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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Wie Schade, daß es ſchon zu ſpät worden, rief Praxedis herüber,
Ihr könntet gleich noch ein Paar mit dem Band der Ehe zuſammen
ſchmieden oder wenigſtens feierlich verloben, die taugen ſo gut zu
einand, wie die Zwei da drüben.

Ekkehard ließ ſein blaues Aug' lange auf den Beiden ruhen. Er
legte ihnen die Hand auf und machte das Zeichen des Kreuzes über
ſie. Wo iſt das Glück? ſprach er leiſe vor ſich hin. — —

In ſpäter Nacht ritt Rudimann der Kellermeiſter in ſein Kloſter
zurück. Die Furth war trocken, er konnte zu Roß hinüber. Von
des Abts Zelle glänzte noch ein Lichtſchimmer in See nieder. Er
klopfte bei ihm an, öffnete die Thür' halb und ſprach: Meine Ohren
haben heute mehr hören müſſen, als ihnen lieb war. Mit dem Hofgut
zu Saspach am Rheine wird's nichts! Sie ſetzt das Milchgeſicht von
Sanct Gallen drauf ...

Varium et mutabile semper femina! Wankelmüthig und ver-
änderlich ſtets iſt das Weib!207) murmelte der Abt, ohne ſich umzu-
ſchauen. Gute Nacht!



Siebzehntes Kapitel.
Gunzo wider Ekkehard.


In den Zeiten, da all das ſeither Erzählte an den Ufern des
Bodenſee's ſich zugetragen, ſaß fern in belgiſchen Landen im Kloſter
des heiligen Amandus sur l'Elnon ein Mönch in ſeiner Zelle:
Tagaus, tagein, wenn die Pflicht der Kloſterregel ihn freiließ, ſaß er
dort wie feſtgebannt; Winterſturm war gekommen, die Flüſſe zuge-
froren, Schnee ſoweit das Auge reichte — er hatte deſſen keine Acht;
der Frühling trieb den Winter aus — es kümmerte ihn nicht; die
Brüder plauderten von Krieg und ſchlimmer Botſchaft aus dem be-
freundeten Land am Rhein — er hatte kein Ohr für ſie. Auf ſeiner

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/253>, abgerufen am 30.12.2024.