Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

Bild:
<< vorherige Seite
N. 28.)



Natur-Geschichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortsetzung von denen
Steinkohlen des Schweizerlands.

VOn dem Züricher Torff habe ich etwas gemeldet Tom. I. Num. 2. p. 6.
allwo ich hette können beysetzen/ daß sich eine grosse vile Turff-Erde
befindet im Rütiwald; so auch im Wenthal/ welches villeicht
seinen Nammen herholet von dem alt Teutschen Wort Veenen, Venne,
Vene,
wie auch Lipsius Lib. I. Lovan. cap. 2. die Statt Löven in Braband
herleitet von Lo, so eine Höhe bedeutet/ und Ven/ und von gleichem Ur-
sprung herstammen Venlo, eine Statt in Geldren; die Grafschaft Zutphen,
Zutven,
welches so vil sol heissen/ als Zuytveen, und vil andere Oehrter in
Spanischen/ und Vereinigten Niderlanden/ deren mit Nammen gedenket
Schook de Turff. cap 3. So könte auch (nach gemachter curioser Anmer-
kung eines gelehrten Herren) unser Wenthal so vil heissen/ als Venthal/
Veenthal/
und Nider Weningen/ Veningen. An obgemeldtem Ohrt
habe eingeführt/ wie die Noht gelehrnet habe die Einwohnere der Magden-
burgischen Landen/ mit Stroh kochen/ und die Araber/ Egyptier/ und Africa-
ner mit gedörretem Kamelkoth/ denen noch hette beyfügen können die Ein-
wohnere des Thals Avers in Pündten/ welche sich an statt des Holzes
bedienen des gedörreten Schaffmists. Jch komme nun/ damit meinen
Landsleuhten so wol/ als Außländeren zeige/ wie unsere Lande reich seyen
auch an solchen Sachen/ die wir bis dahin nicht nöhtig gehabt haben/ zu
denen Steinkohlen/ welche in Latein und Griechisch genennet werden
Lithantraces, ton lithon anthrakes, Carbones fossiles, minerales, terrei, lapidei,
nigri, carbonarii, subterranei, bituminei, Sulphurei, picei, lapides fossiles
inflammabiles atri, Lapides Thracii, Terra Ampelitis, Bitumen Carbona-

rium:
N. 28.)



Natur-Geſchichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortſetzung von denen
Steinkohlen des Schweizerlands.

VOn dem Züricher Torff habe ich etwas gemeldet Tom. I. Num. 2. p. 6.
allwo ich hette koͤnnen beyſetzen/ daß ſich eine groſſe vile Turff-Erde
befindet im Rütiwald; ſo auch im Wenthal/ welches villeicht
ſeinen Nammen herholet von dem alt Teutſchen Wort Veenen, Venne,
Vene,
wie auch Lipſius Lib. I. Lovan. cap. 2. die Statt Loͤven in Braband
herleitet von Lo, ſo eine Hoͤhe bedeutet/ und Ven/ und von gleichem Ur-
ſprung herſtammen Venlo, eine Statt in Geldren; die Grafſchaft Zutphen,
Zutven,
welches ſo vil ſol heiſſen/ als Zuytveen, und vil andere Oehrter in
Spaniſchen/ und Vereinigten Niderlanden/ deren mit Nammen gedenket
Schook de Turff. cap 3. So koͤnte auch (nach gemachter curioſer Anmer-
kung eines gelehrten Herꝛen) unſer Wenthal ſo vil heiſſen/ als Venthal/
Veenthal/
und Nider Weningen/ Veningen. An obgemeldtem Ohrt
habe eingefuͤhrt/ wie die Noht gelehrnet habe die Einwohnere der Magden-
burgiſchen Landen/ mit Stroh kochen/ und die Araber/ Egyptier/ und Africa-
ner mit gedoͤrꝛetem Kamelkoth/ denen noch hette beyfuͤgen koͤnnen die Ein-
wohnere des Thals Avers in Pündten/ welche ſich an ſtatt des Holzes
bedienen des gedoͤrꝛeten Schaffmiſts. Jch komme nun/ damit meinen
Landsleuhten ſo wol/ als Außlaͤnderen zeige/ wie unſere Lande reich ſeyen
auch an ſolchen Sachen/ die wir bis dahin nicht noͤhtig gehabt haben/ zu
denen Steinkohlen/ welche in Latein und Griechiſch genennet werden
Lithantraces, τῶν λίθων ἅνθϱακες, Carbones foſſiles, minerales, terrei, lapidei,
nigri, carbonarii, ſubterranei, bituminei, Sulphurei, picei, lapides foſſiles
inflammabiles atri, Lapides Thracii, Terra Ampelitis, Bitumen Carbona-

rium:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0120" n="109"/>
      <fw place="top" type="header">N. 28.)</fw>
      <div n="1">
        <dateline> <hi rendition="#et">(Den 14. <hi rendition="#aq">Jul.</hi> 1706.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head> <hi rendition="#fr">Natur-Ge&#x017F;chichten<lb/>
Des<lb/>
Schweizerlands.<lb/>
Zweyter Theil.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fort&#x017F;etzung von denen<lb/>
Steinkohlen des Schweizerlands.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>On dem Züricher Torff habe ich etwas gemeldet <hi rendition="#aq">Tom. I. Num. 2. p.</hi> 6.<lb/>
allwo ich hette ko&#x0364;nnen bey&#x017F;etzen/ daß &#x017F;ich eine gro&#x017F;&#x017F;e vile Turff-Erde<lb/>
befindet im <hi rendition="#fr">Rütiwald;</hi> &#x017F;o auch im <hi rendition="#fr">Wenthal/</hi> welches villeicht<lb/>
&#x017F;einen Nammen herholet von dem alt Teut&#x017F;chen Wort <hi rendition="#aq">Veenen, Venne,<lb/>
Vene,</hi> wie auch <hi rendition="#aq">Lip&#x017F;ius Lib. I. Lovan. cap.</hi> 2. die Statt <hi rendition="#fr">Lo&#x0364;ven</hi> in Braband<lb/>
herleitet von <hi rendition="#aq">Lo,</hi> &#x017F;o eine Ho&#x0364;he bedeutet/ und <hi rendition="#fr">Ven/</hi> und von gleichem Ur-<lb/>
&#x017F;prung her&#x017F;tammen <hi rendition="#aq">Venlo,</hi> eine Statt in Geldren; die Graf&#x017F;chaft <hi rendition="#aq">Zutphen,<lb/>
Zutven,</hi> welches &#x017F;o vil &#x017F;ol hei&#x017F;&#x017F;en/ als <hi rendition="#aq">Zuytveen,</hi> und vil andere Oehrter in<lb/>
Spani&#x017F;chen/ und Vereinigten Niderlanden/ deren mit Nammen gedenket<lb/><hi rendition="#aq">Schook de Turff. cap</hi> 3. So ko&#x0364;nte auch (nach gemachter <hi rendition="#aq">curio</hi>&#x017F;er Anmer-<lb/>
kung eines gelehrten Her&#xA75B;en) un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Wenthal</hi> &#x017F;o vil hei&#x017F;&#x017F;en/ als <hi rendition="#fr">Venthal/<lb/>
Veenthal/</hi> und <hi rendition="#fr">Nider Weningen/</hi> <hi rendition="#aq">Veningen.</hi> An obgemeldtem Ohrt<lb/>
habe eingefu&#x0364;hrt/ wie die Noht gelehrnet habe die Einwohnere der Magden-<lb/>
burgi&#x017F;chen Landen/ mit Stroh kochen/ und die Araber/ Egyptier/ und Africa-<lb/>
ner mit gedo&#x0364;r&#xA75B;etem Kamelkoth/ denen noch hette beyfu&#x0364;gen ko&#x0364;nnen die Ein-<lb/>
wohnere des Thals <hi rendition="#aq">Avers</hi> in <hi rendition="#fr">Pündten/</hi> welche &#x017F;ich an &#x017F;tatt des Holzes<lb/>
bedienen des gedo&#x0364;r&#xA75B;eten Schaffmi&#x017F;ts. Jch komme nun/ damit meinen<lb/>
Landsleuhten &#x017F;o wol/ als Außla&#x0364;nderen zeige/ wie un&#x017F;ere Lande reich &#x017F;eyen<lb/>
auch an &#x017F;olchen Sachen/ die wir bis dahin nicht no&#x0364;htig gehabt haben/ zu<lb/>
denen <hi rendition="#fr">Steinkohlen/</hi> welche in Latein und Griechi&#x017F;ch genennet werden<lb/><hi rendition="#aq">Lithantraces,</hi> &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03BB;&#x03AF;&#x03B8;&#x03C9;&#x03BD; &#x1F05;&#x03BD;&#x03B8;&#x03F1;&#x03B1;&#x03BA;&#x03B5;&#x03C2;, <hi rendition="#aq">Carbones fo&#x017F;&#x017F;iles, minerales, terrei, lapidei,<lb/>
nigri, carbonarii, &#x017F;ubterranei, bituminei, Sulphurei, picei, lapides fo&#x017F;&#x017F;iles<lb/>
inflammabiles atri, Lapides Thracii, Terra Ampelitis, Bitumen Carbona-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">rium:</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0120] N. 28.) (Den 14. Jul. 1706. Natur-Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortſetzung von denen Steinkohlen des Schweizerlands. VOn dem Züricher Torff habe ich etwas gemeldet Tom. I. Num. 2. p. 6. allwo ich hette koͤnnen beyſetzen/ daß ſich eine groſſe vile Turff-Erde befindet im Rütiwald; ſo auch im Wenthal/ welches villeicht ſeinen Nammen herholet von dem alt Teutſchen Wort Veenen, Venne, Vene, wie auch Lipſius Lib. I. Lovan. cap. 2. die Statt Loͤven in Braband herleitet von Lo, ſo eine Hoͤhe bedeutet/ und Ven/ und von gleichem Ur- ſprung herſtammen Venlo, eine Statt in Geldren; die Grafſchaft Zutphen, Zutven, welches ſo vil ſol heiſſen/ als Zuytveen, und vil andere Oehrter in Spaniſchen/ und Vereinigten Niderlanden/ deren mit Nammen gedenket Schook de Turff. cap 3. So koͤnte auch (nach gemachter curioſer Anmer- kung eines gelehrten Herꝛen) unſer Wenthal ſo vil heiſſen/ als Venthal/ Veenthal/ und Nider Weningen/ Veningen. An obgemeldtem Ohrt habe eingefuͤhrt/ wie die Noht gelehrnet habe die Einwohnere der Magden- burgiſchen Landen/ mit Stroh kochen/ und die Araber/ Egyptier/ und Africa- ner mit gedoͤrꝛetem Kamelkoth/ denen noch hette beyfuͤgen koͤnnen die Ein- wohnere des Thals Avers in Pündten/ welche ſich an ſtatt des Holzes bedienen des gedoͤrꝛeten Schaffmiſts. Jch komme nun/ damit meinen Landsleuhten ſo wol/ als Außlaͤnderen zeige/ wie unſere Lande reich ſeyen auch an ſolchen Sachen/ die wir bis dahin nicht noͤhtig gehabt haben/ zu denen Steinkohlen/ welche in Latein und Griechiſch genennet werden Lithantraces, τῶν λίθων ἅνθϱακες, Carbones foſſiles, minerales, terrei, lapidei, nigri, carbonarii, ſubterranei, bituminei, Sulphurei, picei, lapides foſſiles inflammabiles atri, Lapides Thracii, Terra Ampelitis, Bitumen Carbona- rium:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/120
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/120>, abgerufen am 03.12.2024.