tis/Disertina, Desertina,Disetis/ Diserntis/Desertum ubi cella est, Benedictiner Ordens/ allwo sich der vordere Rhein mit dem Mittleren vereiniget. Der Weg durch das ganze zwischen hohen Bergen eingeschlosse- ne Thal ab/ ist zimlich eben/ und lustig. Unser dißmalige Marsch aber gien- ge weiters nicht/ als bis auf Curalia/ dann wir da über eine hohe von Steinen gewölbte Bruk über den Rhein giengen/ und den Berg auf über das Dorf Bucinengo kamen nacher Tavetsch/ welches in Latein heisset Ae- tuatius vicus, Aetuatium, und aber annoch den alten Nahmen der AEtuatieren behaltet. Es sein disere Völker Aetuati, Antuates, oder Nantuates, so bey dem Ursprung des Rheins ligen/ wol zu unterscheiden von denen Nantuatis, welche Caesar im Anfang seines Com. III. sezet unter denen Sedunis und Ve- ragris, Ober- und Under-Wallisser; und heisset Tschudius jene Aetuatios anteriores, die vorderenAetuatier/ oder Tavetscher/ zum Unterscheid der hinderen/Aetuatiorum seu Nantuatiorum posteriorum, welche von dem Ur- sprung des hinderen Rheins sich erstreken bis zum Einfluß des vorderen/ hie- mit durch den Rheinwald/ Schamser Thal/ und Domleschg bis gen Rei- chenau.
Von Tavetsch sezten wir unsere Reise weiters fort bis S. Anna/ allwo wir das Nachtlager nahmen. Die Höhe des Queksilbers funden wir hier 23. Zoll/ 71/2. Lin. Paris. worauß wir abnahmen/ daß wir niderer wären als S. Maria/ von dannen wir heut frühe verreiset 880. Züricher Schuhe/ als Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. Jn der graduation Tafel der Königlichen Gesellschaft entsprechen nach Mariotte 3360. nach Cassino 5982. Paris. Schuhe über das Meer.
Ehe wir von hier verreisen/ müssen wir gedenken
Der Resoane/ oder Kornleiter
welche vor unserem Losament aufgericht stehet/ in Pündten/ Walliß/ und benachbarten mehreren Thäleren gemein/ bey uns aber unbekandt. Der ge- ehrte Leser wird dise Machine abgezeichnet finden in der ersten Tafel von Crystallen/ Lit. A. Sie dienet disen Bergvölkeren an statt der Scheuren/ stehet unter freyem Himmel/ und dienet darzu/ daß an den Zwerchstangen aufgehenkt werden die Korngarben/ welche oben bedekt werden mit Schaub/ oder anderem Stroh/ bis zu der Zeit/ da man das Korn wil außdreschen/ und dannzumal die Garben nacheinander ablöset/ und unter dem freyen Him- mel nebst diser Kornleiter die Drescharbeit vornimmet.
Den 2. Augstm. sind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach fortgereiset durch die Dörffer S. Giacomo, Juf, Chiamut, welche alle der Ge- meind Tavetsch einverleibet sein/ und bestiegen allgemach die Gebirg/ welche das Urseren Thal von Pündten abscheiden etc.
tis/Diſertina, Deſertina,Diſetis/ Diſerntis/Deſertum ubi cella eſt, Benedictiner Ordens/ allwo ſich der vordere Rhein mit dem Mittleren vereiniget. Der Weg durch das ganze zwiſchen hohen Bergen eingeſchloſſe- ne Thal ab/ iſt zimlich eben/ und luſtig. Unſer dißmalige Marſch aber gien- ge weiters nicht/ als bis auf Curalia/ dann wir da uͤber eine hohe von Steinen gewoͤlbte Bruk uͤber den Rhein giengen/ und den Berg auf uͤber das Dorf Bucinengo kamen nacher Tavetſch/ welches in Latein heiſſet Ae- tuatius vicus, Aetuatium, und aber annoch den alten Nahmen der Ætuatieren behaltet. Es ſein diſere Voͤlker Aetuati, Antuates, oder Nantuates, ſo bey dem Urſprung des Rheins ligen/ wol zu unterſcheiden von denen Nantuatis, welche Cæſar im Anfang ſeines Com. III. ſezet unter denen Sedunis und Ve- ragris, Ober- und Under-Walliſſer; und heiſſet Tſchudius jene Aetuatios anteriores, die vorderenAetuatier/ oder Tavetſcher/ zum Unterſcheid der hinderen/Aetuatiorum ſeu Nantuatiorum poſteriorum, welche von dem Ur- ſprung des hinderen Rheins ſich erſtreken bis zum Einfluß des vorderen/ hie- mit durch den Rheinwald/ Schamſer Thal/ und Domleſchg bis gen Rei- chenau.
Von Tavetſch ſezten wir unſere Reiſe weiters fort bis S. Anna/ allwo wir das Nachtlager nahmen. Die Hoͤhe des Quekſilbers funden wir hier 23. Zoll/ 7½. Lin. Paris. worauß wir abnahmen/ daß wir niderer waͤren als S. Maria/ von dannen wir heut fruͤhe verꝛeiſet 880. Zuͤricher Schuhe/ als Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. Jn der graduation Tafel der Koͤniglichen Geſellſchaft entſprechen nach Mariotte 3360. nach Caſſino 5982. Pariſ. Schuhe uͤber das Meer.
Ehe wir von hier verꝛeiſen/ muͤſſen wir gedenken
Der Reſoane/ oder Kornleiter
welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet/ in Puͤndten/ Walliß/ und benachbarten mehreren Thaͤleren gemein/ bey uns aber unbekandt. Der ge- ehrte Leſer wird diſe Machine abgezeichnet finden in der erſten Tafel von Cryſtallen/ Lit. A. Sie dienet diſen Bergvoͤlkeren an ſtatt der Scheuren/ ſtehet unter freyem Himmel/ und dienet darzu/ daß an den Zwerchſtangen aufgehenkt werden die Korngarben/ welche oben bedekt werden mit Schaub/ oder anderem Stroh/ bis zu der Zeit/ da man das Korn wil außdreſchen/ und dannzumal die Garben nacheinander abloͤſet/ und unter dem freyen Him- mel nebſt diſer Kornleiter die Dreſcharbeit vornimmet.
Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach fortgereiſet durch die Doͤrffer S. Giacomo, Juf, Chiamut, welche alle der Ge- meind Tavetſch einverleibet ſein/ und beſtiegen allgemach die Gebirg/ welche das Urſeren Thal von Pündten abſcheiden ꝛc.
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[88/0111]
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ne Thal ab/ iſt zimlich eben/ und luſtig. Unſer dißmalige Marſch aber gien-
ge weiters nicht/ als bis auf Curalia/ dann wir da uͤber eine hohe von
Steinen gewoͤlbte Bruk uͤber den Rhein giengen/ und den Berg auf uͤber
das Dorf Bucinengo kamen nacher Tavetſch/ welches in Latein heiſſet Ae-
tuatius vicus, Aetuatium, und aber annoch den alten Nahmen der Ætuatieren
behaltet. Es ſein diſere Voͤlker Aetuati, Antuates, oder Nantuates, ſo bey
dem Urſprung des Rheins ligen/ wol zu unterſcheiden von denen Nantuatis,
welche Cæſar im Anfang ſeines Com. III. ſezet unter denen Sedunis und Ve-
ragris, Ober- und Under-Walliſſer; und heiſſet Tſchudius jene Aetuatios
anteriores, die vorderen Aetuatier/ oder Tavetſcher/ zum Unterſcheid der
hinderen/ Aetuatiorum ſeu Nantuatiorum poſteriorum, welche von dem Ur-
ſprung des hinderen Rheins ſich erſtreken bis zum Einfluß des vorderen/ hie-
mit durch den Rheinwald/ Schamſer Thal/ und Domleſchg bis gen Rei-
chenau.
Von Tavetſch ſezten wir unſere Reiſe weiters fort bis S. Anna/ allwo
wir das Nachtlager nahmen. Die Hoͤhe des Quekſilbers funden wir hier
23. Zoll/ 7½. Lin. Paris. worauß wir abnahmen/ daß wir niderer waͤren als
S. Maria/ von dannen wir heut fruͤhe verꝛeiſet 880. Zuͤricher Schuhe/ als
Foggio 1200. Gothard 1360. Altorff 1963. Jn der graduation Tafel der
Koͤniglichen Geſellſchaft entſprechen nach Mariotte 3360. nach Caſſino
5982. Pariſ. Schuhe uͤber das Meer.
Ehe wir von hier verꝛeiſen/ muͤſſen wir gedenken
Der Reſoane/ oder Kornleiter
welche vor unſerem Loſament aufgericht ſtehet/ in Puͤndten/ Walliß/ und
benachbarten mehreren Thaͤleren gemein/ bey uns aber unbekandt. Der ge-
ehrte Leſer wird diſe Machine abgezeichnet finden in der erſten Tafel von
Cryſtallen/ Lit. A. Sie dienet diſen Bergvoͤlkeren an ſtatt der Scheuren/
ſtehet unter freyem Himmel/ und dienet darzu/ daß an den Zwerchſtangen
aufgehenkt werden die Korngarben/ welche oben bedekt werden mit Schaub/
oder anderem Stroh/ bis zu der Zeit/ da man das Korn wil außdreſchen/ und
dannzumal die Garben nacheinander abloͤſet/ und unter dem freyen Him-
mel nebſt diſer Kornleiter die Dreſcharbeit vornimmet.
Den 2. Augſtm. ſind wir von S. Anna dem vorderen Rhein nach
fortgereiſet durch die Doͤrffer S. Giacomo, Juf, Chiamut, welche alle der Ge-
meind Tavetſch einverleibet ſein/ und beſtiegen allgemach die Gebirg/ welche
das Urſeren Thal von Pündten abſcheiden ꝛc.
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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/111>, abgerufen am 06.01.2025.
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