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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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Tavetsch 2040. Schuhe; als S. Maria 1160. Welche wol können weg-
gehoben werden/ wann wir in Vergleichung sezen wollen den Ursprung des
Mittleren Rheins/ und Thesins/ auf dem Lukmannier/ so daß wir bereits in
gleicher Höhe sezen können die Quellen des Lukmannischen Tesins/
Mittleren Rheins/
der Reüß und Rhodans/ die beyde allhier auf der
Furca entspringen. Die Gotthardische Reüß/ und daselbst ligende Quellen
des Tesins ligen nach diser unserer Rechnung tieffer als die Furca 680. Schu-
he/ welche auch gar leicht können abgeschnitten/ oder besser zu sagen/ hinzu ge-
tahn werden/ wann wir vor die wahren Quellen besagter Flüssen nicht so vast
anschen wollen die auf Gotthardischer Ebne ligenden See/ als aber die von
höheren Bergen/ Orlino, Orsirola &c. abfliessende Bäche. Wann wir aber
wolten besagte See auf dem Gotthard halten vor die wahren Ursprünge der
Flüssen/ so ist zu wissen/ daß auch die Gletscher/ so der Rhosne ihre Wasser
mittheilen/ und die Bäche der Furckischen Reüß/ in die 600. oder 700. Schu-
he tieffer ligen/ als der Ohrt/ da wir uns nidergesezet. Und hierauß klärlich
zu sehen/ daß der Gotthard/ Lukmannier/ Furca und andere ihres
gleichen Lepontische/ Rhaetische/ und Wallisser Gebirge/ als die höchste Erd-
Spize von ganz Europa/ fast in gleicher Höhe/ oder in eodem horizonte, li-
gen.

Nach obgesezter Rechnung stehen wir allhier über Airol 2600. Stäg
3880. Altorff 4000. Wann wir dise oberste Höhe von Europa ansehen
nach denen Grundsätzen der Königlich Französischen Gesellschafft/ so kom-
men in Pariser Zohlen/ und Linien 21. 11/2. Denen entsprechen bey Mariot-
to
5975. Bey Cassino 8376. Schuhe über das Mittelländische Meer.

Diser Berg/ auf dem wir jezt stehen

Die Furcke/

Furca, Furcula, Bicornis ist der Anfang/ und oberstes Haubt der Wallisseren/
und Urneren/ und hat seinen Nahmen bekommen von seiner zweyspitzigen/
oder Gabelförmigen Figur; gibet den Paß den Urneren ins Wallisserland/
welcher aber zu Winters Zeit beschlossen. Er wird sonst auch genennet Coa-
tius, Juberus, Viberus,
von denen Lepontischen Viberis, oder Juberis, durch
welche man gemeinlich die Einwohnere des Urseren Thals verstehet/ daher
auch diser Berg Ursellus heisset.

Von jezgedachten Lepontischen Viberis schreibet Plinius in Ordnung
der Berg- oder Alp-Völkeren Lib. III. cap. 20: Lepontios, qui Viberi vo-
cantur, Fontem Rhodani accolere.
Es scheinet bey erster Ansicht/ wir wer-
den sie erst begrüssen/ wann wir die Furcke ab in das Obere Walliß gestiegen/
dann der Rhosne Ursprung in Walliß. Tschudius aber/ und mit ihm an-
dere unserer Scribenten/ seyn in der Meynung/ Lepontii Viberi seyn die Ur-

seler

Tavetſch 2040. Schuhe; als S. Maria 1160. Welche wol koͤnnen weg-
gehoben werden/ wann wir in Vergleichung ſezen wollen den Urſprung des
Mittleren Rheins/ und Theſins/ auf dem Lukmannier/ ſo daß wir bereits in
gleicher Hoͤhe ſezen koͤnnen die Quellen des Lukmanniſchen Teſins/
Mittleren Rheins/
der Reüß und Rhodans/ die beyde allhier auf der
Furca entſpringen. Die Gotthardiſche Reüß/ und daſelbſt ligende Quellen
des Teſins ligẽ nach diſer unſerer Rechnung tieffer als die Furca 680. Schu-
he/ welche auch gar leicht koͤnnen abgeſchnitten/ oder beſſer zu ſagen/ hinzu ge-
tahn werden/ wann wir vor die wahren Quellen beſagter Fluͤſſen nicht ſo vaſt
anſchen wollen die auf Gotthardiſcher Ebne ligenden See/ als aber die von
hoͤheren Bergen/ Orlino, Orſirola &c. abflieſſende Baͤche. Wann wir aber
wolten beſagte See auf dem Gotthard halten vor die wahren Urſpruͤnge der
Fluͤſſen/ ſo iſt zu wiſſen/ daß auch die Gletſcher/ ſo der Rhoſne ihre Waſſer
mittheilen/ und die Baͤche der Furckiſchen Reüß/ in die 600. oder 700. Schu-
he tieffer ligen/ als der Ohrt/ da wir uns nidergeſezet. Und hierauß klaͤrlich
zu ſehen/ daß der Gotthard/ Lukmannier/ Furca und andere ihres
gleichen Lepontiſche/ Rhætiſche/ und Walliſſer Gebirge/ als die hoͤchſte Erd-
Spize von ganz Europa/ faſt in gleicher Hoͤhe/ oder in eodem horizonte, li-
gen.

Nach obgeſezter Rechnung ſtehen wir allhier uͤber Airol 2600. Staͤg
3880. Altorff 4000. Wann wir diſe oberſte Hoͤhe von Europa anſehen
nach denen Grundſaͤtzen der Koͤniglich Franzoͤſiſchen Geſellſchafft/ ſo kom-
men in Pariſer Zohlen/ und Linien 21. 1½. Denen entſprechen bey Mariot-
to
5975. Bey Caſſino 8376. Schuhe uͤber das Mittellaͤndiſche Meer.

Diſer Berg/ auf dem wir jezt ſtehen

Die Furcke/

Furca, Furcula, Bicornis iſt der Anfang/ und oberſtes Haubt der Walliſſeren/
und Urneren/ und hat ſeinen Nahmen bekommen von ſeiner zweyſpitzigen/
oder Gabelfoͤrmigen Figur; gibet den Paß den Urneren ins Walliſſerland/
welcher aber zu Winters Zeit beſchloſſen. Er wird ſonſt auch genennet Coa-
tius, Juberus, Viberus,
von denen Lepontiſchen Viberis, oder Juberis, durch
welche man gemeinlich die Einwohnere des Urſeren Thals verſtehet/ daher
auch diſer Berg Urſellus heiſſet.

Von jezgedachten Lepontiſchen Viberis ſchreibet Plinius in Ordnung
der Berg- oder Alp-Voͤlkeren Lib. III. cap. 20: Lepontios, qui Viberi vo-
cantur, Fontem Rhodani accolere.
Es ſcheinet bey erſter Anſicht/ wir wer-
den ſie erſt begruͤſſen/ wann wir die Furcke ab in das Obere Walliß geſtiegen/
dann der Rhoſne Urſprung in Walliß. Tſchudius aber/ und mit ihm an-
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[99/0127] Tavetſch 2040. Schuhe; als S. Maria 1160. Welche wol koͤnnen weg- gehoben werden/ wann wir in Vergleichung ſezen wollen den Urſprung des Mittleren Rheins/ und Theſins/ auf dem Lukmannier/ ſo daß wir bereits in gleicher Hoͤhe ſezen koͤnnen die Quellen des Lukmanniſchen Teſins/ Mittleren Rheins/ der Reüß und Rhodans/ die beyde allhier auf der Furca entſpringen. Die Gotthardiſche Reüß/ und daſelbſt ligende Quellen des Teſins ligẽ nach diſer unſerer Rechnung tieffer als die Furca 680. Schu- he/ welche auch gar leicht koͤnnen abgeſchnitten/ oder beſſer zu ſagen/ hinzu ge- tahn werden/ wann wir vor die wahren Quellen beſagter Fluͤſſen nicht ſo vaſt anſchen wollen die auf Gotthardiſcher Ebne ligenden See/ als aber die von hoͤheren Bergen/ Orlino, Orſirola &c. abflieſſende Baͤche. Wann wir aber wolten beſagte See auf dem Gotthard halten vor die wahren Urſpruͤnge der Fluͤſſen/ ſo iſt zu wiſſen/ daß auch die Gletſcher/ ſo der Rhoſne ihre Waſſer mittheilen/ und die Baͤche der Furckiſchen Reüß/ in die 600. oder 700. Schu- he tieffer ligen/ als der Ohrt/ da wir uns nidergeſezet. Und hierauß klaͤrlich zu ſehen/ daß der Gotthard/ Lukmannier/ Furca und andere ihres gleichen Lepontiſche/ Rhætiſche/ und Walliſſer Gebirge/ als die hoͤchſte Erd- Spize von ganz Europa/ faſt in gleicher Hoͤhe/ oder in eodem horizonte, li- gen. Nach obgeſezter Rechnung ſtehen wir allhier uͤber Airol 2600. Staͤg 3880. Altorff 4000. Wann wir diſe oberſte Hoͤhe von Europa anſehen nach denen Grundſaͤtzen der Koͤniglich Franzoͤſiſchen Geſellſchafft/ ſo kom- men in Pariſer Zohlen/ und Linien 21. 1½. Denen entſprechen bey Mariot- to 5975. Bey Caſſino 8376. Schuhe uͤber das Mittellaͤndiſche Meer. Diſer Berg/ auf dem wir jezt ſtehen Die Furcke/ Furca, Furcula, Bicornis iſt der Anfang/ und oberſtes Haubt der Walliſſeren/ und Urneren/ und hat ſeinen Nahmen bekommen von ſeiner zweyſpitzigen/ oder Gabelfoͤrmigen Figur; gibet den Paß den Urneren ins Walliſſerland/ welcher aber zu Winters Zeit beſchloſſen. Er wird ſonſt auch genennet Coa- tius, Juberus, Viberus, von denen Lepontiſchen Viberis, oder Juberis, durch welche man gemeinlich die Einwohnere des Urſeren Thals verſtehet/ daher auch diſer Berg Urſellus heiſſet. Von jezgedachten Lepontiſchen Viberis ſchreibet Plinius in Ordnung der Berg- oder Alp-Voͤlkeren Lib. III. cap. 20: Lepontios, qui Viberi vo- cantur, Fontem Rhodani accolere. Es ſcheinet bey erſter Anſicht/ wir wer- den ſie erſt begruͤſſen/ wann wir die Furcke ab in das Obere Walliß geſtiegen/ dann der Rhoſne Urſprung in Walliß. Tſchudius aber/ und mit ihm an- dere unſerer Scribenten/ ſeyn in der Meynung/ Lepontii Viberi ſeyn die Ur- ſeler

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/127>, abgerufen am 21.12.2024.