Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.N. 47.) (Den 23. Nov. 1707. Schweizerische Berg-Reisen. ES beruffen sich zwahr die Herren Theologi, wann sie mit Physicali- Es gibt/ wie wol wenig/ welche der Bergen Ursprung nicht an eine ge- Helve-
N. 47.) (Den 23. Nov. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. ES beruffen ſich zwahr die Herꝛen Theologi, wann ſie mit Phyſicali- Es gibt/ wie wol wenig/ welche der Bergen Urſprung nicht an eine ge- Helve-
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N. 47.)
(Den 23. Nov. 1707.
Schweizeriſche
Berg-Reiſen.
ES beruffen ſich zwahr die Herꝛen Theologi, wann ſie mit Phyſicali-
ſchen Gruͤnden nicht weiter kommen/ oder zu ihrem Zwek gelangen
koͤnnen/ auf die wunderwirkende Allmacht Gottes/ dero nicht zuvil ſeye
geweſen/ mit einem einigen Wink die Berge auch von entfehrnteſten Meeren
zubringen/ und uͤber einander zuſezen: Sie geben aber darmit zuerkennen ih-
re Unwiſſenheit in der Naturwiſſenſchaft/ und ſezen alſo hindan die von Gott
ſelbs eingeſezte/ ſtaffelweiſe abſteigende/ Ordnung der natuͤrlichen Mittelur-
ſachen. Anderer/ und anderer/ Gruͤnden/ welche Hr. Burnet gegen bißher ge-
meine Meinung ein führet/ zugeſchweigen. Wie wir uns auch nicht diß Orts
aufhalten wollen mit weitlaͤuffiger Unterſuchung der Burnetianiſchen
Gruͤnden/ ob/ und wie weit ſelbe den Stich halten? ſondern fortſchrei-
ten zu anderen Meinungen anderer gelehrten Leuthen/ nachdem wir diſer er-
ſten Meinung halb/ welche die Berge von der Erſchaffung der Welt herleitet/
diſen Vorſpruch geben/ daß in der erſten Erde freylich auch Berge geweſen;
die Form aber unſerer heutigen Erden-Bergen erſt entſtanden ſeye in dem
Suͤndfluß/ worvon hernach mit mehrerem.
Es gibt/ wie wol wenig/ welche der Bergen Urſprung nicht an eine ge-
wuͤſſe Zeit/ weder an die Zeit der Erſchaffung/ noch der Suͤndfluth/ binden/
ſondern vorgeben/ die Berge ſeyen bald in diſem/ bald in einem anderen Jahr-
hundert entſtanden/ und aufgeworffen worden durch den Gewalt der Erd-
bidmen/ und anderer auf der Erden geſchehenen Zerꝛeiſſungen/ alſo daß von
denen erſchuͤtteten Erdentheilen hier und da gewaltige Stuͤker in die tieffen
Hoͤlen gefallen/ andere aber aufrecht ſtehen gebliben/ und die Berge geſtaltet
hetten. Diſere Grundlehr wird/ als oben bereits angedeutet/ von wenigen an-
genommen/ und mag nicht einmal beſtehen bey kleinen von der Feuerſpeyen-
den Bergengewalt vermeint aufgeworffenen Berglein/ oder Huͤglen/ als da
iſt der ſogenandte Aſchenberg/ Monte di Cenere, in dem Lacu Lucrino, bey
Pozzuolo im Neapolitaniſchen/ welcher eigentlich von aufgehauftem Sand/
Stein/ und Aſchen/ die der Berg Veſuvius A. 1538. außgeworffen/ beſtehet;
nimmermehr aber kan diſere Meinung ſtatt finden bey unſeren Helvetiſchen
Alpgebirgen/ welche an Groͤſſe ſo wol/ als Anzahl/ anderen vorgehen/ und von
denen Vulcanis, oder Feuerbergen/ entfehrnet ſeyn. So fehr iſts/ daß unſere
Helve-
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