Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

Es hat aber Winckelmann, welcher, wie er in seiner Heßischen Chron. P. 2. c. 2. p. 106. meldet, um das Jahr 1670 in unserer Nachbarschaft zu Rüsselsheim, Dornheim und Zwingenberg dergleichen aus der Erde herausgegrabene grosse steinerne Todtem-Särge angetroffen, auf einem derselben, welcher 9. Fuß lang gewesen, eine würckliche Römische Aufschrift (welche er daselbst zu lesen giebt) gefunden, folglich also daraus geschlossen, daß diese steinerne Todten-Särge von den alten, in diesen Gegenden sich aufgehaltenen, Römern herrühreten. Es haben zwar die alten Römer, wie kurtz vorher berichtet worden, ihre Todten gemeiniglich verbrannt. Es haben aber auch einige Geschlechter unter ihnen ihre Todten, ohne vorgängige Verbrennung schlechthin begraben. Und in dem zweyten Jahrhundert nach Christi Geburt, um die Zeiten der Kayser Antoninen, hat die Verbrennung der Todten bey ihnen nach und nach völlig aufgehöret. Siehe hiervon des Plinii H. N. L. VII. c. 54, und seine daselbstige Ausleger; wie auch des Cellarii und Nienpoorts Antiq. und Rit. Rom. etc. Es kan also gar wohl seyn, daß der gemeldte gefundene Wißbadische steinerne Sarg ebenfalls ein solcher Römischer Todten-Sarg gewesen sey. Er ist übrigens vor weniger Zeit zu einem

Es hat aber Winckelmann, welcher, wie er in seiner Heßischen Chron. P. 2. c. 2. p. 106. meldet, um das Jahr 1670 in unserer Nachbarschaft zu Rüsselsheim, Dornheim und Zwingenberg dergleichen aus der Erde herausgegrabene grosse steinerne Todtem–Särge angetroffen, auf einem derselben, welcher 9. Fuß lang gewesen, eine würckliche Römische Aufschrift (welche er daselbst zu lesen giebt) gefunden, folglich also daraus geschlossen, daß diese steinerne Todten–Särge von den alten, in diesen Gegenden sich aufgehaltenen, Römern herrühreten. Es haben zwar die alten Römer, wie kurtz vorher berichtet worden, ihre Todten gemeiniglich verbrannt. Es haben aber auch einige Geschlechter unter ihnen ihre Todten, ohne vorgängige Verbrennung schlechthin begraben. Und in dem zweyten Jahrhundert nach Christi Geburt, um die Zeiten der Kayser Antoninen, hat die Verbrennung der Todten bey ihnen nach und nach völlig aufgehöret. Siehe hiervon des Plinii H. N. L. VII. c. 54, und seine daselbstige Ausleger; wie auch des Cellarii und Nienpoorts Antiq. und Rit. Rom. etc. Es kan also gar wohl seyn, daß der gemeldte gefundene Wißbadische steinerne Sarg ebenfalls ein solcher Römischer Todten–Sarg gewesen sey. Er ist übrigens vor weniger Zeit zu einem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="74"/>
Es hat aber Winckelmann, welcher, wie er in seiner Heßischen Chron. <hi rendition="#aq">P. 2. c. 2. p. 106.</hi> meldet, um das Jahr 1670 in unserer Nachbarschaft zu Rüsselsheim, Dornheim und Zwingenberg dergleichen aus der Erde herausgegrabene grosse steinerne Todtem&#x2013;Särge angetroffen, auf einem derselben, welcher 9. Fuß lang gewesen, eine würckliche Römische Aufschrift (welche er daselbst zu lesen giebt) gefunden, folglich also daraus geschlossen, daß diese steinerne Todten&#x2013;Särge von den alten, in diesen Gegenden sich aufgehaltenen, Römern herrühreten. Es haben zwar die alten Römer, wie kurtz vorher berichtet worden, ihre Todten gemeiniglich verbrannt. Es haben aber auch einige Geschlechter unter ihnen ihre Todten, ohne vorgängige Verbrennung schlechthin begraben. Und in dem zweyten Jahrhundert nach Christi Geburt, um die Zeiten der Kayser Antoninen, hat die Verbrennung der Todten bey ihnen nach und nach völlig aufgehöret. Siehe hiervon des Plinii <hi rendition="#aq">H. N. L. VII. c. 54,</hi> und seine daselbstige Ausleger; wie auch des Cellarii und Nienpoorts <hi rendition="#aq">Antiq.</hi> und <hi rendition="#aq">Rit. Rom. etc.</hi> Es kan also gar wohl seyn, daß der gemeldte gefundene Wißbadische steinerne Sarg ebenfalls ein solcher Römischer Todten&#x2013;Sarg gewesen sey. Er ist übrigens vor weniger Zeit zu einem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0110] Es hat aber Winckelmann, welcher, wie er in seiner Heßischen Chron. P. 2. c. 2. p. 106. meldet, um das Jahr 1670 in unserer Nachbarschaft zu Rüsselsheim, Dornheim und Zwingenberg dergleichen aus der Erde herausgegrabene grosse steinerne Todtem–Särge angetroffen, auf einem derselben, welcher 9. Fuß lang gewesen, eine würckliche Römische Aufschrift (welche er daselbst zu lesen giebt) gefunden, folglich also daraus geschlossen, daß diese steinerne Todten–Särge von den alten, in diesen Gegenden sich aufgehaltenen, Römern herrühreten. Es haben zwar die alten Römer, wie kurtz vorher berichtet worden, ihre Todten gemeiniglich verbrannt. Es haben aber auch einige Geschlechter unter ihnen ihre Todten, ohne vorgängige Verbrennung schlechthin begraben. Und in dem zweyten Jahrhundert nach Christi Geburt, um die Zeiten der Kayser Antoninen, hat die Verbrennung der Todten bey ihnen nach und nach völlig aufgehöret. Siehe hiervon des Plinii H. N. L. VII. c. 54, und seine daselbstige Ausleger; wie auch des Cellarii und Nienpoorts Antiq. und Rit. Rom. etc. Es kan also gar wohl seyn, daß der gemeldte gefundene Wißbadische steinerne Sarg ebenfalls ein solcher Römischer Todten–Sarg gewesen sey. Er ist übrigens vor weniger Zeit zu einem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-24T12:08:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-24T12:08:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Wird ein Wort durch Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf die nächste Seite übernommen.
  • ß, das wegen einer Zeilentrennung zu ss wurde, wurde innerhalb der Zeile wieder zu ß transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/110
Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/110>, abgerufen am 27.04.2024.