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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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tes alpinae, auf und an den Alpen wohnende Völker/ sondern vornehmlich/
weilen sie auß zähem hartem Bergholz gemachet worden/ wie es außleget
Josias Simlerus Comment. de Alpib. p. 126. b. oder villeicht von leich-
tem/ geschlachten Bergholz/ an deme die Soldaten nicht schwer zu tragen
gehabt.

Von denen Reisen über hohe Gebirge.

MEines thuns ist nicht/ nach zuforschen denen/ welche zuerst möchten
unsere Schweizerische Gebirge überstiegen/ und auß den alten Gal-
lischen Landen in Jtalien/ oder auß Jtalien in unsere Lande mit
ganzen Heerzeugen kommen sein? Welchen Weg/ und zu welcher zeit der
gewaltige Heerführ er Hannibal über die hohen Schweitzer- oder benachbar-
te Saphoyische Alpen kommen seye? Es gehöret dise Materi eher einem
Historico, oder Geschichtschreiber/ und kan der geehrte Leser nebst dem Li-
vio,
und Polybio hierüber zu raht ziehen unsere Vatterländische Scriben-
ten/ als Simlerum de Alpib. p. 76-86. Tschud. Helvet. Antiq. Msc.
und Rhetisch Alpgebirg. p. 45. &c. deren muthmaßlich-endliche Meinung
dahin gehet/ daß die hohen Alp-Straffen von uralten Zeiten her/ in denen
Jtalien und Gallien bewohnet waren/ durchgängig gewesen/ gleichwol seyen
so wol die Jtaliener als Gallier jede Nation in ihren Landen still gesessen/
wol zusamen gewandelt/ aber nicht eine von der anderen mit Heeres-Macht
überzogen worden; und seye Hercules der erste (wann je wahr/ was von ihme
geschriben wird) der sich von Morgen her über die Alpen in Gallien gewa-
get/ hernach seyen auch die Gallier zu Tarquinii zeiten/ lang vor Hannibal/
mit einem Heerzeug in Jtalien gezogen. Mein Vorhaben ist/ deren Rei-
sen/ so durch unsere Schweizerische hohe Gebirge vorgenommen werden/
Kömmlichkeiten/ Beschwerden/ Gefahren/ Manieren/ wie selbige abzuheben/
oder zu verminderen/ zur Nachricht denen Reisenden bekant zumachen/ zu-
gleich aber auch disere Materi auß denen alten Geschichtschreiberen sonderlich
Polybio (welcher das/ was Hannibali in seinem Zug über die Alpen be-
gegnet/ von denen Reißgefehrten selbs/ erfahren/ und hernach auch/ seinen
lust zu büssen/ in die hohen Gebirge gereiset) zuerläuteren. Hierauß wird
verhoffentlich mancher frömbder und einheimscher die Besch affenheit unsers
Lands lehrnen erkennen/ und eins und anders zu seinem Nuzen ergreiffen.

Von

tes alpinæ, auf und an den Alpen wohnende Voͤlker/ ſondern vornehmlich/
weilen ſie auß zaͤhem hartem Bergholz gemachet worden/ wie es außleget
Joſias Simlerus Comment. de Alpib. p. 126. b. oder villeicht von leich-
tem/ geſchlachten Bergholz/ an deme die Soldaten nicht ſchwer zu tragen
gehabt.

Von denen Reiſen uͤber hohe Gebirge.

MEines thuns iſt nicht/ nach zuforſchen denen/ welche zuerſt moͤchten
unſere Schweizeriſche Gebirge uͤberſtiegen/ und auß den alten Gal-
liſchen Landen in Jtalien/ oder auß Jtalien in unſere Lande mit
ganzen Heerzeugen kommen ſein? Welchen Weg/ und zu welcher zeit der
gewaltige Heerfuͤhr er Hannibal uͤber die hohen Schweitzer- oder benachbar-
te Saphoyiſche Alpen kommen ſeye? Es gehoͤret diſe Materi eher einem
Hiſtorico, oder Geſchichtſchreiber/ und kan der geehrte Leſer nebſt dem Li-
vio,
und Polybio hieruͤber zu raht ziehen unſere Vatterlaͤndiſche Scriben-
ten/ als Simlerum de Alpib. p. 76-86. Tſchud. Helvet. Antiq. Mſc.
und Rhetiſch Alpgebirg. p. 45. &c. deren muthmaßlich-endliche Meinung
dahin gehet/ daß die hohen Alp-Straffen von uralten Zeiten her/ in denen
Jtalien und Gallien bewohnet waren/ durchgaͤngig geweſen/ gleichwol ſeyen
ſo wol die Jtaliener als Gallier jede Nation in ihren Landen ſtill geſeſſen/
wol zuſamen gewandelt/ aber nicht eine von der anderen mit Heeres-Macht
uͤberzogen worden; und ſeye Hercules der erſte (wañ je wahr/ was von ihme
geſchriben wird) der ſich von Morgen her uͤber die Alpen in Gallien gewa-
get/ hernach ſeyen auch die Gallier zu Tarquinii zeiten/ lang vor Hannibal/
mit einem Heerzeug in Jtalien gezogen. Mein Vorhaben iſt/ deren Rei-
ſen/ ſo durch unſere Schweizeriſche hohe Gebirge vorgenommen werden/
Koͤm̃lichkeiten/ Beſchwerden/ Gefahren/ Manieren/ wie ſelbige abzuheben/
oder zu verminderen/ zur Nachricht denen Reiſenden bekant zumachen/ zu-
gleich aber auch diſere Materi auß denen alten Geſchichtſchreiberen ſonderlich
Polybio (welcher das/ was Hannibali in ſeinem Zug uͤber die Alpen be-
gegnet/ von denen Reißgefehrten ſelbs/ erfahren/ und hernach auch/ ſeinen
luſt zu buͤſſen/ in die hohen Gebirge gereiſet) zuerlaͤuteren. Hierauß wird
verhoffentlich mancher froͤmbder und einheimſcher die Beſch affenheit unſers
Lands lehrnen erkennen/ und eins und anders zu ſeinem Nuzen ergreiffen.

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[(66)[66]/0089] tes alpinæ, auf und an den Alpen wohnende Voͤlker/ ſondern vornehmlich/ weilen ſie auß zaͤhem hartem Bergholz gemachet worden/ wie es außleget Joſias Simlerus Comment. de Alpib. p. 126. b. oder villeicht von leich- tem/ geſchlachten Bergholz/ an deme die Soldaten nicht ſchwer zu tragen gehabt. Von denen Reiſen uͤber hohe Gebirge. MEines thuns iſt nicht/ nach zuforſchen denen/ welche zuerſt moͤchten unſere Schweizeriſche Gebirge uͤberſtiegen/ und auß den alten Gal- liſchen Landen in Jtalien/ oder auß Jtalien in unſere Lande mit ganzen Heerzeugen kommen ſein? Welchen Weg/ und zu welcher zeit der gewaltige Heerfuͤhr er Hannibal uͤber die hohen Schweitzer- oder benachbar- te Saphoyiſche Alpen kommen ſeye? Es gehoͤret diſe Materi eher einem Hiſtorico, oder Geſchichtſchreiber/ und kan der geehrte Leſer nebſt dem Li- vio, und Polybio hieruͤber zu raht ziehen unſere Vatterlaͤndiſche Scriben- ten/ als Simlerum de Alpib. p. 76-86. Tſchud. Helvet. Antiq. Mſc. und Rhetiſch Alpgebirg. p. 45. &c. deren muthmaßlich-endliche Meinung dahin gehet/ daß die hohen Alp-Straffen von uralten Zeiten her/ in denen Jtalien und Gallien bewohnet waren/ durchgaͤngig geweſen/ gleichwol ſeyen ſo wol die Jtaliener als Gallier jede Nation in ihren Landen ſtill geſeſſen/ wol zuſamen gewandelt/ aber nicht eine von der anderen mit Heeres-Macht uͤberzogen worden; und ſeye Hercules der erſte (wañ je wahr/ was von ihme geſchriben wird) der ſich von Morgen her uͤber die Alpen in Gallien gewa- get/ hernach ſeyen auch die Gallier zu Tarquinii zeiten/ lang vor Hannibal/ mit einem Heerzeug in Jtalien gezogen. Mein Vorhaben iſt/ deren Rei- ſen/ ſo durch unſere Schweizeriſche hohe Gebirge vorgenommen werden/ Koͤm̃lichkeiten/ Beſchwerden/ Gefahren/ Manieren/ wie ſelbige abzuheben/ oder zu verminderen/ zur Nachricht denen Reiſenden bekant zumachen/ zu- gleich aber auch diſere Materi auß denen alten Geſchichtſchreiberen ſonderlich Polybio (welcher das/ was Hannibali in ſeinem Zug uͤber die Alpen be- gegnet/ von denen Reißgefehrten ſelbs/ erfahren/ und hernach auch/ ſeinen luſt zu buͤſſen/ in die hohen Gebirge gereiſet) zuerlaͤuteren. Hierauß wird verhoffentlich mancher froͤmbder und einheimſcher die Beſch affenheit unſers Lands lehrnen erkennen/ und eins und anders zu ſeinem Nuzen ergreiffen. Von

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (66)[66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/89>, abgerufen am 21.11.2024.