Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite
N. 14.)



Seltsamer Naturgeschichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von dem Pfefers-Bad.

WAnn nun ein verständiger Arzet gleich einem erfahrnen Uhrenma-
cher kennet den gesunden/ und kranknen Zustand dises von Gott selbs
verfertigten Uhrenwerks/ und die wirkung des Pfeferswassers auß
ob eingeführten Gründen herleitet nicht so fast von unbekanten Mineralien/
als von der lauteren Quell der natürlichen/ durchtringenden wärme/ der sub-
til- und kleinheit aller theilen dises Wassers/ so wird er auß disem einfalten
Grundsatz ohnschwer fassen können/ wie dasselbe ausserlich durch die Bad-
oder innerlich durch die Trink-cur wirke/ wie es durch den Magen in die Ge-
därme/ durch dise in die äussersten Löchlein der Milchgefässen/ und von dan-
nen in das Geblüt durch alle kleinsten äderlein gehe/ die hier und da ankle-
benden schleimerig-irrdischen theil auflöse/ und außführe/ folglich die Ver-
stopfungen/ welche der meisten Krankheiten ursachen seyn/ weghebe: Wie
über diß auch diejenigen zächen Feuchtigkeiten/ welche durch die innerliche
Trinkcur nicht haben können aufgelößt/ und ausser den Leib geführet werden/
durch die äussere Badeur weiters verdünneret/ die Löchlein der Haut eröff-
net/ die Zäserlin erweichet/ die kleinsten äderlein auf oben erklärte weise auß-
gedehnet/ und die fremden unnützen theil/ theils durch den Schweiß/ theils
durch den Harn weggetriben werden/ worbey anfänglich zwar entstehet mat-
tigkeit der Gliedern/ und andere etwan weit außsehende/ und gefährliche Zu-
fälle/ hernach aber/ wann die Cur zu end/ oft auch erst zuhauß/ der ganze Leib
widerum zu gesunden Kräften/ und das Gemüth zu frölichen Gedanken wi-
derkehret: Wer/ sage ich/ die Natur und Wirkungen dises Pfefersischen
Heilwassers auf solche weise mit vernünftigen gedanken erwiget/ eines jeden
Menschen/ der seine Gesundheit zuerhalten/ oder wider zubringen sorgfältig
ist/ beschaffenheit in betrachtung zeuhet/ die Krankheiten kennet/ dero ursachen

grund-
N. 14.)



Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.


Anhang von dem Pfefers-Bad.

WAnn nun ein verſtaͤndiger Arzet gleich einem erfahrnen Uhrenma-
cher kennet den geſunden/ und kranknen Zuſtand diſes von Gott ſelbs
verfertigten Uhrenwerks/ und die wirkung des Pfeferswaſſers auß
ob eingefuͤhrten Gruͤnden herleitet nicht ſo faſt von unbekanten Mineralien/
als von der lauteren Quell der natuͤrlichen/ durchtringenden waͤrme/ der ſub-
til- und kleinheit aller theilen diſes Waſſers/ ſo wird er auß diſem einfalten
Grundſatz ohnſchwer faſſen koͤnnen/ wie daſſelbe auſſerlich durch die Bad-
oder innerlich durch die Trink-cur wirke/ wie es durch den Magen in die Ge-
daͤrme/ durch diſe in die aͤuſſerſten Loͤchlein der Milchgefaͤſſen/ und von dan-
nen in das Gebluͤt durch alle kleinſten aͤderlein gehe/ die hier und da ankle-
benden ſchleimerig-irꝛdiſchen theil aufloͤſe/ und außfuͤhre/ folglich die Ver-
ſtopfungen/ welche der meiſten Krankheiten urſachen ſeyn/ weghebe: Wie
uͤber diß auch diejenigen zaͤchen Feuchtigkeiten/ welche durch die innerliche
Trinkcur nicht haben koͤnnen aufgeloͤßt/ und auſſer den Leib gefuͤhret werden/
durch die aͤuſſere Badeur weiters verduͤnneret/ die Loͤchlein der Haut eroͤff-
net/ die Zaͤſerlin erweichet/ die kleinſten aͤderlein auf oben erklaͤrte weiſe auß-
gedehnet/ und die fremden unnuͤtzen theil/ theils durch den Schweiß/ theils
durch den Harn weggetriben werden/ worbey anfaͤnglich zwar entſtehet mat-
tigkeit der Gliedern/ und andere etwan weit außſehende/ und gefaͤhrliche Zu-
faͤlle/ hernach aber/ wann die Cur zu end/ oft auch erſt zuhauß/ der ganze Leib
widerum zu geſunden Kraͤften/ und das Gemuͤth zu froͤlichen Gedanken wi-
derkehret: Wer/ ſage ich/ die Natur und Wirkungen diſes Pfeferſiſchen
Heilwaſſers auf ſolche weiſe mit vernuͤnftigen gedanken erwiget/ eines jeden
Menſchen/ der ſeine Geſundheit zuerhalten/ oder wider zubringen ſorgfaͤltig
iſt/ beſchaffenheit in betrachtung zeuhet/ die Krankheiten kennet/ dero urſachen

grund-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0076" n="(53)[53]"/>
      <fw place="top" type="header">N. 14.)</fw>
      <div n="1">
        <dateline> <hi rendition="#et">13. <hi rendition="#aq">Maj.</hi> 1705.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head> <hi rendition="#b">Selt&#x017F;amer Naturge&#x017F;chichten<lb/>
Des Schweizer-Lands<lb/>
Wochentliche Erzehlung.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anhang von dem Pfefers-Bad.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>Ann nun ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Arzet gleich einem erfahrnen Uhrenma-<lb/>
cher kennet den ge&#x017F;unden/ und kranknen Zu&#x017F;tand di&#x017F;es von Gott &#x017F;elbs<lb/>
verfertigten Uhrenwerks/ und die wirkung des Pfeferswa&#x017F;&#x017F;ers auß<lb/>
ob eingefu&#x0364;hrten Gru&#x0364;nden herleitet nicht &#x017F;o fa&#x017F;t von unbekanten Mineralien/<lb/>
als von der lauteren Quell der natu&#x0364;rlichen/ durchtringenden wa&#x0364;rme/ der &#x017F;ub-<lb/>
til- und kleinheit aller theilen di&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;ers/ &#x017F;o wird er auß di&#x017F;em einfalten<lb/>
Grund&#x017F;atz ohn&#x017F;chwer fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ wie da&#x017F;&#x017F;elbe au&#x017F;&#x017F;erlich durch die Bad-<lb/>
oder innerlich durch die Trink-cur wirke/ wie es durch den Magen in die Ge-<lb/>
da&#x0364;rme/ durch di&#x017F;e in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Lo&#x0364;chlein der Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und von dan-<lb/>
nen in das Geblu&#x0364;t durch alle klein&#x017F;ten a&#x0364;derlein gehe/ die hier und da ankle-<lb/>
benden &#x017F;chleimerig-ir&#xA75B;di&#x017F;chen theil auflo&#x0364;&#x017F;e/ und außfu&#x0364;hre/ folglich die Ver-<lb/>
&#x017F;topfungen/ welche der mei&#x017F;ten Krankheiten ur&#x017F;achen &#x017F;eyn/ weghebe: Wie<lb/>
u&#x0364;ber diß auch diejenigen za&#x0364;chen Feuchtigkeiten/ welche durch die innerliche<lb/>
Trinkcur nicht haben ko&#x0364;nnen aufgelo&#x0364;ßt/ und au&#x017F;&#x017F;er den Leib gefu&#x0364;hret werden/<lb/>
durch die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Badeur weiters verdu&#x0364;nneret/ die Lo&#x0364;chlein der Haut ero&#x0364;ff-<lb/>
net/ die Za&#x0364;&#x017F;erlin erweichet/ die klein&#x017F;ten a&#x0364;derlein auf oben erkla&#x0364;rte wei&#x017F;e auß-<lb/>
gedehnet/ und die fremden unnu&#x0364;tzen theil/ theils durch den Schweiß/ theils<lb/>
durch den Harn weggetriben werden/ worbey anfa&#x0364;nglich zwar ent&#x017F;tehet mat-<lb/>
tigkeit der Gliedern/ und andere etwan weit auß&#x017F;ehende/ und gefa&#x0364;hrliche Zu-<lb/>
fa&#x0364;lle/ hernach aber/ wann die Cur zu end/ oft auch er&#x017F;t zuhauß/ der ganze Leib<lb/>
widerum zu ge&#x017F;unden Kra&#x0364;ften/ und das Gemu&#x0364;th zu fro&#x0364;lichen Gedanken wi-<lb/>
derkehret: Wer/ &#x017F;age ich/ die Natur und Wirkungen di&#x017F;es Pfefer&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Heilwa&#x017F;&#x017F;ers auf &#x017F;olche wei&#x017F;e mit vernu&#x0364;nftigen gedanken erwiget/ eines jeden<lb/>
Men&#x017F;chen/ der &#x017F;eine Ge&#x017F;undheit zuerhalten/ oder wider zubringen &#x017F;orgfa&#x0364;ltig<lb/>
i&#x017F;t/ be&#x017F;chaffenheit in betrachtung zeuhet/ die Krankheiten kennet/ dero ur&#x017F;achen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">grund-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[(53)[53]/0076] N. 14.) 13. Maj. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Anhang von dem Pfefers-Bad. WAnn nun ein verſtaͤndiger Arzet gleich einem erfahrnen Uhrenma- cher kennet den geſunden/ und kranknen Zuſtand diſes von Gott ſelbs verfertigten Uhrenwerks/ und die wirkung des Pfeferswaſſers auß ob eingefuͤhrten Gruͤnden herleitet nicht ſo faſt von unbekanten Mineralien/ als von der lauteren Quell der natuͤrlichen/ durchtringenden waͤrme/ der ſub- til- und kleinheit aller theilen diſes Waſſers/ ſo wird er auß diſem einfalten Grundſatz ohnſchwer faſſen koͤnnen/ wie daſſelbe auſſerlich durch die Bad- oder innerlich durch die Trink-cur wirke/ wie es durch den Magen in die Ge- daͤrme/ durch diſe in die aͤuſſerſten Loͤchlein der Milchgefaͤſſen/ und von dan- nen in das Gebluͤt durch alle kleinſten aͤderlein gehe/ die hier und da ankle- benden ſchleimerig-irꝛdiſchen theil aufloͤſe/ und außfuͤhre/ folglich die Ver- ſtopfungen/ welche der meiſten Krankheiten urſachen ſeyn/ weghebe: Wie uͤber diß auch diejenigen zaͤchen Feuchtigkeiten/ welche durch die innerliche Trinkcur nicht haben koͤnnen aufgeloͤßt/ und auſſer den Leib gefuͤhret werden/ durch die aͤuſſere Badeur weiters verduͤnneret/ die Loͤchlein der Haut eroͤff- net/ die Zaͤſerlin erweichet/ die kleinſten aͤderlein auf oben erklaͤrte weiſe auß- gedehnet/ und die fremden unnuͤtzen theil/ theils durch den Schweiß/ theils durch den Harn weggetriben werden/ worbey anfaͤnglich zwar entſtehet mat- tigkeit der Gliedern/ und andere etwan weit außſehende/ und gefaͤhrliche Zu- faͤlle/ hernach aber/ wann die Cur zu end/ oft auch erſt zuhauß/ der ganze Leib widerum zu geſunden Kraͤften/ und das Gemuͤth zu froͤlichen Gedanken wi- derkehret: Wer/ ſage ich/ die Natur und Wirkungen diſes Pfeferſiſchen Heilwaſſers auf ſolche weiſe mit vernuͤnftigen gedanken erwiget/ eines jeden Menſchen/ der ſeine Geſundheit zuerhalten/ oder wider zubringen ſorgfaͤltig iſt/ beſchaffenheit in betrachtung zeuhet/ die Krankheiten kennet/ dero urſachen grund-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/76
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (53)[53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/76>, abgerufen am 21.12.2024.