Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

Bild:
<< vorherige Seite
N. 41.)



Natur-Geschichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortsetzung
Von allerhand Erden des Schweizerlands/
und deren Fruchtbarkeit.

SO ist kaum ein Wind/ der nicht sich könne anmassen einer besonde-
ren Herrschaft über dises/ oder jenes Thal/ oder Land/ kaum ein
Frucht/ die sich nicht pflanzen lasse/ hier oder dort; kaum ein zur erhal-
tung des Menschlichen Lebens nöhtige Speise/ welche unsere Länder nicht in
genüge hervorbringen. Auf denen Bergen ist eine so Weid- und graßreiche
feißte Erde/ die an Güte ihres gleichen kaum irgendwo hat. Ein lebendiger
Zeug ist der so kostliche Viehgewerb/ welcher bald den grösten Theil des
Schweizerlands reichlich erhaltet. Und schiket sich ganz wol auf unsere Land/
und dessen Bewohnere/ was in dem Panegyrico Maximiani angerühmet
wird von den Brittannischen Jnßlen. Terra tanto frugum ubere, tanto
laeta numero Pascuorum, tot metallorum fluens rivis, tot vectigalibus
quaestuosa, tanto immensa circuitu. Atque hinc per illam frugum pecorum-
que redundantiam factum est, ut ex cibo, corio, vellere, velut exundantis
Terrae muneribus, populus in ocio, & plerumque oblivione Laboris di-
tescat.
Zur Fruchtbarkeit unsers Erdrichs tragt nicht wenig bey die unter
unserem Schweizerischen Wasserhafen mässig wirkende/ und sich in so vil
warmen/ und kalten Quellen/ Erdbidmen etc. ganz deutlich zeigende/ unter-
irrdische wärme/ wie dann bekant/ daß die jenige Länder sonderlich fruchtbar
seyn/ in deren Eingeweiden ein auch wütender Vulcanus seine Hofstatt hat/
als Sicilien/ so vor disem genennet worden das Proviant- oder Kornhauß
des Römischen Reichs/ Neapoli/ ganz Jtalien/ etc. Wir wollen aber ins be-
sonder sehen die Beschaffenheit des Erdrichs in jedem Theil der Eidgnössi-
schen Landen.

Wie
N. 41.)



Natur-Geſchichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortſetzung
Von allerhand Erden des Schweizerlands/
und deren Fruchtbarkeit.

SO iſt kaum ein Wind/ der nicht ſich koͤnne anmaſſen einer beſonde-
ren Herꝛſchaft uͤber diſes/ oder jenes Thal/ oder Land/ kaum ein
Frucht/ die ſich nicht pflanzen laſſe/ hier oder dort; kaum ein zur erhal-
tung des Menſchlichen Lebens noͤhtige Speiſe/ welche unſere Laͤnder nicht in
genuͤge hervorbringen. Auf denen Bergen iſt eine ſo Weid- und graßreiche
feißte Erde/ die an Guͤte ihres gleichen kaum irgendwo hat. Ein lebendiger
Zeug iſt der ſo koſtliche Viehgewerb/ welcher bald den groͤſten Theil des
Schweizerlands reichlich erhaltet. Und ſchiket ſich ganz wol auf unſere Land/
und deſſen Bewohnere/ was in dem Panegyrico Maximiani angeruͤhmet
wird von den Brittanniſchen Jnßlen. Terra tanto frugum ubere, tanto
læta numero Paſcuorum, tot metallorum fluens rivis, tot vectigalibus
quæſtuoſa, tanto immenſa circuitu. Atque hinc per illam frugum pecorum-
q́ue redundantiam factum eſt, ut ex cibo, corio, vellere, velut exundantis
Terræ muneribus, populus in ocio, & plerumque oblivione Laboris di-
teſcat.
Zur Fruchtbarkeit unſers Erdrichs tragt nicht wenig bey die unter
unſerem Schweizeriſchen Waſſerhafen maͤſſig wirkende/ und ſich in ſo vil
warmen/ und kalten Quellen/ Erdbidmen ꝛc. ganz deutlich zeigende/ unter-
irꝛdiſche waͤrme/ wie dann bekant/ daß die jenige Laͤnder ſonderlich fruchtbar
ſeyn/ in deren Eingeweiden ein auch wuͤtender Vulcanus ſeine Hofſtatt hat/
als Sicilien/ ſo vor diſem genennet worden das Proviant- oder Kornhauß
des Roͤmiſchen Reichs/ Neapoli/ ganz Jtalien/ ꝛc. Wir wollen aber ins be-
ſonder ſehen die Beſchaffenheit des Erdrichs in jedem Theil der Eidgnoͤſſi-
ſchen Landen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0174" n="161"/>
      <fw place="top" type="header">N. 41.)</fw>
      <div n="1">
        <dateline> <hi rendition="#et">(Den 13. <hi rendition="#aq">Octob.</hi> 1706.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head> <hi rendition="#fr">Natur-Ge&#x017F;chichten<lb/>
Des<lb/>
Schweizerlands.<lb/>
Zweyter Theil.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Fort&#x017F;etzung<lb/>
Von allerhand Erden des Schweizerlands/<lb/>
und deren Fruchtbarkeit.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>O i&#x017F;t kaum ein Wind/ der nicht &#x017F;ich ko&#x0364;nne anma&#x017F;&#x017F;en einer be&#x017F;onde-<lb/>
ren Her&#xA75B;&#x017F;chaft u&#x0364;ber di&#x017F;es/ oder jenes Thal/ oder Land/ kaum ein<lb/>
Frucht/ die &#x017F;ich nicht pflanzen la&#x017F;&#x017F;e/ hier oder dort; kaum ein zur erhal-<lb/>
tung des Men&#x017F;chlichen Lebens no&#x0364;htige Spei&#x017F;e/ welche un&#x017F;ere La&#x0364;nder nicht in<lb/>
genu&#x0364;ge hervorbringen. Auf denen Bergen i&#x017F;t eine &#x017F;o Weid- und graßreiche<lb/>
feißte Erde/ die an Gu&#x0364;te ihres gleichen kaum irgendwo hat. Ein lebendiger<lb/>
Zeug i&#x017F;t der &#x017F;o ko&#x017F;tliche Viehgewerb/ welcher bald den gro&#x0364;&#x017F;ten Theil des<lb/>
Schweizerlands reichlich erhaltet. Und &#x017F;chiket &#x017F;ich ganz wol auf un&#x017F;ere Land/<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en Bewohnere/ was in dem <hi rendition="#aq">Panegyrico Maximiani</hi> angeru&#x0364;hmet<lb/>
wird von den Brittanni&#x017F;chen Jnßlen. <hi rendition="#aq">Terra tanto frugum ubere, tanto<lb/>
læta numero Pa&#x017F;cuorum, tot metallorum fluens rivis, tot vectigalibus<lb/>
quæ&#x017F;tuo&#x017F;a, tanto immen&#x017F;a circuitu. Atque hinc per illam frugum pecorum-<lb/>
q&#x0301;ue redundantiam factum e&#x017F;t, ut ex cibo, corio, vellere, velut exundantis<lb/>
Terræ muneribus, populus in ocio, &amp; plerumque oblivione Laboris di-<lb/>
te&#x017F;cat.</hi> Zur Fruchtbarkeit un&#x017F;ers Erdrichs tragt nicht wenig bey die unter<lb/>
un&#x017F;erem Schweizeri&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;erhafen ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig wirkende/ und &#x017F;ich in &#x017F;o vil<lb/>
warmen/ und kalten Quellen/ Erdbidmen &#xA75B;c. ganz deutlich zeigende/ unter-<lb/>
ir&#xA75B;di&#x017F;che wa&#x0364;rme/ wie dann bekant/ daß die jenige La&#x0364;nder &#x017F;onderlich fruchtbar<lb/>
&#x017F;eyn/ in deren Eingeweiden ein auch wu&#x0364;tender <hi rendition="#aq">Vulcanus</hi> &#x017F;eine Hof&#x017F;tatt hat/<lb/>
als Sicilien/ &#x017F;o vor di&#x017F;em genennet worden das Proviant- oder Kornhauß<lb/>
des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reichs/ Neapoli/ ganz Jtalien/ &#xA75B;c. Wir wollen aber ins be-<lb/>
&#x017F;onder &#x017F;ehen die Be&#x017F;chaffenheit des Erdrichs in jedem Theil der Eidgno&#x0364;&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Landen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0174] N. 41.) (Den 13. Octob. 1706. Natur-Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortſetzung Von allerhand Erden des Schweizerlands/ und deren Fruchtbarkeit. SO iſt kaum ein Wind/ der nicht ſich koͤnne anmaſſen einer beſonde- ren Herꝛſchaft uͤber diſes/ oder jenes Thal/ oder Land/ kaum ein Frucht/ die ſich nicht pflanzen laſſe/ hier oder dort; kaum ein zur erhal- tung des Menſchlichen Lebens noͤhtige Speiſe/ welche unſere Laͤnder nicht in genuͤge hervorbringen. Auf denen Bergen iſt eine ſo Weid- und graßreiche feißte Erde/ die an Guͤte ihres gleichen kaum irgendwo hat. Ein lebendiger Zeug iſt der ſo koſtliche Viehgewerb/ welcher bald den groͤſten Theil des Schweizerlands reichlich erhaltet. Und ſchiket ſich ganz wol auf unſere Land/ und deſſen Bewohnere/ was in dem Panegyrico Maximiani angeruͤhmet wird von den Brittanniſchen Jnßlen. Terra tanto frugum ubere, tanto læta numero Paſcuorum, tot metallorum fluens rivis, tot vectigalibus quæſtuoſa, tanto immenſa circuitu. Atque hinc per illam frugum pecorum- q́ue redundantiam factum eſt, ut ex cibo, corio, vellere, velut exundantis Terræ muneribus, populus in ocio, & plerumque oblivione Laboris di- teſcat. Zur Fruchtbarkeit unſers Erdrichs tragt nicht wenig bey die unter unſerem Schweizeriſchen Waſſerhafen maͤſſig wirkende/ und ſich in ſo vil warmen/ und kalten Quellen/ Erdbidmen ꝛc. ganz deutlich zeigende/ unter- irꝛdiſche waͤrme/ wie dann bekant/ daß die jenige Laͤnder ſonderlich fruchtbar ſeyn/ in deren Eingeweiden ein auch wuͤtender Vulcanus ſeine Hofſtatt hat/ als Sicilien/ ſo vor diſem genennet worden das Proviant- oder Kornhauß des Roͤmiſchen Reichs/ Neapoli/ ganz Jtalien/ ꝛc. Wir wollen aber ins be- ſonder ſehen die Beſchaffenheit des Erdrichs in jedem Theil der Eidgnoͤſſi- ſchen Landen. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/174
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/174>, abgerufen am 23.11.2024.