Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
"Rings umher liegt ein grosser Wald,
Darum die alten Heiden haben
Bey zehen Meil umher gegraben,
Ein lange Zeit, eh JEsus Christ
Auf Erden Mensch gebohren ist.
Den Graben man noch sehen kan,
Er wird genennt von jedermann
Der Pol-Grab, und zur lincken Hand
Reicht er bis in das Hessen-Land,
Zur rechten Hand bis an den Rhein;
Das kan ein langer Pol-Grab seyn.
Derselbig Grab vergeht nun sehr,
Dieweil man seiner acht nicht mehr.
Das Alter so feindselig ist,
Beyd Zeit und Alter alles frißt."

Zu welcher Zeit aber, und durch welchen Römischen Feldherrn, eigentlich dieser Römische Pfal-Graben veranstaltet worden? das haben uns die alte Römische Geschicht-Schreiber so deutlich nicht gemeldet. Doch will man aus dem Suetonio in der Lebens-Beschreibung des Kaysers Claudii c. 1, und aus dem Tacito A. 13. c. 53. einiger massen schliessen, daß er durch den Römischen Feldherrn Drusum, ohngefähr um die Zeit der Geburt Christi, (und also nicht, wie Alber meynet, eine lange Zeit vor derselben) angefangen, und durch den Feldherrn Paulinum Pompejum nachmals vollends zu Stande gerichtet worden sey. Wiewohl andere solches

„Rings umher liegt ein grosser Wald,
Darum die alten Heiden haben
Bey zehen Meil umher gegraben,
Ein lange Zeit, eh JEsus Christ
Auf Erden Mensch gebohren ist.
Den Graben man noch sehen kan,
Er wird genennt von jedermann
Der Pol-Grab, und zur lincken Hand
Reicht er bis in das Hessen-Land,
Zur rechten Hand bis an den Rhein;
Das kan ein langer Pol-Grab seyn.
Derselbig Grab vergeht nun sehr,
Dieweil man seiner acht nicht mehr.
Das Alter so feindselig ist,
Beyd Zeit und Alter alles frißt.“

Zu welcher Zeit aber, und durch welchen Römischen Feldherrn, eigentlich dieser Römische Pfal-Graben veranstaltet worden? das haben uns die alte Römische Geschicht-Schreiber so deutlich nicht gemeldet. Doch will man aus dem Suetonio in der Lebens-Beschreibung des Kaysers Claudii c. 1, und aus dem Tacito A. 13. c. 53. einiger massen schliessen, daß er durch den Römischen Feldherrn Drusum, ohngefähr um die Zeit der Geburt Christi, (und also nicht, wie Alber meynet, eine lange Zeit vor derselben) angefangen, und durch den Feldherrn Paulinum Pompejum nachmals vollends zu Stande gerichtet worden sey. Wiewohl andere solches

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0129" n="93"/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Rings umher liegt ein grosser Wald,</l><lb/>
            <l>Darum die alten Heiden haben</l><lb/>
            <l>Bey zehen Meil umher gegraben,</l><lb/>
            <l>Ein lange Zeit, eh JEsus Christ</l><lb/>
            <l>Auf Erden Mensch gebohren ist.</l><lb/>
            <l>Den Graben man noch sehen kan,</l><lb/>
            <l>Er wird genennt von jedermann</l><lb/>
            <l>Der Pol-Grab, und zur lincken Hand</l><lb/>
            <l>Reicht er bis in das Hessen-Land,</l><lb/>
            <l>Zur rechten Hand bis an den Rhein;</l><lb/>
            <l>Das kan ein langer Pol-Grab seyn.</l><lb/>
            <l>Derselbig Grab vergeht nun sehr,</l><lb/>
            <l>Dieweil man seiner acht nicht mehr.</l><lb/>
            <l>Das Alter so feindselig ist,</l><lb/>
            <l>Beyd Zeit und Alter alles frißt.&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <p>Zu welcher Zeit aber, und durch welchen Römischen Feldherrn, eigentlich dieser Römische Pfal-Graben veranstaltet worden? das haben uns die alte Römische Geschicht-Schreiber so deutlich nicht gemeldet. Doch will man aus dem Suetonio in der Lebens-Beschreibung des Kaysers Claudii <hi rendition="#aq">c. 1,</hi> und aus dem Tacito <hi rendition="#aq">A. 13. c. 53.</hi> einiger massen schliessen, daß er durch den Römischen Feldherrn Drusum, ohngefähr um die Zeit der Geburt Christi, (und also nicht, wie Alber meynet, eine lange Zeit vor derselben) angefangen, und durch den Feldherrn Paulinum Pompejum nachmals vollends zu Stande gerichtet worden sey. Wiewohl andere solches
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0129] „Rings umher liegt ein grosser Wald, Darum die alten Heiden haben Bey zehen Meil umher gegraben, Ein lange Zeit, eh JEsus Christ Auf Erden Mensch gebohren ist. Den Graben man noch sehen kan, Er wird genennt von jedermann Der Pol-Grab, und zur lincken Hand Reicht er bis in das Hessen-Land, Zur rechten Hand bis an den Rhein; Das kan ein langer Pol-Grab seyn. Derselbig Grab vergeht nun sehr, Dieweil man seiner acht nicht mehr. Das Alter so feindselig ist, Beyd Zeit und Alter alles frißt.“ Zu welcher Zeit aber, und durch welchen Römischen Feldherrn, eigentlich dieser Römische Pfal-Graben veranstaltet worden? das haben uns die alte Römische Geschicht-Schreiber so deutlich nicht gemeldet. Doch will man aus dem Suetonio in der Lebens-Beschreibung des Kaysers Claudii c. 1, und aus dem Tacito A. 13. c. 53. einiger massen schliessen, daß er durch den Römischen Feldherrn Drusum, ohngefähr um die Zeit der Geburt Christi, (und also nicht, wie Alber meynet, eine lange Zeit vor derselben) angefangen, und durch den Feldherrn Paulinum Pompejum nachmals vollends zu Stande gerichtet worden sey. Wiewohl andere solches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-24T12:08:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-24T12:08:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wird ein Wort durch Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf die nächste Seite übernommen.
  • ß, das wegen einer Zeilentrennung zu ss wurde, wurde innerhalb der Zeile wieder zu ß transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/129
Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/129>, abgerufen am 26.04.2024.