ da hingegen die Gemſe in der be-
nachbarten Alp Limmeren gemeinlich Gemskuglen tragen. Von diſer
Begebenheit habe auch oben ein Urtheil gefaͤllet Tom. I. pag. 167.

Auf allen/ inſonderheit aber/ denen ſonſt beſchwerlichen Berg-Reiſen
machet man die Zeit annemlich/ und kurz mit nutzlichen/ und anmuhtigen
Diſcurſen. Alſo auch hier in waͤhrendem Steigen iſt unter uns Geiſtlichen/
und Weltlichen Reißgefehrten entſtanden eine Frag

Von der erſten Bewohnung diſer Landen/

ob die erſten Einwohnere derſelben in den Tieffen Gruͤnden/ und Thaͤleren/
oder auf den Hoͤhenen der Bergen moͤchten gewohnet haben. Der Wahr-
heit/ und kommlichkeit kame gemaͤſſer vor das erſtere/ wie dann auch Heut
zu Tag die Thaͤler auch von denen Alpvoͤlkeren gebraucht werden zur Be-
wohnung/ weilen ſie waͤrmer/ vor den rauhen Winden beſchirmter/ auch
in anſehung des commercii, oder Umgangs mit anderen Menſchen komm-
licher/ und zum Garten- und Feldbau bequemer erfunden/ und die Gebirge
allein Sommerszeit von dem Viehe abgenuzt werden/ welches ſich mit den
Hirten gegen dem Winter in die Thaͤler herab laſſet. Hingegen machte
auch ein zimlich Gewicht die letſtere Meynung/ nach welcher vermuhtet
worden/ daß anfaͤnglich von den Menſchen muͤſſen inngehaben worden ſeyn
die Bergſpitzen/ von welchen ſie ſich allgemach in die Tieffe nidergelaſ-
ſen. ꝛc.

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[(24)[24]/0031] mehreres/ beſtaͤndiges/ und truͤbes Firenwaſſer der Linth zufuͤhret. Diſer Sandbach flieſſet urſpruͤnglich her auß der Sand Alp/ und daſelbſt be- findtlichen Gletſcheren/ hernach unter der Bantenbruck hindurch/ und vereiniget ſich darauf mit dem Limmerenbach/ bey deren Zuſamenkunft die Linth entſtehet. Von diſer Sand-Alp erzellen die Aelpler/ wie zu gewiſſen Zeiten alldort in der Luft gehoͤrt werde eine liebliche Muſic. Zwiſchen der Sand-Alp/ und Alten Ohren erhebet ſich Der Gemſchi Stock. Weiters iſt zu bemerken Der Kammer-Stock/ ein ſehr hohes Gebirg/ welches beruͤhmt wegen zweyer Sultzen/ oder Sultzlaͤckinen/ einer trokenen/ an ſandichten Felſen/ und einer naſ- ſen/ zu welchen die Gemsthiere auch von fehrne hergelocket werden. Von diſen Sultzen aber iſt das noͤhtige gemeldet worden oben Tom. I. pag. 39. Es gibet auf diſerem Berg gar vil Gemſe/ und aber keine/ die Gemſe- Ballen/ oder Kuglen bey ſich haben/ da hingegen die Gemſe in der be- nachbarten Alp Limmeren gemeinlich Gemskuglen tragen. Von diſer Begebenheit habe auch oben ein Urtheil gefaͤllet Tom. I. pag. 167. Auf allen/ inſonderheit aber/ denen ſonſt beſchwerlichen Berg-Reiſen machet man die Zeit annemlich/ und kurz mit nutzlichen/ und anmuhtigen Diſcurſen. Alſo auch hier in waͤhrendem Steigen iſt unter uns Geiſtlichen/ und Weltlichen Reißgefehrten entſtanden eine Frag Von der erſten Bewohnung diſer Landen/ ob die erſten Einwohnere derſelben in den Tieffen Gruͤnden/ und Thaͤleren/ oder auf den Hoͤhenen der Bergen moͤchten gewohnet haben. Der Wahr- heit/ und kommlichkeit kame gemaͤſſer vor das erſtere/ wie dann auch Heut zu Tag die Thaͤler auch von denen Alpvoͤlkeren gebraucht werden zur Be- wohnung/ weilen ſie waͤrmer/ vor den rauhen Winden beſchirmter/ auch in anſehung des commercii, oder Umgangs mit anderen Menſchen komm- licher/ und zum Garten- und Feldbau bequemer erfunden/ und die Gebirge allein Sommerszeit von dem Viehe abgenuzt werden/ welches ſich mit den Hirten gegen dem Winter in die Thaͤler herab laſſet. Hingegen machte auch ein zimlich Gewicht die letſtere Meynung/ nach welcher vermuhtet worden/ daß anfaͤnglich von den Menſchen muͤſſen inngehaben worden ſeyn die Bergſpitzen/ von welchen ſie ſich allgemach in die Tieffe nidergelaſ- ſen. ꝛc.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (24)[24]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/31>, abgerufen am 23.11.2024.