Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite
N. 5.)



Schweizerische
Berg-Reisen.


ALLhier/ auf Guppen/ da wir uns nider gelassen/ ist ein Ohrt/ da
Der Schnee zu Winterszeit nicht bleibt/

Zu einem gewissen Anzeig einer unterirrdischen Wärme/ welche/ wo sie
begleitet ist mit einer holen gestaltsame der Bergen/ und Schwefelichten
Mineralien, welche/ wie wir vernemmen werden/ in dem Grossen Thal des
Glarnerlands nicht manglen/ gar leichten Anlas geben können zu erweckung
der Erdbidmen/ denen dises Thal sehr unterworffen/ wie zu sehen Tom. I.
pag 117. &c.

Uber disere Höhe des Guppen hatten wir eine weit grössere/ und stotzig-
felsichte Höhe des Glarnisch selbs/ welche wir ohngefehrd erachtet 3. bis
4000. Schuhe/ aber heut noch zu besteigen nicht Lust hatten/ sondern uns
auf die Rukreise rüsteten/ bey welcher wir noch eint und andere Mineralien
werden antreffen.

Ohnweit von unserem Ruheplatz fanden wir verschiedene

Uberbleibselen der Sündflut/

als zum Exempel/

Einen Pectunculitam, oder Seemuschelstein in rohtem Gestein.

Ein stuck eines Ostrei, Steinernen Auster in grauem Felsen/ welcher
weil er auß lauter kleinen Hirsförmigen Kügelein zusamen gesetzet ist/ wol
verdienet den Titulum Phacolithi, oder Hammitae, Erbsen- oder Rogen-
steins.

Ein Cornu Ammonis, oder Scherhorn in blauem Gestein.

Seltener aber sein die jenigen Gebildeten Steine/ welche ein Liebhaber
der Gemß Jagd auß dem Flecken Glarus an eben disem Berg/ da wir jezt
stehen/ aber weit höher/ angetroffen/ und mitgetheilet hat. Sie sein bey
erstem Ansehen gleich einem Scherhorn/ wann man sie aber genau betrach-
tet/ so sihet man bald/ daß es eine andere Art. Die/ welche beyhanden hab/
sein ungefehr eines Zolles breit/ und einen oder zwey Zoll lang/ es sein aber
nur abgebrochene Stücker einer längeren Figur. Jhre Streimen sein tieff/
und Bogenweise überzwerch gezogen/ und gehen an den Seiten in einen
Grat/ gleich bey einichen Scherhörneren/ zusamen. Ein jeder erhabene

Streime
N. 5.)



Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


ALLhier/ auf Guppen/ da wir uns nider gelaſſen/ iſt ein Ohrt/ da
Der Schnee zu Winterszeit nicht bleibt/

Zu einem gewiſſen Anzeig einer unterirꝛdiſchen Waͤrme/ welche/ wo ſie
begleitet iſt mit einer holen geſtaltſame der Bergen/ und Schwefelichten
Mineralien, welche/ wie wir vernemmen werden/ in dem Groſſen Thal des
Glarnerlands nicht manglen/ gar leichten Anlas geben koͤnnen zu erweckung
der Erdbidmen/ denen diſes Thal ſehr unterworffen/ wie zu ſehen Tom. I.
pag 117. &c.

Uber diſere Hoͤhe des Guppen hatten wir eine weit groͤſſere/ und ſtotzig-
felſichte Hoͤhe des Glarniſch ſelbs/ welche wir ohngefehrd erachtet 3. bis
4000. Schuhe/ aber heut noch zu beſteigen nicht Luſt hatten/ ſondern uns
auf die Rukreiſe ruͤſteten/ bey welcher wir noch eint und andere Mineralien
werden antreffen.

Ohnweit von unſerem Ruheplatz fanden wir verſchiedene

Uberbleibſelen der Sündflut/

als zum Exempel/

Einen Pectunculitam, oder Seemuſchelſtein in rohtem Geſtein.

Ein ſtuck eines Oſtrei, Steinernen Auſter in grauem Felſen/ welcher
weil er auß lauter kleinen Hirsfoͤrmigen Kügelein zuſamen geſetzet iſt/ wol
verdienet den Titulum Phacolithi, oder Hammitæ, Erbſen- oder Rogen-
ſteins.

Ein Cornu Ammonis, oder Scherhorn in blauem Geſtein.

Seltener aber ſein die jenigen Gebildeten Steine/ welche ein Liebhaber
der Gemß Jagd auß dem Flecken Glarus an eben diſem Berg/ da wir jezt
ſtehen/ aber weit hoͤher/ angetroffen/ und mitgetheilet hat. Sie ſein bey
erſtem Anſehen gleich einem Scherhorn/ wann man ſie aber genau betrach-
tet/ ſo ſihet man bald/ daß es eine andere Art. Die/ welche beyhanden hab/
ſein ungefehr eines Zolles breit/ und einen oder zwey Zoll lang/ es ſein aber
nur abgebrochene Stücker einer laͤngeren Figur. Jhre Streimen ſein tieff/
und Bogenweiſe uͤberzwerch gezogen/ und gehen an den Seiten in einen
Grat/ gleich bey einichen Scherhoͤrneren/ zuſamen. Ein jeder erhabene

Streime
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0024" n="(17)[17]"/>
      <fw place="top" type="header">N. 5.)</fw>
      <div n="1">
        <dateline> <hi rendition="#et">(Den 2. <hi rendition="#aq">Febr.</hi> 1707.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Schweizeri&#x017F;che</hi><lb/>
Berg-Rei&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>LLhier/ auf <hi rendition="#fr">Guppen/</hi> da wir uns nider gela&#x017F;&#x017F;en/ i&#x017F;t ein Ohrt/ da<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Schnee zu Winterszeit nicht bleibt/</hi></hi></p><lb/>
        <p>Zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en Anzeig einer unterir&#xA75B;di&#x017F;chen Wa&#x0364;rme/ welche/ wo &#x017F;ie<lb/>
begleitet i&#x017F;t mit einer holen ge&#x017F;talt&#x017F;ame der Bergen/ und Schwefelichten<lb/><hi rendition="#aq">Mineralien,</hi> welche/ wie wir vernemmen werden/ in dem Gro&#x017F;&#x017F;en Thal des<lb/>
Glarnerlands nicht manglen/ gar leichten Anlas geben ko&#x0364;nnen zu erweckung<lb/>
der Erdbidmen/ denen di&#x017F;es Thal &#x017F;ehr unterworffen/ wie zu &#x017F;ehen <hi rendition="#aq">Tom. I.<lb/>
pag 117. &amp;c.</hi></p><lb/>
        <p>Uber di&#x017F;ere Ho&#x0364;he des Guppen hatten wir eine weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere/ und &#x017F;totzig-<lb/>
fel&#x017F;ichte Ho&#x0364;he des Glarni&#x017F;ch &#x017F;elbs/ welche wir ohngefehrd erachtet 3. bis<lb/>
4000. Schuhe/ aber heut noch zu be&#x017F;teigen nicht Lu&#x017F;t hatten/ &#x017F;ondern uns<lb/>
auf die Rukrei&#x017F;e ru&#x0364;&#x017F;teten/ bey welcher wir noch eint und andere <hi rendition="#aq">Mineralien</hi><lb/>
werden antreffen.</p><lb/>
        <p>Ohnweit von un&#x017F;erem Ruheplatz fanden wir ver&#x017F;chiedene</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Uberbleib&#x017F;elen der Sündflut/</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">als zum Exempel/</hi> </p><lb/>
          <p>Einen <hi rendition="#aq">Pectunculitam,</hi> oder <hi rendition="#fr">Seemu&#x017F;chel&#x017F;tein</hi> in rohtem Ge&#x017F;tein.</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;tuck eines <hi rendition="#aq">O&#x017F;trei,</hi> <hi rendition="#fr">Steinernen Au&#x017F;ter</hi> in grauem Fel&#x017F;en/ welcher<lb/>
weil er auß lauter kleinen Hirsfo&#x0364;rmigen Kügelein zu&#x017F;amen ge&#x017F;etzet i&#x017F;t/ wol<lb/>
verdienet den <hi rendition="#aq">Titulum Phacolithi,</hi> oder <hi rendition="#aq">Hammitæ,</hi> <hi rendition="#fr">Erb&#x017F;en-</hi> oder <hi rendition="#fr">Rogen-<lb/>
&#x017F;teins.</hi></p><lb/>
          <p>Ein <hi rendition="#aq">Cornu Ammonis,</hi> oder <hi rendition="#fr">Scherhorn</hi> in blauem Ge&#x017F;tein.</p><lb/>
          <p>Seltener aber &#x017F;ein die jenigen Gebildeten Steine/ welche ein Liebhaber<lb/>
der Gemß Jagd auß dem Flecken Glarus an eben di&#x017F;em Berg/ da wir jezt<lb/>
&#x017F;tehen/ aber weit ho&#x0364;her/ angetroffen/ und mitgetheilet hat. Sie &#x017F;ein bey<lb/>
er&#x017F;tem An&#x017F;ehen gleich einem Scherhorn/ wann man &#x017F;ie aber genau betrach-<lb/>
tet/ &#x017F;o &#x017F;ihet man bald/ daß es eine andere Art. Die/ welche beyhanden hab/<lb/>
&#x017F;ein ungefehr eines Zolles breit/ und einen oder zwey Zoll lang/ es &#x017F;ein aber<lb/>
nur abgebrochene Stücker einer la&#x0364;ngeren Figur. Jhre Streimen &#x017F;ein tieff/<lb/>
und Bogenwei&#x017F;e u&#x0364;berzwerch gezogen/ und gehen an den Seiten in einen<lb/>
Grat/ gleich bey einichen Scherho&#x0364;rneren/ zu&#x017F;amen. Ein jeder erhabene<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Streime</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[(17)[17]/0024] N. 5.) (Den 2. Febr. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. ALLhier/ auf Guppen/ da wir uns nider gelaſſen/ iſt ein Ohrt/ da Der Schnee zu Winterszeit nicht bleibt/ Zu einem gewiſſen Anzeig einer unterirꝛdiſchen Waͤrme/ welche/ wo ſie begleitet iſt mit einer holen geſtaltſame der Bergen/ und Schwefelichten Mineralien, welche/ wie wir vernemmen werden/ in dem Groſſen Thal des Glarnerlands nicht manglen/ gar leichten Anlas geben koͤnnen zu erweckung der Erdbidmen/ denen diſes Thal ſehr unterworffen/ wie zu ſehen Tom. I. pag 117. &c. Uber diſere Hoͤhe des Guppen hatten wir eine weit groͤſſere/ und ſtotzig- felſichte Hoͤhe des Glarniſch ſelbs/ welche wir ohngefehrd erachtet 3. bis 4000. Schuhe/ aber heut noch zu beſteigen nicht Luſt hatten/ ſondern uns auf die Rukreiſe ruͤſteten/ bey welcher wir noch eint und andere Mineralien werden antreffen. Ohnweit von unſerem Ruheplatz fanden wir verſchiedene Uberbleibſelen der Sündflut/ als zum Exempel/ Einen Pectunculitam, oder Seemuſchelſtein in rohtem Geſtein. Ein ſtuck eines Oſtrei, Steinernen Auſter in grauem Felſen/ welcher weil er auß lauter kleinen Hirsfoͤrmigen Kügelein zuſamen geſetzet iſt/ wol verdienet den Titulum Phacolithi, oder Hammitæ, Erbſen- oder Rogen- ſteins. Ein Cornu Ammonis, oder Scherhorn in blauem Geſtein. Seltener aber ſein die jenigen Gebildeten Steine/ welche ein Liebhaber der Gemß Jagd auß dem Flecken Glarus an eben diſem Berg/ da wir jezt ſtehen/ aber weit hoͤher/ angetroffen/ und mitgetheilet hat. Sie ſein bey erſtem Anſehen gleich einem Scherhorn/ wann man ſie aber genau betrach- tet/ ſo ſihet man bald/ daß es eine andere Art. Die/ welche beyhanden hab/ ſein ungefehr eines Zolles breit/ und einen oder zwey Zoll lang/ es ſein aber nur abgebrochene Stücker einer laͤngeren Figur. Jhre Streimen ſein tieff/ und Bogenweiſe uͤberzwerch gezogen/ und gehen an den Seiten in einen Grat/ gleich bey einichen Scherhoͤrneren/ zuſamen. Ein jeder erhabene Streime

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/24
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (17)[17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/24>, abgerufen am 13.11.2024.