Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.vetscher Thal/ und Medelser Thal; von dem Liviner Thal ins beson- Auf diser Berghöhe Foggio, da wir jezt seyn/ liget einer seits vor un- Berg-See/ Der erste und grössere heisset Lago di Rottam, ist ohngefahr eine halbe Jezt sein wir zwaren noch bey denen alten Lepontischen Völkeren/ und
vetſcher Thal/ und Medelſer Thal; von dem Liviner Thal ins beſon- Auf diſer Berghoͤhe Foggio, da wir jezt ſeyn/ liget einer ſeits vor un- Berg-See/ Der erſte und groͤſſere heiſſet Lago di Rottam, iſt ohngefahr eine halbe Jezt ſein wir zwaren noch bey denen alten Lepontiſchen Voͤlkeren/ und
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vetſcher Thal/ und Medelſer Thal; von dem Liviner Thal ins beſon-
der werde zu ſeiner Zeit gel. G. dem Liebhaber der Schweizeriſchen Geo-
graphey vorſtellen eine beſondere Land-Chart.
Auf diſer Berghoͤhe Foggio, da wir jezt ſeyn/ liget einer ſeits vor un-
ſeren Augen das Livinerthal/ anderſeits/ gegen Pündten/ zwey namhafte/
zwiſchen hohen Bergwaͤnden eingeſchloſſene
Berg-See/
Der erſte und groͤſſere heiſſet Lago di Rottam, iſt ohngefahr eine halbe
Meil lang/ und oben an demſelben eine dem H Carolo geweihete Capell.
Der kleinere/ und obere/ Lago di Tom, welcher ſeine Waſſer jenem zuſtellet/
wie der dem Teſinfluß/ weßwegen in denen Gedanken ſtehe/ daß diſere
zwey See/ und darein flieſſende namhafte Baͤche/ ſo wol als die Gotthardi-
ſchen See/ muͤſſen gezellet werden unter die Haupt-Urquellen des Teſins.
Dann in diſen See flieſſet durch das Thal Piora ein groſſer/ wilder ſchau-
michter Bach/ dem wir jezt nachgehen bis in das hohe Thal S. Maria/ da
mit Luſt zu ſehen/ wie einer ſeits die erſten Baͤchlein des Teſins abflieſſen
gegen Abend/ und den ungeſtùmen Piorabach außmachen/ anderſeits aber
auch kleine Baͤchlein die urſpruͤngliche Quellen abgeben des Mittleren
Rheins/ welcher gegen Morgen abfließt durch das Medelſer Thal. Nach
dem wir diſen Baͤchlein nachgewanderet/ kamen wir endlich Abends ſpat
mit muͤden Glideren in das Hoſpitale di S. Maria, ſo bereits in Pündten
liget/ und zum Troſt dienet denen/ ſo auß dem Oberen Pundt reiſen in das
Palenſer Thal/ oder/ durch eben den Weg/ den wir heut gemachet/ in das
Livinerthal.
Jezt ſein wir zwaren noch bey denen alten Lepontiſchen Voͤlkeren/
welche aber heutiges Tags dem oberen oder grauen Bundt zugehoͤren;
ins beſonder aber/ ſage ich/ befinden wir uns auf dem Gebirg Luckma-
nier/ Mons Lucumonis, Luchmanier/ Luckhmanier/ S. Barna-
bas-Berg/ S. Barnabæ Mons, in Barbariſch Latein Locus Magnus ge-
nant/ der ein Theil Adulæ iſt. Die beſte Beſchreibung diſes/ wie auch an-
derer unſerer Gebirgen/ gibet der oftbelobte Tſchudius in Helvet. Antiqua
MSC. aus welchem das noͤhtige hieher zuſezen thunlich erachte. Er iſt in
der Meinung/ diſes Gebirg habe ſeinen Nahmen von Lucumone, welcher mit
ſeinem Fuͤhrer Rhæto, als ſie auß Tuſcia, jezt Toſcana in Jtalien/ ſich fluͤch-
ten müſſen/ uͤber diſes Gebirg gewandlet. Es iſt aber diſer Lucumo wol zu
unterſcheiden von jenem frutigen/ und reichen Sohn Damarathi, von Co-
rinthen/ ſo auch Lucumo geheiſſen/ unter der Regierung Anci, nacher Rom
kommen/ und hernach den Nahmen L. Tarquinij Priſci angenommen; nach
der Zeugniß Livij Lib. I. cap. 34. Es iſt diſer Berg wandel bar Sommers/
und
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