Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.Jahrgang vorsagen/ und sehen könne auß gar vilem auf hohe Alpen gefalle- Merkwürdig ist/ was diser tagen den 19. Herbstm. st. v. mir zugeschri- Von denen Astrologischen oder auß des Gestirns betrachtung herge- Von den Louwinen. Es bedeuten dise Wörter Louwin/ Lauwin/ Lauwen/ Löuwin/ Spelmann
Jahrgang vorſagen/ und ſehen koͤnne auß gar vilem auf hohe Alpen gefalle- Merkwuͤrdig iſt/ was diſer tagen den 19. Herbſtm. ſt. v. mir zugeſchri- Von denen Aſtrologiſchen oder auß des Geſtirns betrachtung herge- Von den Louwinen. Es bedeuten diſe Woͤrter Louwin/ Lauwin/ Lauwen/ Loͤuwin/ Spelmañ
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Jahrgang vorſagen/ und ſehen koͤnne auß gar vilem auf hohe Alpen gefalle-
nen Schuee.
Merkwuͤrdig iſt/ was diſer tagen den 19. Herbſtm. ſt. v. mir zugeſchri-
ben Hr. J. H. Tſch. Diaconus zu Schwanden. Vor weniger zeit/ ſchreibt
er/ iſt ein Mann auß dem Thal bey mir geweſen/ welcher behaubtet/ man
werde diſere Wochen muͤſſen von Alp fahren/ weilen er an ſelbigem morgen
(ware ſonſt ein ſchoͤner/ und lieblicher Tag) Schneebluſt geſehen/ daß iſt/
ein kleines/ weiſſes/ krauſes/ oder/ wie ers erklaͤrete/ gefoͤgletes Woͤlklein/ ſehr
hoch in den Luͤften/ ſo daß es mit bloſſen augen ſchwerlich/ zuſehen. Des
Mañs Prognoſticon hat ganz wol zugetroffen/ indem gar wenig tag da-
rauf ſehr rauhes Wetter eingefallen/ und man wegen des Schnees faſt ab
allen Alpen mit Viehe naher Hauß kehren muͤſſen.
Von denen Aſtrologiſchen oder auß des Geſtirns betrachtung herge-
nommenen Propheceyungen: als daß ein naſſer Sommer werde erfolgen/
wann es bey der Sonnen eintritt in Loͤwen regne; von des H. Medardi/
und anderen dergleichen Tagen allzu aberglaͤubiſchen Wehlungen wil ich
hier nicht vil ſchreiben/ weil es unnohtwendig/ ungewiß/ und zu wuͤnſchen/
daß man ſothane Propheceyungen/ deren gar vil auß dem Abgoͤttiſchen Hei-
denthum zu uns harflieſſen/ entweder mit mehrer beſcheidenheit in die Kalen-
der ſezte/ oder gar abſchaffen wurde.
Von den Louwinen.
Es bedeuten diſe Woͤrter Louwin/ Lauwin/ Lauwen/ Loͤuwin/
Loͤwin/ Lauͤin/ Loͤbin/ Loͤbinenſtrich/ Lauwer/ Schneelauwin/
eine groſſe menge Schnee/ der von hohen Bergen in die angelegene Thaͤler
herunter fallet/ zu groſſem ſchaden/ und ſchrecken/ der Einwohneren; daher
vermeinet Camerarius Hor. ſubciſiv. Centur. II. §. 37. daß ein zuſamen
gerollter/ und von der hoͤhe abfahrender Schnee ſeye wie ein Loͤwin/ Leæ-
na, wegen ſeiner geſchwindigkeit/ und gewalts/ deme niemand widerſtehen
mag. Wahrſcheinlicher aber iſt diſer Woͤrteren urſprung herzuleiten von
dem Lateiniſchen gleichdeutigen Labina, welches herkome à labendo, vom
fallen/ oder vom Pundtneriſchen Lavine, Lavigne. Sonſten
heiſſen diſe Lauwinen auch Schnee Schlipfe/ Schneebruͤche/ Schnee-
laͤſte/ alles mit kraͤftigen den fall und groͤſſe des Schnees vorſtellenden Na-
men. Jn Franzoͤſiſch Schweizeriſcher Sprach Levantze, und Valantze,
á Valle/ von dem Thal/ in welches ſie ſich abſtuͤrzen. Plantin. Helv. p. 40.
Spelmañ
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